Frauen lassen Wirtschaft um 12 Billionen Dollar wachsen

Frau schaut vor Hauswand hervor

Noch Fragen? Es wurde ja stets kritisiert, dass nicht bewiesen sei, dass mehr Frauen in Führungspositionen und auf dem Arbeitsmarkt insgesamt auch einen wirtschaftlichen Vorteil bringen. Also gut, lassen wir mal alle Gerechtigkeitsaspekte (gleiche Teilhabe) bei Seite und schauen uns die Fakten an, die die Unternehmensberatung McKinsey in einem neuen Report mit dem Titel Delivering the Power of Parity veröffentlicht hat.

Die Beratung hat nämlich ermittelt, um wie viel die Weltwirtschaft wachsen könnte, wenn Frauen in Wirtschaft und Gesellschaft gleichberechtigt seien. Demnach würde das Wachstumspotential 12 Billionen US-Dollar betragen – das ist ein sattes Plus von elf Prozent. (In vielen Branchen würde man sich nach solchen Renditen die Finger lecken.) Allein in Westeuropa würde das Wachstum demnach 2,1 Billionen US-Dollar ausmachen, immerhin neun Prozent. Für Deutschland prognostiziert die Beratung ein Wachstum von 390 Milliarden Euro, wenn Frauen bis zum Jahr 2025 gleichberechtigter auf dem Arbeitsmarkt wären.

Wirtschaftspotential der Frauen nutzen

Woher kommt die Steigerung? Sie ergibt sich aus einer Annäherung der Erwerbsquote von Frauen an die der Männer bei gleicher Annäherung der geleisteten Arbeitsstunden. Heute arbeiten Frauen ja weltweit weniger Stunden in bezahlter Erwerbsarbeit und verrichten dafür den Großteil der unbezahlten Care-Arbeit.

Um dieses Wirtschaftswachstum zu erreichen, sind allerdings Investitionen nötig – denn in vielen Ländern herrscht noch ein krasses Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern. Ungleicher Zugang zu Bildung und ärztlicher Versorgung, die Müttersterblichkeitsrate sowie schlechter Zugang zu digitalen und finanziellen Angeboten und unbezahlte Elternzeit führen dazu, dass Frauen nicht die gleichen wirtschaftlichen Chancen wie Männer haben. In Deutschland muss dem McKinsey-Bericht vor allem in Maßnahmen für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf investiert werden, damit das Wirtschaftspotential der Frauen genutzt werden kann. Ebenso empfiehlt die Beratung flexible Karrieremodelle.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.