Gehalt allein macht nicht zufrieden

Person in Hängematte

Ein hohes Gehalt sorgt für Zufriedenheit? Mitnichten, wie eine aktuelle Gehaltsstudie feststellt. Denn nicht immer hilft viel auch wirklich viel.

Auch Topverdienende sind unzufrieden und wünschen sich statt Gehaltssteigerungen beispielsweise Angebote für soziale Standards wie Kantinen oder eine gute Versorgung mit Betriebsärztinnen und -ärzten. Das stellt die neue Gehaltszufriedenheits-Studie der Arbeitgeberbewertungsplattform Kununu und der KOF Konjunkturforschungsstelle fest.

Erstmals haben die Verfassenden in der Untersuchung systematisch den Zusammenhang von Bewertungs- und Gehaltsdaten analysiert. Demnach gilt zwar generell, dass Mitarbeitende, die hoch bezahlt werden, auch mit ihrer Vergütung zufrieden oder sogar sehr zufrieden sind. Die Gehaltszufriedenheit steigt parallel zum Einkommen weitgehend linear an. Eine 100-prozentige Zufriedenheit wird aber nicht erreicht. Der höchste Wert ist in am höchsten bezahlten Dezille mit etwas über 80 Prozent erreicht. Und anscheinend gibt es auch Zusammenhänge mit einzelnen Berufen. So sind etwa Beschäftigte, die im Personalwesen tätig sind, mit 74 Prozent am zufriedensten – aber nur 59 Prozent der oft sehr gut bezahlten Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter. Woran liegt das? Möglicherweise haben Menschen im HR-Management mehr Kenntnisse über Gehaltsspannen und können die Höhe ihres Verdienstes anders einschätzen.

Auch die Firmenkultur beeinflusst die Gehaltszufriedenheit

Die Studie zeigt aber auch, dass weitere Gehaltsbestandteile wichtig sind – geldwerte Vorteile und Benefits, die nicht unbedingt mit Geld bezahlt werden. Während nur ein Drittel der Mitarbeitenden, die ein oder zwei Benefits erhalten, mit ihrem Gehalt zufrieden sind, sind es bei denjenigen, die 15 oder mehr Benefits erhalten, über 90 Prozent. Solche Benefits können etwa Angebote zu flexiblen Arbeitszeiten oder Coachings sein. Aber auch die Unternehmenskultur und das Image des Arbeitgebers scheinen einen Einfluss zu haben. Werden zum Beispiel das Firmenimage, die Kommunikation oder das Vorgesetztenverhalten als positiv empfunden, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Mitarbeitenden mit ihrem Gehalt zufrieden sind.

Für die Untersuchung hat die KOF rund 2,8 Millionen Gehalts- und Bewertungsdaten ausgewertet, die zwischen dem 1. März 2018 und dem 31. August 2021 auf Kununu abgegeben wurden.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.