In „Wie viel bin ich wert?“ erklärt Pamela Obermaier, warum Frauen häufig zu wenig fordern – und wie sie ihren Selbstwert in finanzielle Stärke ummünzen. Ein Appell, sich nicht anzupassen, sondern innere Klarheit zu gewinnen.
Es beginnt still. Eine kluge, engagierte Frau sitzt spätabends am Schreibtisch. Sie arbeitet mehr, als sie je wollte – und doch bleibt am Monatsende zu wenig übrig. Sie nennt es „Selbstständigkeit“, tatsächlich ist es Selbstausbeutung. So wie ihr geht es Millionen Frauen: hervorragend ausgebildet, hochmotiviert, aber unterbezahlt.
Pamela Obermaier kennt diese Frauen – sie war selbst eine von ihnen. Die Mentaltrainerin hat erlebt, wie Frauen trotz Expertise zögern, für sich einzustehen. Ihr Buch „Wie viel bin ich wert?“ ist kein klassischer Ratgeber, sondern ein Weckruf. Ein Appell, den eigenen Wert zu erkennen – und daraus finanzielle Konsequenzen zu ziehen.
Die Zahlen sprechen für sich: Frauen verdienen im Schnitt noch immer 18 Prozent weniger als Männer. Sie tragen den Großteil der Care-Arbeit, werden seltener befördert und kaum als Expertinnen zitiert. Obermaier nennt das „das unsichtbare Minus auf dem Selbstwertkonto“.
Frauen gelten als „zu nett“, „zu soft“, „zu anspruchsvoll“
Der Wendepunkt kommt in einer Nacht. Obermaier liegt wach, weil sie wieder einer Kundin gegenübersaß, die sich – talentiert, kreativ, erfahren – kein Coaching leisten konnte. Nicht, weil sie kein Geld verdiente, sondern weil sie sich selbst nichts wert war.
Diese Nacht wird zum Startpunkt einer Recherche, die zur Mission wird: Warum haben Frauen weniger Geld, obwohl sie nicht weniger leisten? Obermaier findet Antworten – in patriarchalen Strukturen, erlernten Mustern und weiblicher Sozialisation. Seit Aristoteles den männlichen Körper zur Norm erklärte, gilt Weiblichkeit als Abweichung, Emotion, Zweitrangigkeit. Bis heute haften Frauen die Etiketten „zu nett“, „zu soft“, „zu anspruchsvoll“ an. Diese Zuschreibungen verhindern, dass sie ihren Wert in Geld ausdrücken.
Der Ausweg beginnt im Kopf, nicht auf dem Konto
Obermaier schildert Szenen, die jede Leserin kennt: die E-Mail, in der ein Auftraggeber fragt, ob man „beim Preis noch etwas machen kann“; die Kollegin, die sich entschuldigt, bevor sie eine Gehaltserhöhung fordert; die Gründerin, die großartige Ideen hat, aber erst fragt, „ob sich das überhaupt lohnt“. Männer sind unzufrieden mit ihrem Einkommen und fordern mehr. Frauen sind unzufrieden mit sich selbst – und glauben, sie müssten erst „besser“ werden, bevor sie mehr verlangen dürfen.
Der Ausweg beginnt im Kopf. In fünf Schritten zeigt Obermaier, wie Frauen ihren Wert erkennen, ihr Denken verändern und ihren Marktwert neu definieren. Es ist ein Transformationsprozess – psychologisch fundiert, praktisch umsetzbar und radikal ehrlich:
- Mehr vom Leben – den eigenen Wert begreifen:
Frauen müssen aufhören, sich über Leistung zu definieren. „Du bist wertvoll, weil du bist – nicht, weil du tust“, schreibt Obermaier. Erst wenn dieser Satz verinnerlicht ist, kann sich auch das Äußere ändern. - Money makes you funny – die Beziehung zu Geld heilen:
Geld ist kein Gegner, kein Makel, keine moralische Prüfung. Es ist Energie, Ausdruck von Wertschätzung. Geld zu verlangen ist kein Ego-Akt, sondern ein Zeichen von Respekt. - Unlock your Life – Chancen erkennen:
Wer weiß, was er will, erkennt Möglichkeiten. Obermaier empfiehlt konkrete Werkzeuge: Zielbilder, Erfolgsjournal, mentale Verankerung. Erfolg wird sichtbar, wenn er benannt wird. - No Limits – den Businesswert bestimmen:
Jede Frau braucht eine klare Preisliste – objektiv, faktenbasiert, ohne Entschuldigung. „Der Preis ist kein Verhandlungsangebot, sondern eine Aussage über dich“, schreibt Obermaier. Wer klare Zahlen nennt, verändert die Dynamik im Raum. - Hol dir, was dir zusteht:
Am Ende steht die Handlung: Das Gespräch mit dem Chef. Das neue Angebot. Das „Nein“ zu Dumping-Kunden. Der Moment, in dem aus Selbstzweifel Selbstvertrauen wird.
Diese fünf Schritte sind keine Theorie, sondern erprobte Praxis. Sie stammen aus Obermaiers Coaching-Alltag. Frauen, die ihre Honorare nach einer Sitzung um 30 Prozent erhöhten, verloren keinen einzigen Kunden – sie gewannen Respekt.
Systemwechsel im Kopf
Obermaier zeigt, wie subtil das Patriarchat in weibliche Biografien einsickert: die Mutter, die Bescheidenheit predigt; die Chefin, die „nicht auffallen“ will; die Medien, die Frauen über Schönheit definieren. Sie nennt es das „fatale Triumvirat von Geld, Erfolg und Schönheit“ – drei Größen, die sich gegenseitig bedingen und Frauen zugleich in eine Zwickmühle treiben. Wer schön ist, gilt als oberflächlich. Wer ehrgeizig ist, als kalt. Wer bescheiden ist, als sympathisch, aber nicht führungsfähig.
Der Gegenentwurf lautet: innere Klarheit. Obermaier fordert eine neue Kultur des Selbstwerts – eine, in der Frauen sich nicht entschuldigen, sondern gestalten. Sie enttabuisiert das Thema Geld und macht es zum Spiegel der Selbstachtung.
- Minderwertigkeitskomplex: Wenn Selbstzweifel das Leben bestimmen
- Bescheidenheit führt in Sackgasse
- Tief verankerte Glaubenssätze bremsen Frauen aus
- Gleiche Arbeit, gleiches Geld: BAG stärkt Lohngerechtigkeit
- Im Fokus: Frauen im Aufbruch
Vom Tabu zur Tat
Obermaiers Sprache ist direkt, manchmal unbequem, immer ermutigend. Sie verbindet Psychologie, Philosophie und Neuro-Linguistik mit Businesspraxis. Es geht ihr nicht um Konkurrenz zu Männern, sondern um Bewusstsein. „Ich bin nicht gegen Männer“, schreib sie, „ich bin für Frauen.“
Der Wandel beginnt, wenn Frauen aufhören, auf Erlaubnis zu warten. Wenn sie aufstehen, Preise nennen, Grenzen setzen – und sich selbst als Ressource begreifen. Obermaier schreibt: „Lass dieses Buch deine Mentorin auf dem Nachttisch sein – eine Coachin, die dich aus dem ‚Was bin ich wert?‘-Wahnsinn in eine ‚Ich weiß, was ich verdiene‘-Zukunft führt.“
Die ökonomische Lücke schließen
„Wie viel bin ich wert?“ ist kein Buch über Geld. Es ist ein Buch über Macht – die Macht über das eigene Leben. Obermaier zeigt, wie Frauen ihren inneren Kompass neu ausrichten, den Wert ihres Tuns erkennen und dafür bezahlt werden, was sie leisten.
Es ist ein Aufruf, die ökonomische Lücke nicht länger hinzunehmen, sondern zu schließen – durch Bewusstsein, Selbstvertrauen und konsequentes Handeln. Denn der Wandel beginnt nicht in Statistiken. Er beginnt, wenn eine Frau beim nächsten Angebot sagt: „Das ist mein Preis. Weil ich es wert bin.“

