In der modernen Arbeitswelt, geprägt von hybriden Modellen, digitalen Kanälen und flexiblen Strukturen, taucht ein neuer Typ Mitarbeitender auf: die “Loud Laborers”.
Sie drängen sich in jede Diskussion, kommunizieren unablässig und suchen das Rampenlicht. Doch ihr Einsatz zielt weniger auf echte Leistung als auf Sichtbarkeit. Sie erzeugen Betriebsamkeit, aber selten Produktivität.
Loud Laborers erkennt man nicht sofort. Ihre Präsenz ist allgegenwärtig: Sie reden viel in Meetings, antworten prompt auf Nachrichten, markieren sich in Aufgabenlisten und suchen das Gespräch mit der Führung. Doch ihr Output bleibt oft unklar, ihre Erfolge schwer fassbar. Besonders im Homeoffice, wo Kommunikation leicht mit Produktivität verwechselt wird, verschaffen sie sich Vorteile gegenüber stilleren, aber effektiveren Kolleg:innen.
Am Ende bleibt die Frage: Was wurde wirklich erreicht?
Führungskräfte müssen unterscheiden, wer tatsächlich leistet und wer nur so tut. Der Schlüssel liegt im konsequenten Messen von Ergebnissen. Wer sich auf subjektive Eindrücke oder digitale Präsenz verlässt, läuft sich leicht blenden. Stattdessen gilt: Klare Ziele, messbare Resultate, nachvollziehbare Prozesse. Teams sollten regelmäßig über Fortschritte sprechen, nicht nur über Aufgaben. So trennt sich schnell, wer liefert, von denen, die nur reden.
Ein weiteres Erkennungszeichen: die Kommunikation der Loud Laborers. Sie nutzen Schlagworte, verkaufen Banalitäten als Erfolge und betonen ständig, wie beschäftigt sie sind. Ihre Sprache soll Wichtigkeit vortäuschen, nicht Klarheit schaffen. Verantwortung teilen sie geschickt, ohne selbst greifbar zu werden. Ihre Kalender sind voll, ihre To-do-Listen lang – doch am Ende bleibt die Frage: Was wurde wirklich erreicht?
Loud Laborers handeln aus Unsicherheit
Führungskräfte sollten dieses Verhalten weder ignorieren noch vorschnell bestrafen. Loud Laborers handeln meist aus Unsicherheit oder einem falschen Leistungsverständnis. Viele verwechseln Sichtbarkeit mit Leistung, weil sie in einer Unternehmenskultur aufwuchsen, die Präsenz belohnt. Umso wichtiger ist es, Leistung klar zu definieren, Kriterien offenzulegen und regelmäßig Feedback zu geben. Wer weiß, worauf es ankommt, muss keine Show abziehen.
Eine offene Teamkultur hilft: Nicht Lautstärke, sondern Inhalte zählen. Kolleg:innen sollten sich nicht einschüchtern lassen, sondern sich eigene Ergebnisse setzen. Offene Konfrontation bringt wenig und führt nur zu Spannungen. Besser: sachlich bleiben und auf Resultate verweisen. Peer-Feedback wirkt: Wer in Runden seine Fortschritte teilt, zeigt schnell, wer liefert und wer nur redet.
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Gleichgewicht zwischen Sichtbarkeit und Substanz
Führung verlangt Mut zur Differenzierung. Wer individuelle Leistungen nicht erkennt, belohnt das falsche Verhalten. Gleichzeitig dürfen stille Leistungsträger:innen – die “Silent Stars” – nicht untergehen. Sichtbarkeit und Substanz müssen im Gleichgewicht stehen. Kriterien für Anerkennung und Karrierechancen gehören überarbeitet: Wer Verantwortung übernimmt, Ziele erreicht und andere unterstützt, verdient Förderung – nicht der, der nur viel redet.
Kritisch wird das Verhalten von Loud Laborers, wenn sie Innovationen bremsen. In dynamischen Teams, in echte Zusammenarbeit brauchen, stören sie wie Sand im Getriebe. Sie beanspruchen Aufmerksamkeit, die anderen fehlt, und verzögern Entscheidungen, weil sie Meetings dominieren, ohne echten Beitrag zu leisten. Sie schaffen ein Klima der Dauerkommunikation, das von der Arbeit ablenkt. So entstehen ineffiziente Strukturen, die Kreativität hemmen und stille Talente verdrängen.
Substanz statt Aktionismus
Nur ein Kulturwandel hilft. Unternehmen, die Loud Laborers dulden, gefährden ihre Leistungsfähigkeit. Gerade in Zeiten von Fachkräftemangel und digitalem Wandel zählt Wirkung, nicht Wort. Wer zukunftsfähig bleiben will, muss Lautstärke hinterfragen. Nicht der Lauteste bringt das Team voran, sondern der, der liefert.
Loud Laborers sind kein neues Phänomen, aber heute sichtbarer denn je. Sie zu erkennen, verlangt Fingerspitzengefühl und Klarheit. Mit einer Kultur, die Ergebnisse über Selbstdarstellung stellt, lassen sie sich integrieren oder umlenken. So entsteht Raum für das, was zählt: Substanz statt Aktionismus.