Frontline-Mitarbeitende am Rande des Burnouts

Frau liegt auf Bett

Eine neue Studie zeigt alarmierende Zahlen: 75 Prozent der Frontline-Mitarbeitenden fühlen sich ausgebrannt. Die Studie warnt vor dramatischen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, wenn das Arbeitsumfeld nicht verbessert wird.

Die erste Erfahrung in der Produktion oder im Einzelhandel stößt bei der Gen Z auf wenig Begeisterung. Diese Generation wird bis 2030 voraussichtlich ein Drittel der weltweiten Belegschaft stellen. Ohne Verbesserung ihres Arbeitserlebnisses drohen dramatische Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Eine neue globale Studie von UKG und Workplace Intelligence befragte fast 13.000 Mitarbeitende und Führungskräfte in 11 Ländern . Sie zeigt, dass sich die Frontline-Belegschaft überarbeitet und nicht wertgeschätzt fühlt. Viele wären bereit zu kündigen, um ein besseres Arbeitsumfeld zu finden. Besonders die Gen Z (18 bis 27 Jahre) berichte häufig von negativen Erfahrungen. Die Studie zeigt, dass die Gen Z sich mehr Flexibilität wünscht.


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Frontline-Jobs erfordern oft Anwesenheit an einem bestimmten Ort oder zu einer bestimmten Zeit. Doch die Gen-Z-Mitarbeitenden wünschen mehr Mitspracherecht bei Arbeitszeiten, -ort und -dauer. Dies könnte erklären, warum 83 Prozent von ihnen ausgebrannt sind, verglichen mit 75 Prozent aller Frontline-Mitarbeitenden. Über ein Drittel (36 Prozent) ist bereit zu kündigen, weil die Arbeit ihr Wohlbefinden beeinträchtigt. 58 Prozent der Gen Z bevorzugen mehr Urlaubstage gegenüber einer Gehaltserhöhung, und 29 Prozent würden auf eine Beförderung verzichten, um eine zusätzliche Woche bezahlten Urlaub zu erhalten.

Herausforderungen über alle Generationen und Branchen hinweg

Herausforderungen bestehen generationenübergreifend. Die Studie zeigt:

– 61 Prozent der Gen Z sind unzufrieden mit ihrem Mitarbeitererlebnis (vs. 55 Prozent aller Frontline-Mitarbeitenden).

– 72 Prozent der Gen Z geben an, dass der Austausch am Arbeitsplatz ihre mentale Gesundheit verschlechtert (vs. 62 Prozent aller Mitarbeitenden).

– In Organisationen mit Frontline- und Büroangestellten sagen fast die Hälfte der Frontline-Mitarbeitenden (49 Prozent), dass es zwei separate Unternehmenskulturen gibt.

– 19 Prozent aller Frontline-Mitarbeitenden weltweit erhalten keine Anerkennung von ihren Vorgesetzten.

„Unsere globale Studie zeigt, dass die Arbeitsplatzkultur nicht überall Gen Z und Frontline-Mitarbeitende unterstützt“, so Dan Schawbel, Managing Partner bei Workplace Intelligence. „Es ist zwar nicht alles schlecht – zum Beispiel halten zwei Drittel der Frontline-Mitarbeitenden weltweit (66 Prozent) ihren Arbeitsplatz insgesamt für gut – aber es gibt noch viel zu tun, um Gen Z für Frontline-Karrieren zu begeistern. Eines gilt aber für alle Generationen: Wenn man die Employee Experience in der Produktion oder an der Frontline nicht verbessert, riskiert man, wertvolle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu verlieren.“

Frontline-Mitarbeitende wollen mehr Flexibilität

Da Frontline-Mitarbeitende seltener von zu Hause arbeiten können, ist Eigenkontrolle über ihren Arbeitsplan ein Top-Wunsch. Laut der Studie gehören Work-Life-Balance und Flexibilität (jeweils 55 Prozent) zu den wichtigsten Faktoren bei der Arbeitgeberwahl gleich nach Gehalt (71 Prozent). Mehr als ein Viertel der globalen Frontline-Mitarbeitenden (27 Prozent) würde wegen mangelnder Flexibilität kündigen.

Irrtümer und Mythen rund ums ArbeitsrechtSchawbel kommentiert: „Die Arbeitspräferenzen der Menschen haben sich in den letzten fünf Jahren rasant verändert. Angesichts des digitalen Lebensstils, in dem alles sofort verfügbar ist, und den Gen Z ihr ganzes Leben lang schon kennt, ist es verständlich, dass jüngere Mitarbeitende, die oft starre Natur von Arbeitsplätzen in Fabriken, Krankenhäusern, Schulen oder im Einzelhandel negativ empfinden und sich mehr Wahlmöglichkeiten wünschen. Es ist ermutigend zu sehen, dass immer mehr Unternehmen innovative Praktiken wie Mitarbeiter-Selbstplanung übernehmen und dass moderne Technologien für das Personalmanagement die Möglichkeiten für mehr Flexibilität in Frontline-Positionen immer weiter vorantreiben.“

„Entgegen der landläufigen Meinung wollen Frontline-Mitarbeitende arbeiten“

Etwas mehr als die Hälfte der Organisationen mit Frontline-Mitarbeitenden (54 Prozent) bietet flexible Arbeitszeiten oder Selbstplanung an. Andere Modelle wie Schichttausch (41 Prozent), Teilzeitarbeit ohne Verlust von Leistungen (28 Prozent), komprimierte Arbeitswochen (27 Prozent) und Jobsharing (18 Prozent) gewinnen an Bedeutung. Dennoch besteht Verbesserungspotenzial: 14 Prozent der Führungskräfte sagen, dass ihr Unternehmen keine flexiblen Arbeitsregelungen anbietet.

Teresa Smith, Director of Human Insights and HCM Strategic Advisory bei UKG, erklärt: „Entgegen der landläufigen Meinung wollen Frontline-Mitarbeitende arbeiten – sie wollen nur mehr Entscheidungsfreiheit darüber, wann und wie viel. Tatsächlich sind 84 Prozent der Mitarbeitenden mit Kundenkontakt trotz Burnout-Symptomen entweder mit der Anzahl der geleisteten Überstunden zufrieden oder wünschen sich, noch mehr arbeiten zu können. Flexible Arbeitsmodelle sind der Schlüssel, um Mitarbeitende unabhängig vom Alter in allen Branchen zu gewinnen und zu halten. Dazu gehört, Überstunden als strategisches Instrument zu betrachten, um Unternehmen dabei zu unterstützen, sich ändernde Geschäftsanforderungen zu erfüllen und gleichzeitig ihren Mitarbeitenden zu helfen.“

Jeder verdient einen überzeugenden Arbeitsplatz

In einer Zeit des ständigen Jobwechsels überrascht, dass 20 Prozent der Frontline-Mitarbeitenden weltweit seit mehr als 10 Jahren beim selben Arbeitgeber sind – ein Zeichen für eine überzeugende Employee Experience. Und:

– 81 Prozent der Frontline-Mitarbeitenden fühlen sich psychisch sicher, können ihre Meinung äußern und Fehler machen, ohne Konsequenzen zu fürchten.

– 66 Prozent der Gen Z und 61 Prozent der Frontline-Mitarbeitenden sehen, dass ihr Feedback Veränderungen bewirkt.

– 67 Prozent aller Frontline-Mitarbeitenden werden mit Respekt behandelt.

„Frontline-Mitarbeitende machen derzeit etwa 80 Prozent der arbeitenden Bevölkerung weltweit aus, doch die üblichen Vorteile und Vergünstigungen gelten lediglich für die 20 Prozent am Schreibtisch“, so Smith. „Wir haben diese globale Studie – unsere bisher größte – unternommen, um dazu beizutragen, dieses Narrativ umzukehren und herauszufinden, was Frontline-Mitarbeitende von ihrer Employee Experience erwarten. Kleine Veränderungen, die heute in Bezug auf Flexibilität und Unterstützung durch Vorgesetzte vorgenommen werden, insbesondere für Gen Z, können sich jahrzehntelang in großem Maß positiv auf die gesamte Belegschaft auswirken.“

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