Der wichtigste Schritt ins Sabbatical ist, sich selbst die Erlaubnis dafür zu geben – alles andere lässt sich planen. Andrea Oder, Sabbatical-Coach, hat bereits drei Mal einen Ausstieg auf Zeit gewagt und weiß daher genau, worauf es ankommt.
Ein Gastbeitrag von Andrea Oder
Als Hape Kerkeling eine Auszeit braucht, seine Sachen packt und aller Welt sagt: „Ich bin dann mal weg“, – spricht er sehr vielen Menschen aus der Seele. Als Meike Winnemuth bei „Wer wird Millionär?“ eine halbe Million Euro gewinnt und sich ihren Traum von einem Jahr Auszeit verwirklicht, ist ihre verblüffendste Erkenntnis, dass sie auf ihrer Reise das Geld von Günther Jauch gar nicht gebraucht hat. Einfach mal die Seele baumeln lassen, endlich die lang erträumte Weltreise machen, sich mehr um die Gesundheit kümmern und entschleunigen, sich bei einem sozialen oder ökologischen Projekt engagieren – es gibt viele Gründe für ein Sabbatical. Auch können und sollten nicht alle Träume auf die Rentenzeit geschoben werden.
Wer eine Auszeit möchte und keine konkreten Vorstellungen hat, sollte sich ein paar Post-It-Zettel nehmen und seine Wünsche und Ziele aufschreiben. Erinnern Sie sich daran, welche Träume Sie als Kind hatten und lassen Sie sich davon leiten: Soll es eine Fahrradtour durch Argentinien werden oder wollen Sie endlich mal eine Zeitlang in Ihrer Traumstadt leben?
Welche Sabbatical-Modelle gibt es?
Die Zeit zwischen zwei Lebensabschnitten wie zwischen Abitur und Studium oder einem neuen Job, ein Gap Year, kann wunderbar für eine Auszeit genutzt werden. Allerdings muss man sich für diese Zeit selbst um Dinge wie Krankenversicherung, Rentenversicherung etc. kümmern. Angestellte haben es da etwas leichter. Mit einem klassischen Sabbatical-Modell können Mitarbeiter beispielsweise drei Jahre Teilzeit arbeiten: Die ersten zweieinhalb Jahre arbeitet man Vollzeit bei rund 83 Prozent des Gehalts und die letzten sechs Monate ist man freigestellt. Dieses Model hat viele Pluspunkte, denn das Gehalt läuft weiter und die Kranken- und Sozialversicherungen bleiben erhalten.
Ob ein Arbeitgeber einem Sabbatical zustimmt, liegt jedoch allein im Ermessen des Arbeitgebers – denn einen gesetzlichen Anspruch darauf gibt es in Deutschland nicht. Lehrer allerdings haben es leichter. Für sie existieren in jedem Bundesland schon lange gesetzliche und tarifliche Regelungen für ein Sabbatjahr.
Ein Sabbatical als Burnout-Prophylaxe ist ein guter Baustein in der betrieblichen Gesundheitsförderung
Allerdings haben auch immer mehr Firmen die Vorzüge eines Sabbaticals entdeckt – und bieten dementsprechend betriebliche Regelungen an. Denn Mitarbeiterbindung und -motivation sind in der heutigen Zeit, in der qualifizierte Mitarbeiter immer schwieriger zu finden sind, ein wichtiges Kapital für Unternehmen. Ferner ist ein Sabbatical als Burnout-Prophylaxe ein guter Baustein in der betrieblichen Gesundheitsförderung. Es gibt also auf beiden Seiten – Arbeitgeber und Angestellte – gute Gründe, die für ein Sabbatical sprechen.
Und weil es keinen rechtlichen Anspruch auf eine Auszeit gibt, sollten Mitarbeiter sich umso mehr gut darauf vorbereiten und taktisch klug agieren, wenn sie diesen Wunsch ihrem Arbeitgeber gegenüber äußern. Denn bei aller Begeisterung und Enthusiasmus, die in Mitarbeitern sprudeln, sollten sie sich in die Situation ihrer Vorgesetzten und Kollegen hineinversetzen. Das heißt, überlegen Sie in Ruhe, welche Auswirkungen die eigene Auszeit auf alle haben könnte. Denn wenn ein Mitarbeiter längere Zeit ausfällt, stehen Personalchefs schnell vor größeren Problemen: Wie kann die Arbeit aufgefangen werden? Was kostet es das Unternehmen? Und gibt es einen Profit für die Firma?
Tipps fürs Gelingen
- Fangen Sie so früh wie möglich mit Ihrer Planung an!
- Informieren Sie sich über die Länder und Ziele, die Sie haben!
- Machen Sie Pläne über Ihre Ziele, nutzen Sie Reisechecklisten!
- Senken Sie Ihre laufenden Kosten und sparen Sie!
- Ignorieren Sie Zweifler und vertrauen Sie Ihrem Traum!
- Starten Sie die Gesundheitsvorsorge!
- Hören Sie auf zu planen und machen Sie einfach!
Was kostet ein Sabbatical?
Ein Vorteil kann sein, für die Auszeit einen Zeitraum zu wählen, in dem in der Abteilung oder dem Unternehmen erfahrungsgemäß weniger los ist als sonst. Wenn zur gewünschten Zeit ein großes Projekt ansteht, das viele Arbeitskräfte bindet, kann ein Chef ja kaum sein Okay geben – schon allein aus Rücksicht auf Kollegen, denen dann womöglich zusätzliche Arbeit aufgebürdet werden muss. Lassen Sie sich daher zunächst für das Gespräch einen Termin geben. Auf keinen Fall sollten Sie Ihren Vorgesetzten zwischen Tür und Angel ansprechen. Und suchen Sie auch erst dann das Gespräch, wenn Sie selbst vom Wert Ihrer Auszeit überzeugt sind.
Es gibt die drei Stellschrauben Zeit, Ziele und Kosten, die die Planung Ihrer Auszeit entscheidend beeinflussen. Die Dauer der Auszeit, der persönliche Reisestil, teure oder preiswerte Länder, Kosten für eine persönliche Weiterbildung oder ein Studium usw. sind entscheidend für die Höhe Ihrer Ausgaben. Drei Monate mit Fahrrad und Zelt durch Europa zu fahren sind naturgemäß nicht so teuer, wie ein Jahr um die Welt zu reisen und in kleinen Hotels zu übernachten. Auch gehört zu einer Kalkulation der Kosten der Überblick über Ausgaben, die zu Hause weiter zu zahlen sind. Erst mit diesem Überblick können Sie entscheiden, ob Ihr finanzielles Polster eine längere Auszeit zulässt. Planen Sie daher zur Vorbereitung genauso viel Zeit ein, wie Ihre Auszeit dauern soll und verdoppeln Sie die Zeit. So lange dauert es erfahrungsgemäß von der Idee bis zur Umsetzung.
Andrea Oder ist Sabbatical-Coach und begleitet Menschen dabei, ihrem Leben mit einer Auszeit mehr Qualität zu geben. Mit ihrer Botschaft „Unser Leben ist zu wertvoll, um auf unseren Traum zu verzichten“ motiviert sie Menschen und macht Mut, eigene Lebensziele umzusetzen. Sie unterstützt bei der strategischen Planung der Auszeit und hilft dabei, Ziele für ein Sabbatical zu finden oder mit Ängsten und Zweifeln umzugehen.