Der digitale Wandel verändert Arbeitsplätze. Die durch diese Entwicklung verunsicherten Mitarbeiter müssen darauf vorbereitet werden. Sind Unternehmen aber überhaupt schon so weit?
“Industrie 4.0 ist auf dem Weg, die gesamte Welt der komplexen Fertigungsprozesse zu revolutionieren”, so der VDI im Juli 2014. Das McKinsey Global Institut schätzt, dass Maschinen und Roboter bis 2025 rund 140 Millionen Wissensarbeiter durch intelligente Technik ersetzen könnten. Der VDMA bescheinigt dem deutschen Maschinen- und Anlagenbau eine vergleichsweise gute Prognose für die Industrie 4.0 – sieht dabei große Unternehmen klar im Vorteil. Die Musikindustrie hat ihre digitale Agenda bereits ausformuliert, weil ihr aber auch gar nichts anderes übrig blieb, so ihr Bundesverband.
Welche konkreten Folgen haben Entwicklungen wie die Digitale Transformation, die Automation und die datenzentrierte Vernetzung für unsere Arbeitswelt? Welcher Verantwortung müssen sich Unternehmen und Gesellschaft hier stellen? Und wie kann Arbeit unter diesen Bedingungen für Beschäftigte gut und fair gestaltet werden?
Diese Fragen kommen nicht erst auf Unternehmen und Mitarbeiter zu, sie haben sie bereits jetzt. Doch Unternehmen wissen zuweilen noch gar nicht, welche Qualifikationen und berufliche Skills infolge der Digitalisierung für sie und ihre Mitarbeiter besonders bedeutend sein werden.
Wie steht es derzeit um diese Qualifikationen?
Laut einer kooperativen Studie der Hay Group und des Führungskräfte Instituts zum Thema “Führung virtueller Teams” im März 2013 findet eine gezielte Vorbereitung von Mitarbeitern und Führungskräften auf die besonderen Anforderungen virtueller Strukturen und zunehmender digitaler Zusammenarbeit in den Unternehmen bisher so gut wie nicht statt.
Dass das Bild 2015 nicht besser aussieht, zeigt die Befragung “HR Future Trends 2015” der Agentur ohne Namen, die über 90 Personalverantwortliche deutscher Unternehmen fragte, wie sie das Thema “Industrie 4.0” bewerten: Ein Drittel der Befragten stuft Industrie 4.0 als bedrohlich ein bzw. hat von dem Thema noch nie etwas gehört.
Ein erschreckendes Bild angesichts der rasante Entwicklung, die die Industrie 4.0 bereits im Ausland nimmt. “Ich glaube, dass hier noch ein großer Informationsbedarf von Nöten ist, um Chancen und Risiken der neuen Arbeitswelt in die Unternehmen zu transportieren. Unternehmen, die diesen Wandel verschlafen, dürften in wenigen Jahren nicht mehr wettbewerbsfähig sein und unter massivem Veränderungs- und Innovationsdruck leiden”, ist sich Melanie Vogel, Geschäftsführerin der Agentur ohne Namen, sicher.
Der VDMA sieht im Maschinen- und Anlagenbau vielfältige Kompetenzen – wenn auch in einem deutlich zu geringem Maße. Immerhin hätten bis dato aber bereits zwei Drittel der Unternehmen Qualifikationsmaßnahmen aufgenommen.
Kommunikative Herausforderung
Für Unternehmen und Mitarbeiter ist die digitale Revolution aber auch eine große kommunikative Herausforderung. Wie sie damit umgehen, untersucht die Technische Hochschule Nürnberg in der aktuellen Studie “Industrie 4.0 und interne Kommunikation”. Erste Ergebnisse stellt der Studienleiter Prof. Volker M. Banholzer am 10. November 2015 auf der NEO15 in Bonn vor.
Neben der internen Kommunikation ist ebenfalls die Aus- und Weiterbildung relevant. Denn die Informations- und Kommunikationstechnik, die Automation, die Cyber-Physischen-Systeme und die daraus gewonnenen Datenmengen stellen Mitarbeiter vor neue Herausforderungen. Das verändert ganze Berufszweige. So steht etwa die Qualifizierung von IT-Fachpersonal vor grundlegenden Veränderungen: Die Fähigkeit, den Anwendungsbedarf in unterschiedlichen Branchen zu erkennen und Entwicklungspartner in einem globalen Kontext zu gewinnen, erhält Vorrang vor dem rein technologisch fundierten Spezialistentum.