Als diese Meldung gestern über den Ticker lief, dachte ich: “Och nö!”. Einer aktuellen Forsa-Umfrage zu Folge würde sich jeder zehnte unter 30-Jährige “hochschlafen”, jeder fünfte unter 30-Jährige hatte schon einmal eine Liason mit einem Kollegen und immerhin 28 Prozent der Männer wäre einer Liebschaft am Arbeitsplatz gegenüber aufgeschlossen.
Sind wohl eher Herren-Fantasien, was? Allerdings zeigt ein Blick in die Ergebnisse, dass die Idee vom “Hochschlafen” eher ein Mythos ist. Die Mehrheit der Befragten (94 Prozent) würde keine Affäre mit dem Chef eingehen, nur fünf Prozent wären dazu bereit. Ob hier wirklich ehrliche Antworten gegeben wurden, ist aber fraglich. Immerhin die Jüngeren fallen raus: Bei den unter 30-Jährigen wären 13 Prozent bereit, eine Liebschaft mit dem Vorgesetzten einzugehen, um voranzukommen.
Im Journalismus heißt es “Augenaufschlagjournalismus”
Tatsächlich zeigen einige Berufsstudien zu diesem delikaten Thema, dass diese Strategie bis zu einem gewissen Grad nützlich sein kann. Im Journalismus wird das Einsetzen von sexualisierten weiblichen Verhaltensweisen “Augenaufschlagjournalismus” genannt. Einige Frauen wollen auf diese Weise tatsächlich vorangekommen sein. Ein Tabu, darüber offen zu sprechen. Allerdings zeigen die wenigen Untersuchungen, die es dazu gibt auch: Auf Dauer ist das nicht erfolgreich. Zwar kommen junge Frauen zum Berufseinstieg so rascher voran. Sie bringen mit Sexappeal (und bei gleichzeitig vorhandener Qualifikation) sozusagen Farbe in abendliche Herrenrunden. Aber schon ab Ressortleiterebene (also Abteilungsleiter-Karrierelevel) werden sie mit diesem Verhalten nicht mehr ernst genommen. Mal davon abgesehen, dass der Ruf darunter leidet und die Strategie schon ab einem Alter ab Mitte 30 nicht mehr funktioniert. Von dem eigenen Respekt sich selbst gegenüber mal ganz abgesehen.