Ausgebremste Ambitionen

Frau vor einer gelben Wand

Der aktuelle Arbeitsmarktreport beleuchtet die beruflichen Ziele von Frauen: Viele weibliche Beschäftigte stoßen weiterhin auf Barrieren in ihrer Karriereplanung.

Weniger als jede fünfte Frau strebt kurzfristig einen konkreten Karriereschritt in ihrem aktuellen Unternehmen an. Das zeigt die Studie “Frauen und ihre Karrierepläne”, die die Königsteiner Gruppe mit 1.608 Beschäftigte, darunter 1.083 Frauen, durchgeführt hat. 17 Prozent der Frauen wollen in naher Zukunft die nächste Stufe auf ihrer Karriereleiter erreichen. Zum Vergleich: Bei den Männern liegt dieser Anteil bei 24 Prozent. Die meisten Frauen streben dabei eine Gehaltserhöhung und fachlicher Verantwortung an. Führungs- und Personalverantwortung stehen dagegen weniger hoch im Kurs. Ein Hauptgrund, warum viele Frauen auf ein berufliches Vorankommen verzichten, ist die höhere Gewichtung der Work-Life-Balance. 53 Prozent der Frauen nennen dies als Hauptgrund, keinen Karriereschritt im Blick zu haben. 36 Prozent befürchten zudem zu hohen beruflichen Stress. Nur 13 Prozent verzichten zugunsten der Familie auf eine Weiterentwicklung im Job.

Geschlecht als Karrierehemmnis

Ein weiterer Grund, warum viele Frauen auf eine Karriereentwicklung verzichten, sind Ressentiments aufgrund ihres Geschlechts. 22 Prozent der befragten Beschäftigten berichteten von Karrierehindernissen wegen ihres Geschlechts. Besonders ausgeprägt ist diese Erfahrung bei Frauen im Alter von 30 und 39 Jahren (28 Prozent). Während 21 Prozent der Frauen das Gefühl haben, grundsätzlich aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt zu werden, teilen dies nur 6 Prozent der Männer.


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Vielfach wahrgenommene Barrieren in der Karriereentwicklung sind ungleiche Bezahlung (52 Prozent), der Mangel an flexiblen Arbeitszeiten (40 Prozent) und fehlende Fürsprecher in ihrem Unternehmen (39 Prozent).

Karrierepläne: Gehalt und Fachbereich im Fokus

Irrtümer und Mythen rund ums ArbeitsrechtVor allem aus den Personalabteilungen fehlt vielen Frauen die notwendige Unterstützung. 52 Prozent der Frauen fühlen sich von der HR-Abteilung nicht angemessen unterstützt. Nur 16 Prozent glauben, dass Personaler etwas für sie tun können. Die Hoffnungen ruhen eher auf der direkten Führungskraft (48 Prozent) und der Geschäftsführung (38 Prozent). Vor allem weibliche und jüngere Führungskräfte werden von Frauen als Karriereförderer wahrgenommen. “Unsere Studie zeigt, dass Männer in ihren Karriereplänen ein Stück weit mehr auf den ‚Fame‘ aus sind, der mit einem Karriereschritt verbunden ist. Die Übernahme von Personalverantwortung oder Führungspositionen beinhaltet mehr Bedeutung im jeweiligen Unternehmen. Frauen ist es dagegen erst einmal wichtig, im Gehalt aufzuschließen und sie scheuen sich auch nicht davor, mehr fachliche Verantwortung zu übernehmen – also sich im Sinn der Sache einzubringen, ohne einen neuen Jobtitel dafür einzuheimsen”, so Nils Wagener, Geschäftsführer der Königsteiner Gruppe.

Interessant ist, was Frauen konkret vorschwebt, wenn sie ihre Karriere voranbringen möchten. Für die meisten steht zunächst ein Gehaltssprung auf der Agenda. 63 Prozent der Frauen sehen die Erhöhung ihrer Bezüge als wichtigen Karriereschritt. Danach folgt die Übernahme fachlicher Verantwortung (37 Prozent). Führungspositionen, sind nur für 15 Prozent der ambitionierten Frauen vorstellbar, Personalverantwortung für 22 Prozent. Zum Vergleich: 26 Prozent der ambitionierten Männer streben Führungsverantwortung an, 30 Prozent Personalverantwortung.

Ambitionierte Frauen erreichen ihre Ziele

Der Anteil der Männer, die ihre Karriereplanung als “sehr wichtig” bezeichnen, ist deutlich höher als der von Frauen. 31 Prozent der Männer tun dies, im Vergleich zu 21 Prozent der Frauen. Allerdings sind die Frauen, die ihre Karrierepläne als sehr wichtig erachten, mit den erzielten Fortschritten zufrieden. 42 Prozent sind sehr zufrieden, 40 Prozent zumindest tendenziell. Nur 9 Prozent haben einen gegenteiligen Eindruck.

Für die Studie “Frauen und ihre Karrierepläne” befragte das Kölner Marktforschungsunternehmen bilendi im Auftrag der Königsteiner Gruppe bundesweit 1.608 berufstätige Beschäftigte. Zwei Drittel der Teilnehmenden (1.083) waren Frauen. 74 Prozent der Teilnehmer:innen waren zum Zeitpunkt der Befragung in Vollzeit, 24 Prozent in Teilzeit. Der Befragungszeitraum lag im Oktober 2024.

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