Erfolg beginnt als Bild im Kopf

Lachende Frau

Wie sind erfolgreiche Menschen eigentlich genau zu ihrem Ruhm gekommen? Hatten Steve Jobs oder Mark Zuckerberg schon immer vor, besonders erfolgreich zu werden? Was unterscheidet Karriere-Helden von Otto-Normal-Bürgern?

Manch einer hat sein Ziel schon in jungen Jahren klar vor Augen: Karriere machen, reich werden, die Welt – oder einen Teil davon – verbessern, einen neuen Trend kreieren oder die ganze Branche umkrempeln. Alles große Visionen, große Ziele. Trotz oft brennendem Wunsch, fachlicher Kompetenz und optimalen Voraussetzungen erreichen sie nur wenige. Und die Erfahrung zeigt: Meistens sind es unerwartete Underdogs, die aus der Masse herausragen und den Erfolgsgipfel erklimmen.

Doch Ziele müssen gar nicht so groß, um schwer erreichbar zu sein. Für den einen wäre es schon ein großer Erfolg, vor Publikum stotterfrei einen Vortrag zu halten, dem Chef aufrecht gegenüberzustehen, einen Job zu finden, der den eigenen Idealen entspricht. Eine stabile Beziehung zu führen oder in einem Team zu funktionieren. Jeder hat seine eigenen inneren Blockaden, die zwischen ihm und seinem Ziel liegen.

Tagträumen? Lieber nicht!

Leider kursiert in vielen Köpfen eine überholte Annahme: Wenn man sich etwas nur intensiv wünscht und sein Ziel ganz klar vor Augen hält, führt die Welt einen intuitiv dorthin. Wie eine Art Selbsthypnose. Die Visualisierung des Ziels sei das A und O. Das würde dann zum Beispiel so aussehen: Sie sind Unternehmer und wünschen sich mehr Kunden. Abends im Bett stellen Sie sich genau vor, wie gut Ihr Geschäft laufen würden, wenn Sie nur ein paar mehr Kunden hätten. Sie könnten Prozesse verbinden, Mitarbeiter einstellen, hätten mehr Zeit für kreative Ideen und und und… eine schöne Vorstellung.

Leider ist dieser Ansatz falsch. Wissen Sie, was diese Art Visualisierung bewirkt? Sie blockiert. Die Vorstellung dieser Zielszenarien lenkt jeden in eine passive, unmündige Haltung. Diese Einstellung verstärkt Trägheit, weil die Verantwortung so an den Zufall oder eine übermenschliche Macht abgegeben wird. Dabei ist wissenschaftlich bewiesen: Das Schwelgen in positiven Zukunftsfantasien verhindert eher, dass Sie Ihrem Ziel näherkommen.

Der Knackpunkt zum Erfolg hingegen ist die Visualisierung von Schlüsselhandlungen, das Veranschaulichen von konkreten Handlungen, die Sie Ihrem Ziel näherbringen. Diese Vorgehensweise ist eine fundierte Selbstmanagement-Technik. Bleiben wir beim Beispiel: Sie wollen mehr Kunden gewinnen. Anstatt sich das Ergebnis vorzustellen, visualisieren Sie besser, wie Sie dorthin kommen. Wie Sie jeden Tag zum Telefonhörer greifen: Sie sitzen am Schreibtisch, wählen die Nummer, sprechen mit dem Gegenüber. Gleichzeitig visualisieren Sie, was hier schiefgehen kann. Die Nummer stimmt nicht? Der richtige Ansprechpartner ist nicht im Haus? Nicht interessiert? Stellt kritische Fragen? Überlegen Sie sich, wie Sie darauf reagieren werden. Inhaltlich und emotional. Stellen Sie sich vor, wie Sie ruhig bleiben. Und Inhalte klären. Und alles gar nicht so schlimm ist.

Schlüsselhandlung vorstellen – assoziiert und dissoziiert

Wichtig dabei: Bauen Sie Hindernisse in Ihre Vorstellung ein. Nur so kommen Sie wirklich ins Handeln und überwinden innere Ängste und Blockaden. Dabei hilft, zwischen assoziiertem und dissoziiertem Visualisieren zu unterscheiden. Assoziiert bedeutet: Ich sehe die Situation mit meinen eigenen Augen. Dissoziiert: Ich sehe mich selbst als Fernsehbild. Dazu eine kleine Anschauungsübung: Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einer Achterbahn (assoziiert). Vor Ihnen die Haltegriffe und der Hinterkopf des Vordermanns. Sie spüren den Fahrtwind und sehen, wie die Umgebung scheinbar an Ihnen vorbeirauscht. Dissoziiert bedeutet: Sie sehen sich selbst von außen. So, als ob jemand von der Achterbahnfahrt ein Video gedreht hat. Sie schauen sich selbst zu, wie Sie die Gleise rauf- und runtersausen.

Die Erfahrung hat gezeigt: Sie profitieren am meisten, wenn Sie sich jeden Morgen und Abend vorstellen, wie Sie Ihre Schlüsselhandlungen erfolgreich durchziehen. Das muss keine lange Meditationssitzung sein. Nutzen Sie die Zeit unter der Dusche oder abends beim Sport. Visualisieren Sie morgens assoziiert und abends dissoziiert. Jeweils fünf Minuten reichen. Bauen Sie diese Übung in Ihre tägliche mentale Routine ein. Ich verspreche Ihnen: Wenn Sie sich regelmäßig den Prozess der Zielerreichung vorstellen, kommen Sie garantiert ins Handeln. Und das ist immer der erste Schritt zum Erfolg.

 

 

Dr. Jens Tomas ist Keynote-Speaker, Autor und Management-Trainer. Seit mehr als 20 Jahren beschäftigt er sich mit Sozialpsychologie und wissenschaftlich fundierten Kommunikationsmodellen. Dabei sind Veränderungsprozesse sein Spezialgebiet. 2017 gründete er das E-Learning-Modell SmartSuccess – Erfolg auf ganzer Linie.

Die Ratgeber-Redaktion

Unter der Autor:innen-Bezeichnung REDAKTION veröffentlichten DIE RATGEBER von 2010 bis 2020 Gastbeiträge sowie Agenturmeldungen. Im August 2020 gingen die Inhalte von DIE RATGEBER auf die Webseite WIR SIND DER WANDEL über.