Digitalisierung belastet Beschäftigte

Frau sitzt nur vom Rechnerlicht beleuchtet vor Monitor

Ständige Unterbrechungen, eine höhere Arbeitsintensität, permanentes Multitasking und eine stärkere potentielle Überwachung durch den Arbeitgeber: 40 Prozent der Beschäftigten fühlen sich durch die Digitalisierung ihrer Tätigkeit stärker belastet.

Die digitale Transformation der Arbeitswelt bedeutet für viele Beschäftigte stärkere Belastungen. Das zeigt die repräsentative Beschäftigtenbefragung Index Gute Arbeit 2022 des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Demnach sagen 46 Prozent, dass durch Multitasking An- und Überforderungen gewachsen sind und mehr als ein Drittel (33 Prozent) sehen sich bei der Arbeit stärker überwacht und kontrolliert. Zudem steigen für zwei Drittel der Beschäftigten die Anforderungen an ihre Qualifikation. Es scheinen vielerorts die Nachteile zu überwiegen. Und so erstaunt es nicht, dass nur ein kleiner Teil, nämlich 23 Prozent, über eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen berichtet.

“Zeitalter der schlechten Digitalisierung”

Wir sind der Wandel-Newsletter„Die Ergebnisse der Befragung sind ein Alarmsignal. Die Potenziale der Digitalisierung werden viel zu wenig genutzt“, schlussfolgerte die DGB-Vorsitzende Yasmin Fahimi. „Digitalisierung soll Unterstützung und Erleichterung sein, statt Beschäftigte zu belasten, Stress zu erzeugen und so das Risiko für psychische Erkrankungen zu erhöhen.“ Insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels kann sich Deutschland das nicht leisten. Lösung für das Problem ist mehr Mitbestimmung, so die DGB-Vorsitzende.

Der Politik- und Wirtschaftswissenschaftler Ayad Al-Ani bezeichnet die aktuelle Ära als das “Zeitalter der schlechten Digitalisierung”. Zwar hätte die Pandemie die Transformation enorm beschleunigt, aber mit dem Nachteil, dass vor allem schlechte Lösungen verwendet würden, die wiederum in der Arbeitswelt den Druck und Stress vergrößern, aber keine wesentlichen Änderungen am System bedingten.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.