Erfolgreiche Frauen machen Männer eifersüchtig

Schattenspiele mit Menschen vor Skylines

Daniel Rettig gräbt in seinem Blog Alltagsforschung immer wieder spannende Studien aus: US-Psychologen fanden heraus, dass sich Männer durch den Erfolg ihrer Partnerinnen bedroht, weniger selbstbewusst und eifersüchtig fühlen.

Für die Studie sollten die Männer und Frauen in getrennten Gruppen Aufgaben lösen. Dabei wurde ausgewertet, wie die Männer und Frauen reagierten, als sie erfuhren, dass der Partner besser abschnitten hatte. Außerdem sollten sie sich an Situationen erinnern, in denen der Partner erfolgreicher war. Das Ergebnis ist erstaunlich: Die Männer waren nicht nur weniger selbstbewusst und neidisch, sie waren sogar unzufriedener mit der Beziehung. Die Frauen hingegen reagierten ganz anders. Der Erfolg ihres Partners hatte keinen Effekt auf ihr Selbstbewusstsein. Sie waren sogar glücklicher mit der Beziehung, je erfolgreicher ihr Partner war.

Das Ergebnis korrespondiert mit Erkenntnissen des Psychologen Abraham Tesser, der bereits 1988 die Theorie der Aufrechterhaltung der Selbstbewertung aufstellte. Er hatte festgestellt, dass viele Menschen dazu neigen, sich bedroht zu fühlen, wenn eine ihr nahestehende Person im gleichen Bereich erfolgreich ist – eine typische Neidreaktion also. Aber offenbar eine, bei der es einen geschlechtsspezifischen Unterschied gibt, geht es um den eigenen Beziehungspartner.

Männern macht Neid Angst

In der aktuellen Studie erklären die Forscher den Neid der Männer so: Männer sind generell offener für Konkurrenz. Und das immer noch gültige Männerbild sieht vor, dass Männer stark, kompetent, erfolgreich sein sollen – insofern definieren sich viele Männer noch immer über die Rolle als Ernährer und Überlegener. Wenn sie sich nicht überlegener fühlten, leide ihr Selbstbild, so die Analyse der Psychologen. Das mache vielen Männern Angst, denn sie befürchteten dann, dass sie für ihre erfolgreiche Partnerin weniger attraktiv wirken könnten. Für die Frauen hingegen, für die das traditionelle Rollenbild vorsieht, dass es normal ist, dem Mann schwach und unterlegen zu sein, spielt das “Verlieren” insofern keine große Rolle. Im Gegenteil, darauf gepolt, einen erfolgreichen und ihnen überlegenen Partner zu haben, definieren sie auch ihr eigenes Glück am Erfolg des Partners.

Ein spannendes Ergebnis – und vielleicht eine mögliche Erklärung, weshalb viele sehr erfolgreiche Frauen immer wieder in ihren privaten Beziehungen mit ebenfalls erfolgreichen Partnern scheitern.

Übrigens: Frauen reagieren genauso oder noch eifersüchtiger, handelt es sich um den Erfolg ihrer besten Freundin. Akzeptabel ist das bessere Abschneiden für sie nur beim eigenen Partner. Auch dieses Verhalten hat etwas mit dem Umgang der Geschlechter mit Konkurrenz zu tun.

Mehr im Blog von Daniel Rettig.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.