„Durch den Opernbesuch lernen Studierende, kreativ zu denken“

Blick von oberen Rängen auf Opern-Bühne

Der St.Galler Theaterdirektor Jan-Henric Bogen lehrt an der Universität St. Gallen (HSG), was Wirtschaftsstudierende von der Oper lernen können. Die Oper eröffnet den Studierenden neue Perspektiven und fördert kreatives Denken.

„Die Oper verhandelt gesellschaftliche Themen, die uns alle etwas angehen“, sagt Jan-Henric Bogen, Direktor des Theaters St.Gallen. Er unterrichtet gemeinsam mit dem HSG-Philosophen Thomas Telios im Herbstsemester 2024 den Kurs „What Can Business School Students Learn from the Opera? – Managing Desires, Realizing Needs“.

Opernbesuch als Befreiung

Irrtümer und Mythen rund ums ArbeitsrechtIm Kurs besuchen die Studierenden neben klassischen Seminarsitzungen zwei Opern- und eine Tanzvorführung. Danach schreiben sie Rezensionen der Stücke und wenden dabei philosophische Theorien an, die sie im Kurs kennengelernt haben. „Diese Aufgabenstellung überfordert viele Studierende zuerst einmal“, sagt Telios. „Doch der Besuch der Oper ist dann wie eine Befreiung. Die Studierenden erkennen, dass sie Elemente der Theorien durchaus auf ein Opernstück anwenden können.“ Das habe einen größeren Lerneffekt, als wenn die Studierenden eine schriftliche Prüfung zu Theorien ablegen würden.

„Außerdem lernen die Studierenden so, kreativ zu denken und zu arbeiten“, sagt Telios. Sie seien neuen Eindrücken ausgesetzt. „Viele von ihnen waren noch nie in der Oper. Neue Perspektiven erweitern das Denken.“ Andererseits lernten sie, Konzepte neu anzuwenden. „Und das ist unsere Arbeitsdefinition von Kreativität“, sagt Telios. „Nämlich die kontextabhängige Rekombination von zwei oder mehr bekannten Dingen, die in einer unerwarteten Weise wieder in die Präsenz gerufen werden.“

Werkzeug für die Berufswelt

Das Wissen, wie man kreativ denkt und arbeitet, sei ein Werkzeug, das die Studierenden auch in ihr Berufsleben mitnehmen, sagt Telios. „Zudem sehen die Studierenden im Kurs, dass sich kreatives Denken trainieren lässt.“ Auch Telios lässt sich in seiner Arbeit von Musik inspirieren: Der in Griechenland aufgewachsene Philosoph und Jurist ist ausgebildeter Pianist und spielt im privaten Rahmen regelmäßig auf seinem Instrument. Er hat für den Kurs eine Tour d’Horizon wichtiger Theorien zusammengestellt – von Marx über Freud bis hin zu Descartes. „Ich habe diese Theorien mit Blick auf den Untertitel des Kurses ausgewählt“, so Telios. Dieser greift mit „Managing Desires, Realizing Needs“ das Motto des Theaters für dessen Spielzeit 2024/25 auf, das „Wunsch und Wirklichkeit“ lautet.


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Dank Theaterdirektor Bogens Engagement als Dozent lernen die Studierenden auch die Arbeitstechniken von Kunstschaffenden kennen: So besuchen während des Semesters die Opernsängerin Libby Sokolowski, die Opernregisseurin Guta Rau sowie Frank Fannar Pedersen, Leiter der St.Galler Tanzkompagnie, den Kurs. Sie beantworten Fragen von Studierenden und geben Einblicke in ihren Arbeitsalltag.

„Auf jeden Fall bringt der Theater- oder Opernbesuch Studierenden Denkanstöße“

Bogen selbst will mit dem Kurs die Studierenden dazu ermutigen, sich auf verschiedenste Kulturformen einzulassen. „Es gibt unter jungen Menschen eine gewisse Scheu vor der Oper und dem Theater. Diese ist oft verbunden mit dem Glauben, man müsse viel Hintergrundwissen haben, um Vorstellungen zu besuchen.“ Der Kurs zeige den Studierenden, dass sie Vorstellungen auch einfach so besuchen, die Darbietungen genießen und mit eigenem Wissen interpretieren können. „Auf jeden Fall bringt der Theater- oder Opernbesuch Studierenden Denkanstöße.“

Der Bachelorkurs ist Teil des Kontextstudiums, in dem sich HSG-Studierende mit sozialen, historischen und kulturellen Themen beschäftigen. Es umfasst 25 Prozent der gesamten Studienleistungen. Philosoph Telios lehrt regelmäßig im Kontextstudium und sagt: „Die Diskussionen in diesem Kurs haben mir einmal mehr gezeigt, wie offen die HSG-Studierenden für Themen sind, die außerhalb ihrer Kernfächer liegen.“

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