Dass immer mehr Ältere auch im Rentenalter arbeiten gehen, ist ein Trend, der schon seit einigen Jahren anhält. Nicht immer aber steckt dahinter die Altersarmut.
Die Zahl der arbeitenden Rentnerinnenn und Rentner steigt – aber viele tun dies freiwillig. Mehr als eine Millionen Menschen im Ruhestand haben einen Minijob. Zehntausende gehen einer freiberuflichen Nebentätigkeit nach. Und die Zahl jener, die nach dem Erreichen des Rentenalters weiter in Anstellung sind, steigt. Nicht immer aber steckt die Altersarmut dahinter, sondern der pure Wunsch, sich weiter einzubringen, was eine Untersuchung des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt. Demnach steckt in vielen Fällen keine soziale Not hinter dem Job-Engagement vieler Rentner. Denn das durchschnittliche Renteneinkommen von erwerbstätigen Rentnern liegt nicht unter dem von Nichterwerbstätigen – und kommt so nach Ansicht des IW als Erklärung nicht in Frage.
Um herauszufinden, ob finanzielle Not der entscheidende Grund für die Erwerbstätigkeit im Alter ist, werteten die IW-Forschenden Befragungsdaten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) aus dem Jahr 2019 aus. In dieser jährlichen repräsentativen Umfrage werden rund 30.000 Menschen befragt.
Rentnerinnen und Rentner mit einer beruflichen Nebentägkeit sind überdurchschnittlich gut ausgebildet
Laut IW waren die noch berufstätigen Rentnerinnen und Rentner im Schnitt jünger und stuften ihren Gesundheitszustand besser ein als Menschen im Ruhestand, die nicht arbeiteten. 43 Prozent der erwerbstätigen Rentner waren mit 63 bis 68 Jahren vergleichsweise jung, bei den nicht erwerbstätigen Rentner waren dies nur 19 Prozent. Lediglich fünf Prozent der erwerbstätigen Rentner waren über 81 Jahre alt. Auch handelte es sich bei erwerbstätigen Rentnern mit 58 Prozent überdurchschnittlich oft um Männer.
Einiges spricht also dafür, dass es sich vielfach um Menschen handelt, die noch nicht ganz vom Job lassen können. Möglicherweise auch, weil sie noch gefragt sind. Das legt ein weiteres Indizi nahe: Die Rentnerinnen und Rentner mit einer beruflichen Nebentägkeit waren überdurchschnittlich gut ausgebildet: 37 Prozent hatten einen höheren beruflichen oder einen akademischen Abschluss. Bei den Nichterwerbstätigen waren es lediglich 27 Prozent. Ein Grund könnte laut den IW-Forschenden sein, dass Höherqualifizierte meist einen höheren Stundenlohn erzielen und sich eine Weiterbeschäftigung somit mehr lohnt.
Was verdienen sich die Rentnerinnen und Rentner dazu?
Gut die Hälfte geht einem Minijob nach und verdient sich 450 Euro oder weniger dazu. Ein weiteres Viertel kommt auf ein Zusatzeinkommen von monatlich mehr als 1.800 Euro. Und rund zehn Prozent haben gar ein Einkommen von 4.200 Euro und mehr pro Monat. Im Durchscnitt lag das Einkommen aus dem Nebenjob bei 1.574 Euro.
Bei der Rentenhöhe sei aber zwischen Erwerbstätigen und Nichterwerbstätigen kein Unterschied erkennbar, so das Institut. Es habe sich kein Zusammenhang zwischen Rentenhöhe und dem erzielten Erwerbseinkommen gezeigt – allerdings spricht das nicht gegen die These, dass viele auch deshalb noch einen Minijob haben, weil die gesetzliche Rente nicht reicht. Auch sie zählen ja mit in die Daten hinein.
Das arbeitgebernahe IW interpretiert die Daten allerdings anders und schreibt, dass ein Zusammenhang zwischen wachsender Altersarmut, niedrigen Renten und einem Zuverdienst nicht bestätigt werden könne. Wahrscheinlich ist beides: Die einen arbeiten, weil sie es müssen. Die anderen arbeiten, weil sie noch gebraucht werden und es auch möchten. Immerhin ist für viele Menschen ihr Job dann eben auch Teilhabe, das Pflegen von Sozialkontakten – oder einfach Freude.