Mal ist sie zu kalt, mal zu emotional: Als erste Frau kandidiert Hillary Clinton für das Amt als Präsidentin der USA. Sexismus ist vorprogrammiert.
Zum ersten Mal hat es eine Frau zur Präsidentischaftskandidatin einer der beiden großen US-Parteien gebracht. Doch mit dem Aufstieg ist auch brutaler Sexismus verbunden. Auf den Punkt hat es die Journalistin Sonia Seymour Mikich in ihrem Kommentar in den Tagesthemen gebracht. “Blaupause für vieles – auch für die Geschlechterfrage. Reden wir also über Sexismus”, so die Fernsehjournalistin, die selbst in ihrer Karriere oft die erste Frau in einer Führungsposition war. Ob als erste weibliche Leiterin des ARD-Studios in Moskau (1996), Leiterin des investigativen Magazins Monitor (2002), als Leiterin der Programmgruppe Inland des WDR (2011) oder jetzt als Chefredakteurin Fernsehen (seit 2014): Mikich hat sich stets politisch auch mit Frauenfragen auseinandergesetzt. Und als eine der wenigen Journalistinnen klar benannt, was in der Berichterstattung über Hillary Clinton als Präsidentschaftskandidatin schief läuft.
“Das Gedöns mit den Frauen ist immer noch da, obwohl wir 2016 schreiben”
Denn immer und immer wieder werden über die Politikerin Klischees und Geschlechterstereotype produziert und reproduziert. Da wird Clinton (wie Angela Merkel) wegen Äußerlichkeiten lächerlich gemacht. Mal ist es ihre Frisur, mal sind es ihre Beine, mal ist es ihr ehebrecherischer Gatte. Mal ist sie zu kalt, zu maskiert, zu männlich, zu machtgeil, zu schrill und oft auch zu feministisch. Mikich drückt es so aus: “Dass sie zu irgendetwas ist, jenseits von sachlicher Kritik. Mit anderen Worten: Das Gedöns mit den Frauen ist immer noch da, obwohl wir 2016 schreiben.” Der Wahlkampf, so die Analyse der politischen Journalistin, werde auf jeden Fall eines – sexistisch. Und Clinton muss all die Stereotypen, all die Rollenbilder bedienen, die von einer Frau erwartet werden. Mal Mutter, mal Freundin, mal Retterin und mal Lichtgestalt sein. Aber: Wenn es eine Frau könne, dass sei dies Hillary Clinton.