Immer mehr Beschäftigte melden Missstände

Wolkenkratzer von unten

Bestechlichkeit, Einflussnahme, Steuerdelikte: Immer mehr Menschen weltweit melden Missstände bei ihren Arbeitgebern. Compliance wird also immer wichtiger.

Nicht nur Skandale wie bei Wirecard, auch kleinere Tricksereien, Bestechlichkeiten oder andere Missstände kommen in der Wirtschaft und im Arbeitsleben vor. Und zwar öfter, als man denkt. Doch Missstände oder gar Straftaten beim eigenen Arbeitgeber melden? Darauf Aufmerksam machen und sich möglicherweise Nachteile einhandeln? Das scheuen immer noch viele.

Whistleblowerinnen und Whistleblower weltweit haben es nicht leicht – da muss man gar nicht erst prominente Fälle wie beispielsweise Edward Snowden erwähnen. Nun zeigt aber eine Studie, dass es mehr Hinweisgebende gibt. Einer global angelegten Untersuchung der Münchner Softwarefirma EQS zufolge werden nämlich immer mehr Missstände im eigenen Unternehmen gemeldet.

Das Thema Compliance wird weltweit wichtiger

EQS hat ausgewertet, wie oft das von dem Unternehmen entwickelte Hinweisgebersystem verwendet wird. Dabei bezieht sich die Erhebung nur auf die Kundinnen und Kunden der Softwarefirma, dennoch ist sie beispielhaft. Demnach hatten 2021 2,5 von 1.000 Beschäftigten Missstände gemeldet. Im Jahr 2014 lag diese Quote noch bei 0,5 von 1.000. Das ist in der Tat eine Zunahme und kann ein Indiz dafür sein, dass das Thema Compliance weltweit wichtiger wird.

Laut EQS wurden die Daten von 80 Unternehmen mit rund 2,4 Millionen Beschäftigten in 200 Ländern analysiert. Der Großteil sind also Firmen mit mehr als 5.000 Beschäftigten, ein Drittel Industrieunternehmen. Laut der Studie werden vor allem Missstände im sozialen Bereich, bei Banken und Versicherung sowie auf dem Bau gemeldet. In den meisten Fällen (gut zwei Drittel) nutzen die Beschäftigten die Möglichkeit, anonym einen Vorfall zu melden. Ein Grund ist, dass die Mitarbeitenden Nachteile befürchten, wenn bekannt wird, dass sie auf einen Missstand aufmerksam gemacht haben. Aber stimmt das, was gemeldet worden ist, überhaupt? Laut EQS sei nur ein Bruchteil der Meldungen falsch, Missbrauch mache nur einen Anteil von zwei Prozent aus.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.