Eine aktuelle Studie zeigt, dass ein Viertel der Beschäftigten Fehler am Arbeitsplatz ungern eingesteht. Besonders interessant sind die Unterschiede im Umgang mit Fehlern zwischen den Generationen.
Eine gesunde Fehlerkultur betrachtet Fehler als unvermeidbaren Teil des Lernens und der kontinuierlichen Verbesserung und nutzt sie als Chancen für Wachstum. Der aktuelle AXA Support Report zeigt jedoch: 25 Prozent der Beschäftigten in Deutschland geben zu, dass sie sich oft nicht trauen, Fehler offen sie offen zuzugeben. Bei der Frage, an wen man sich nach einem beruflichen Misserfolg wendet, sind die naheliegenden Kontakte auf der Arbeit nicht die erste Wahl. Nur fünf Prozent wenden sich zuerst an die Führungskraft, acht Prozent suchen Unterstützung bei Kolleg:innen. Für mehr als ein Viertel (28 Prozent) sind Partner:innen die erste Ansprechperson. Der Aussage „Die Fehlerkultur hat sich in unserer Gesellschaft verändert. Fehler werden mehr akzeptiert“ stimmen nur 39 Prozent zu. Rund jede:r Vierte (23 Prozent) befürchtet negative Konsequenzen, wenn ein Fehler im Job offengelegt wird. Die Fehlerkultur in Deutschland hat also noch Aufholbedarf.
Je jünger die Befragten, desto weniger suchen sie Hilfe
Besonders im Generationenvergleich zeigen sich deutliche Unterschiede im Umgang mit Fehlern. Die Mehrheit (55 Prozent) der unter 25-Jährigen glaubt, dass sich die Fehlerkultur in unserer Gesellschaft verändert hat und Fehler mehr akzeptiert werden. Doch mit zunehmendem Alter sinkt diese Wahrnehmung. Unter den über 55-Jährigen sind es nur noch 34 Prozent. Überraschend: Je jünger die Befragten, desto schwerer fällt es ihnen, Hilfe zu suchen. Während 60 Prozent der unter 25-Jährigen der Aussage „Mir fällt es schwer, andere um Hilfe zu bitten“ zustimmen, sind es bei den über 55-Jährigen nur 49 Prozent. Auch beim Eingestehen von Fehlern vor anderen zeigen sich die unter 25-Jährigen deutlich unsicherer. Eine knappe Mehrheit (52 Prozent) der unter 25-Jährigen stimmt der Aussage „Ich kann mir selbst Fehler eingestehen, aber nur schwer vor anderen zugeben“ zu. Unter den über 55-Jährigen sind es nur 31 Prozent.
Fehler vor anderen zuzugeben, fällt den meisten schwer
„Fehler vor anderen zuzugeben, fällt den meisten Menschen schwer, da es den eigenen Selbstwert bedrohen kann. Durch einen offenen Diskurs über Fehler und Misserfolge sowie eine wertschätzende Feedbackkultur fördern wir psychologische Sicherheit im Arbeitskontext“, erklärt Sirka Laudon, Personalvorständin bei AXA Deutschland. Insbesondere junge Beschäftigte benötigten mehr Feedback, um sich entwickeln und Selbstbewusstsein im Job aufbauen zu können. Das spiegelt sich auch in den Ängsten der jungen Erwachsenen wider. Unter den unter 25-Jährigen befürchten rund vier von zehn (44 Prozent), für inkompetent gehalten zu werden, wenn ihnen Fehler unterlaufen.
- Führungskräfte machen sich bei Fehlern etwas vor
- „Einfach machen wird bei uns sehr stark gelebt“
- Die verflixte Sache mit den Fehlern
Die Rushhour des Lebens bezeichnet den Lebensabschnitt vom Ausbildungsabschlusses bis ins mittlere Alter. In dieser Phase entwickeln sich wichtige Karriereschritte, während gleichzeitig die Familienplanung umgesetzt wird. Diese Gruppe der 25- bis 44-Jährigen zeigt sich besonders sensibel für mögliche Konsequenzen nach Fehltritten und Misserfolgen. So stimmen 61 Prozent der Aussage „Nach Missgeschicken und Fehlern plagt mich ein schlechtes Gewissen“ zu. Bei den unter 25-Jährigen liegt die Zustimmung bei 57 Prozent, unter den über 55-Jährigen bei 53 Prozent. Auch die Sorge, nach einem Fehler für inkompetent gehalten zu werden, ist in dieser Altersgruppe hoch. 37 Prozent der 25- bis 44-Jährigen teilen diese Befürchtung. Unter den 45- bis 54-Jährigen ist es noch jede:r Vierte (27 Prozent), bei den über 55-Jährigen nur noch jede:r Fünfte (18 Prozent).
Arbeitgeber sollten passende Unterstützung geben
„Wenn viele Dinge gleichzeitig im Leben geschehen, wird vom Einzelnen viel abverlangt und es können mehr Fehler passieren. Arbeitgeber sind in diesen ereignisreichen Lebensphasen ganz besonders gefordert, gezieltes Feedback und passende Unterstützung zu geben“, so Laudon. Damit können Fehler genutzt werden, um als Organisation daraus zu lernen. Wie wichtig es ist, dass Organisation und Mitarbeitende gleichermaßen aus Fehlern lernen, zeigt sich in der unterschiedlichen Sicht auf die veränderte Fehlerkultur innerhalb der Altersgruppe der 25- bis 44-Jährigen. Während unter den 25- bis 34-Jährigen noch jede:r Zweite (50 Prozent) angibt, die Fehlerkultur habe sich verändert, ist es unter den 35- bis 44-Jährigen nur noch jede:r Dritte (36 Prozent).
Die Daten für den AXA Support Report beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH im Auftrag von AXA, an der 2.132 Personen zwischen dem 29. und 30. Mai 2024 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren. Die Studie ermittelt die Wahrnehmung der Fehlerkultur in Deutschland und widmet sich der Frage, welche Hilfe nach Missgeschicken und Scheitern in Anspruch genommen wird.