Zufriedenheit in Deutschland: Einkommen, Arbeit und Gesundheit im Fokus einer neuen Studie. Wer ist glücklicher und wer nicht? Neue Erkenntnisse des DIW Berlin zeigen teils überraschende Unterschiede in der Bevölkerung.
Die Zufriedenheit der Deutschen mit ihrem Einkommen und ihrer Arbeit ist in den letzten 20 Jahren gestiegen. Ihre Zufriedenheit mit der Gesundheit blieb weitgehend stabil. Doch die Unterschiede innerhalb der Bevölkerung sind groß: Menschen mit niedrigem Einkommen sind in allen Bereichen unzufriedener als jene mit hohem Einkommen. Frauen haben bei der Einkommenszufriedenheit zwar aufgeholt, bleiben aber unzufriedener als Männer. Eltern sind mit ihrer Gesundheit deutlich unzufriedener als Kinderlose. Dies zeigt eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) auf Basis von Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) von 2004 bis 2021.
- Wechselstimmung trotz Zufriedenheit im Job
- Lebenszufriedenheit deutscher Beschäftigter auf Tiefpunkt
- Was macht Beschäftigte glücklich?
Die Befragten bewerteten ihre Zufriedenheit auf einer Skala von null (ganz und gar unzufrieden) bis zehn (ganz und gar zufrieden). 2021, dem letzten Jahr mit verfügbaren Daten, lag die allgemeine Lebenszufriedenheit bei 7,4 Punkten, die Zufriedenheit mit Arbeit bei 7,2, mit Gesundheit bei 6,9 und mit Einkommen ebenfalls bei 6,9. Während sich die Werte für Arbeit und Gesundheit nur leicht verbesserten, stieg die Zufriedenheit mit dem Einkommen seit 2004 (5,5) erheblich. „Im gleichen Zeitraum sind auch die Reallöhne um etwa zehn Prozent gestiegen“, erklärt Studienautorin Theresa Entringer.
Zufriedenheit variiert nach Alter, Einkommen und Elternschaft
Trotz positiver Entwicklungen bestehen erhebliche Unterschiede: Der Abstand zwischen Männern und Frauen bei der Einkommenszufriedenheit hat sich von 0,4 auf 0,2 Punkte halbiert, der Gender Gap bleibt aber bestehen. Bei der Gesundheit ist die Lücke zwischen den Geschlechtern ähnlich groß. Noch gravierender ist der Unterschied zwischen verschiedenen Einkommensgruppen und zwischen Eltern und Kinderlosen: Menschen im unteren Einkommensdrittel sind deutlich unzufriedener mit ihrer Gesundheit als jene im oberen Drittel (Abstand von 0,8 Punkten). Ähnlich groß ist die Lücke zwischen Eltern und Kinderlosen (0,6 Punkte). „Dass Geringverdienende eine schlechtere Gesundheit haben als Besserverdienende, ist durch Studien ebenso gut belegt wie die hohe Belastung von Eltern, etwa aufgrund von schlechterem Schlaf, geringerer Zeit zum Erholen oder finanziellen Problemen“, so Entringer.
„Studien zeigen, dass zufriedenere Menschen bessere soziale Beziehungen führen, produktiver sind und eine längere Lebenserwartung haben. Unsere Studienergebnisse sind daher auch für die Politik relevant“, erklärt Studienautor Daniel Graeber. Die Studienautor:innen empfehlen, die betroffenen Gruppen zu entlasten. Insbesondere müsse die Kinderbetreuung verbessert, die Beantragung sozialer Leistungen vereinfacht und niedrigschwellige Unterstützung sichtbarer gemacht werden.