„Du musst immer tun, was für dich richtig ist“

Sevgi Ates

Die größte Hürde, die Sevgi Ates bis heute bei ihrer Arbeit in Unternehmen immer wieder neu nehmen muss, ist die stark verbreitete Dreistigkeit und Geringschätzung gegenüber anderen Menschen und ihrer Leistung. Als Erfolgsberaterin folgt sie daher der inneren Passion, die guten Chefs und Mitarbeiter in ihrem Business zu den „Erfolgreichsten“ zu machen.

Seit mehr als 20 Jahren ist Sevgi Ates Expertin für Erfolgsberatung und Management-Coaching. Ob nationale oder internationale Projekte – persönliche und berufliche Leistung durch Weiterentwicklung sind ihr oberstes Ziel. Dabei gibt sie Tipps zum schnellen, unkonventionellen und nachhaltigen Business-Erfolg, zu zielorientiertem Handeln, wie man seine Potenziale ultimativ ausschöpft und sich dabei selbst treu bleibt.


Frauen haben etwas zu sagen, sie müssen allerdings den Raum erhalten, das auch zu tun! Diesen bieten wir mit unserem Format DIE CHEFIN-TALK.
Hier laden wir Frauen ein, mit uns über ihr Thema zu sprechen.


die Chefin: Warum machen Sie, was Sie machen?

Sevgi Ates: Ich bin fest davon überzeugt, dass gelebter People- und Business-Spirit mit materiellem Erfolg einhergeht. Und nicht nur das: Je mehr Sinn und Wert wir kreieren – für uns im Einzelnen, aber vor allem für die Gesellschaft insgesamt –, umso relevanter und nachhaltiger der Erfolg. Genau das versuche ich vorzuleben und weiterzugeben. Sich als Person zu entfalten und damit finanzielles Vermögen aufzubauen, gehören dringend zusammen, insbesondere in dieser neuen Zeit, in unserer Leistungsgesellschaft, in der wir mit vielen komplexen Fragen konfrontiert sind, wenn wir für uns Menschen weiterhin ein lebenswertes Umfeld erhalten wollen. Als Erfolgsberaterin folge ich also einer inneren Passion, die Guten in ihrem Business zu den „Erfolgreichsten“ zu machen. Gleichzeitig bestreite ich mit meiner Leistung den Lebensunterhalt, der mir persönliche Freiheit bietet.

“Dass ich immer berufstätig war, trotz zweier Kinder, wurde mir sehr oft nachteilig ausgelegt.”

die Chefin: Wurden Sie auf Ihrem Weg unterstützt?

Ates: Nicht im klassischen Sinne von Familie, Mentoring oder einem engen Netzwerk. Ich hatte also keine, wie man heute so schön sagt, „Bros and Sis“ eng an meiner Seite. Dafür allerdings immer wieder Menschen, die mich als Person und auch meine Arbeit sehr respektiert und gewürdigt haben. Dafür kann ich mich glücklich schätzen. Ich bin eine innige Verfechterin der Haltung: Geben ist seliger als Nehmen. Lebt man diese Haltung ist es Kraft Resonanz schon fast vorprogrammiert, selbst viel zurückzubekommen. Mittlerweile sind meine beiden Töchter (17 und 20) die größten Unterstützer in meinem Umfeld. Sie tragen meinen Beruf und meine Lebensweise mit – manchmal auch die damit verbundenen Nachteile. Sie machen immer das Beste daraus. Da wird schon mal morgens um 5.30 Uhr mit Muttern aufgestanden, um ihr einen Kaffee für die anstehenden zwei Stunden Autofahrt zum Kunden zu kochen. Das ist definitiv Unterstützung und Liebe pur. Dafür bin ich sehr dankbar.

die Chefin: Gab es auf diesem Weg Hürden?

Ates: Meine Erfahrung ist: Sobald wir mit unserem Handeln aus konventionellen Schemen heraustreten, fühlen sich andere oft negativ konfrontiert, auch wenn sie selbst davon gar nicht betroffen sind. Meist sind es besonders die geistigen oder mentalen Grenzen und Blockaden anderer, die es innovativen und visionären Unternehmern oder Unternehmerinnen immer wieder schwer machen. Das fing bei mir selbst an, als ich damals mit 25 einen Bankenkredit benötigte. Die Bankberater fanden das eher ungewöhnlich und nicht besonders zukunftsträchtig. Auch Businessdeals in der Fußball-Bundesliga waren oft schwierig, weil man mich als Frau in einer der letzten Männerdomänen quasi als Eindringling wahrnahm. Dann gibt es noch Neider und Missgünstige, die harte Arbeit und den daraus resultierenden Erfolg, mit Negativität beschmutzen.

Dabei diskreditieren sie sich damit selbst am meisten. Auch die Tatsache, dass ich immer berufstätig war, trotz zweier Kinder, wurde mir sehr oft nachteilig ausgelegt. Damit hat kein Mann zu kämpfen. Die größte Hürde aber, die ich bis heute immer wieder neu nehmen muss, ist die stark verbreitete Dreistigkeit und Geringschätzung gegenüber anderen Menschen und ihrer Leistung. Dazu gehört auch die „Geiz ist geil-Mentalität“ oder das Missachten von Grundwerten wie ehrliches Miteinander, Respekt aber auch Klarheit in den Aussagen, sprich auch noch Meinung und Position zu vertreten und nicht nur im seichten Teich der Gefälligkeiten mit zu schwimmen, um zum Beispiel die nächste Karrierestufe zu erreichen.

“Ich möchte ein Unternehmen mit sinnorientiertem Geschäftszweck und nachhaltiger Wertschöpfung führen.”

die Chefin: Auf welche Ihrer Eigenschaften sind Sie stolz und warum?

Ates: Ich bin sehr stolz auf meine Familie, aber auch auf unsere Mitarbeiter, Dienstleister und Kunden. Der „Ates Clan“ ist eine Community von Menschen, die im weitesten Sinne schöpferisches, nachhaltiges Wirken und gleichzeitig den materiellen, wirtschaftlich notwendigen Erfolg immer wieder in Einklang bringen. Daran arbeiten wir jeden Tag. Es wird nicht einfacher, in einer kapitalistischen, ergebnisgeprägten Gesellschaft ein gradliniger, authentischer und wertvoller Mensch zu sein. Ich möchte trotzdem weiterhin ein Unternehmen führen mit sinnorientiertem Geschäftszweck und nachhaltiger Wertschöpfung, gepaart mit entsprechender Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftsinnovation.

die Chefin: Was war der beste Rat, den Sie je bekommen haben?

Ates: Ein Satz meines Vaters: „Kiz (türk. Tochter), du musst immer tun, was für dich richtig ist.“ Diesen Rat kann ich mit gutem Gewissen an jeden weitergeben.

die Chefin: Was raten Sie dem Nachwuchs?

Ates: Ich empfehle zunächst jedem, für mindestens ein Jahr in der Gastronomie „Dienst zu leisten“ oder alternativ ein freiwilliges soziales Jahr zu machen. Außerdem empfehle ich Gespräche mit mindesten zwei bis drei weisen älteren Menschen zu führen. Ganz wichtig: Wir müssen uns selbst als das wichtigste Kapital im eigenen Leben verstehen. Persönlichkeitsentwicklung bedeutet, seine eigene Person zu entfalten und daraus ableitend alles andere konsequent und fokussiert „erfolgen“ zu lassen. Dann gelingt es uns, dauerhaft ein glückliches und erfülltes Leben zu führen und beruflich einen wirtschaftlich erfolgreichen Weg einzuschlagen.

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Sabine Hockling

Die Chefredakteurin Sabine Hockling hat WIR SIND DER WANDEL ins Leben gerufen. Die Wirtschaftsjournalistin und SPIEGEL-Bestsellerautorin beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit den Veränderungen unserer Arbeitswelt. Als Autorin, Herausgeberin und Ghostwriterin veröffentlicht sie regelmäßig Sachbücher – seit 2023 in dem von ihr gegründeten DIE RATGEBER VERLAG.