Digitale Weiterbildungen nehmen durch Corona-Krise stark zu

Ein aufgeschlagenes Buch liegt auf einem Tisch

Immer mehr Unternehmen bilden ihre Beschäftigten digital fort. Immer mehr Präsenzseminare werden zudem durch digitale Angebote ersetzt, so eine neue Studie.

Millionen von Beschäftigten in Kurzarbeit, Milliardenschwere Rettungs- und Förderprogramme für die Wirtschaft und gesetzliche Rahmenbedingungen, die Qualifizierung von Mitarbeitenden attraktiv machen – all diese Faktoren scheinen dazu zu führen, dass viele Betriebe tatsächlich ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterbilden. Rund ein Drittel der deutschen Unternehmen haben seit Beginn der Corona-Krise geplante Präsenzseminare teilweise oder sogar vollständig in digitaler Form fortgesetzt, die Nutzung von digitalen Lernmethoden hat stark zugenommen. Und trotz der Krise haben immerhin zwölf Prozent der befragten Firmen ihr Bildungsangebot für Beschäftigte ausgeweitet. Das stellt eine Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA) am arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW) zum Stand der Weiterbildung während der Corona-Pandemie fest.

Aber nicht nur die vielen Anreize bei den Rahmenbedingungen haben Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber dazu veranlasst, auf digitale Weiterbildungen zu setzen – auch endlich Zeit zur Verfügung stehen zu haben, war ein entscheidender Faktor, stellt die Untersuchung fest. Der Corona-Virus hat innerhalb kürzester Zeit das Wirtschaftsgeschehen dramatisch verlangsamt und teilweise zum Stillstand gebracht; Vorprodukte fehlten, weil Lieferketten unterbrochen waren, außerdem blieb teilweise die Nachfrage aus. Knapp die Hälfte der deutschen Unternehmen hat die geschenkte Zeit genutzt, um ihre Weiterbildungsaktivitäten, trotz Ausnahmezustand, aufrechtzuerhalten, zwölf Prozent weiteten ihr Engagement aus.

Viele Firmen wünschen sich noch mehr Unterstützung

Ein Drittel der Betriebe wandelte kurzerhand geplante Präsenzseminare in Webinare um, 36 Prozent der Firmen bauten die Nutzung von Online-Lernformaten aus.  Und jedes zehnte Unternehmen, das seine Weiterbildung insgesamt heruntergefahren hat, setzte in der aktuellen Situation auf den vermehrten Einsatz von digitalen Formaten. Rund 15,7 Prozent der befragten Unternehmen gaben außerdem an, dass sie die Zeit der Kurzarbeit für die Weiterbildung ihrer Teams nutzen, weitere 13,5 Prozent sagten, sie haben dies geplant.

Trotz der positiven Entwicklungen in der Weiterbildung, sind dennoch rund 26 Prozent der Unternehmen von den Auswirkungen der Corona-Krise so stark betroffen, dass sie die Weiterbildungsaktivitäten einschränken mussten. Um Weiterbildung noch intensiver nutzen zu können, wünschen sich rund 47 Prozent der Unternehmen eine Ausweitung der finanziellen Förderung und eine bessere technische Ausstattung der Mitarbeitenden als Unterstützung.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.