Gender Pay Gap umgekehrt in DAX-Konzernen

Frau schaut vor Hauswand hervor

Frauen bekommen weniger Geld als Männer? Stimmt nicht immer: Erstmals haben Frauen in den Spitzenpositionen der DAX-Unternehmen mehr Gehalt als ihre männlichen Kollegen.

Das stellt eine Studie der Beratungs- und Prüfungsunternehmens EY fest, welche die Vergütung von Vorständen in allen Börsenindizes des DAX untersucht hat. Das Ergebnis eindeutig: Die weiblichen Vorstände bekamen demnach höhere Bezüge als die Männer. Ein Gender Pay Gap, nur umgekehrt, offenbar.

Als Grund sehen die Autoren der Studie, dass Unternehmen – nicht zuletzt wegen der Quote – mehr Frauen in die höchsten Entscheidungsgremien bringen müssen. Und da es nur wenige Spitzenmanagerinnen gebe, erhöhe sich deren Marktwert und damit eben auch das Niveau der Vergütungen für Managerinnen insgesamt. Im Durchschnitt lag das Einkommen der DAX-Vorstandsfrauen 2019 der Untersuchung zufolge bei 2,93 Millionen Euro – das sind gut 30.000 Euro mehr als für die männlichen Vorstände.

Vorstandsbezüge insgesamt etwas geringer

Bei den 60 Firmen im MDAX war das Gehalt der Top-Managerinnen mit 1,44 Millionen Euro im Schnitt um etwa 115.000 Euro höher. Im SDAX lagen den Angaben zufolge erstmals seit Beginn der Untersuchung im Jahr 2013 Frauen beträchtlich vorn. Ihre durchschnittliche Gesamtdirektvergütung fiel mit rund 1,07 Millionen Euro etwa sieben Prozent höher aus als die der männlichen Vorstandsmitglieder. Im DAX waren der Analyse zufolge 2019 gut zwölf Prozent aller Vorstandsmitglieder weiblich, im MDAX sieben Prozent und im SDAX fünf Prozent. Vorstandschefs wurden bei dem Vergleich nicht berücksichtigt.

Und noch etwas stellt die Untersuchung fest: Insgesamt sank das Gehalt der Vorstände 2019 das zweite Jahr in Folge. Es verringerte sich über alle Unternehmen der DAX-Familie im Schnitt um 4,6 Prozent auf rund 1,99 Millionen Euro. Die Bezahlung der Frauen sank dabei etwas stärker als die der Männer, 5,9 Prozent gegenüber drei Prozent.

Tina Groll

Tina Groll, SPIEGEL-Bestsellerautorin und Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft, konzentriert sich als Autorin von WIR SIND DER WANDEL auf Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren” aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat und Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union.