Drei Viertel der begehrten Nachwuchskräfte der Generation Z wurden bereits von Personaler:innen geghostet. Wie kann das sein?
Die Studie „Candidate Experience: Gen Z & HR in der Gegenüberstellung” der Karriere- und Recruitingplattform JobTeaser deckt ein eklatantes Missverhältnis zwischen den Erwartungen der Gen Z und dem Verhalten der Personalabteilungen auf.
Für die achte Ausgabe des Karrierebarometers – in Partnerschaft mit dem NewGen Talent Centre der EDHEC Business School – befragte das Gen Z Lab von JobTeaser 1.220 Studierende und Berufsanfänger:innen sowie 726 Personalverantwortliche in Deutschland befragt. Die Ergebnisse zeigen auch positive Aspekte: Sowohl junge Menschen als auch Personalverantwortliche blicken optimistisch auf die Karrierechancen und den Arbeitsmarkt. 73 Prozent der Studierenden und Absolvent:innen im Alter von 18 bis 30 Jahren glauben, dass ihre Ausbildung Bewerbungen in verschiedenen Branchen ermöglicht. Diese Einschätzung teilen 84 Prozent der befragten Personaler:innen, die den Arbeitsmarkt für angehende Beschäftigte als günstig ein. Die Ausgangslage für eine Karriere nach eigenem Gusto ist damit rosig.
Prioritäten der Gen Z: Persönliche Nähe und Gehaltstransparenz
Die Generation Z weiß genau, was sie will: Drei Viertel (76 Prozent) der befragten jungen Talente kennen ihre beruflichen Vorlieben und Abneigungen und sind sich ihrer Stärken und Schwächen bewusst (74 Prozent). Gute Voraussetzungen also, um einen passenden Job zu finden – wären da nicht die Bewerbungsprozesse, die bei 69 Prozent der Befragten zu negativen Erfahrungen geführt haben.
Für junge Talente sind Gehaltstransparenz (49 Prozent), ein schneller Bewerbungsprozess (43 Prozent) und ein klarer Einstellungsprozess (39 Prozent) entscheidend, ob sie ein Jobangebot annehmen. Auch der persönliche Kontakt zu Personaler:innen ist ausschlaggebend. Der Hauptgrund für einen Abbruch des Bewerbungsprozesses ist die fehlende Nähe zum Personalverantwortlichen (45 Prozent).
Ghosting und Diskriminierung: Die roten Linien für Bewerber:innen
Besonders empfindlich reagieren junge Bewerber:innen, wenn nach einem guten Austausch plötzlich Funkstille herrscht. Drei Viertel (74 Prozent) der Befragten beklagen sich über “Ghosting”. Sie wurden von Personalverantwortlichen ignoriert, nachdem der Bewerbungsprozess begonnen hatte. „Auf Seiten der Personaler:innen wird das übrigens gar nicht geleugnet, denn 52 Prozent der befragten Personalverantwortlichen geben zu, selbst schon einmal Job-Anwärter:innen geghostet zu haben”, erklärt Andre Reinhardt, Team Lead Account Management Germany bei JobTeaser. Zudem berichtet jeder zweite junge Mensch von Diskriminierungserfahrungen im Bewerbungsprozess, insbesondere aufgrund des Alters (35 Prozent), der ethnischen Zugehörigkeit (31 Prozent) oder des Geschlechts (31 Prozent).
Für Recruiter:innen ist es oft schwierig, junge Talente zu finden, die den Anforderungen der Stellen entsprechen. Manchmal bewerben sich Nachwuchskräfte auf Seniorposten oder stellen zu hohe Gehaltsforderungen. Dann stellt eine Absage keine Diskriminierung dar, sondern ist der nicht passgenauen Bewerbung zuzuordnen.
Unternehmen müssen sich dem Tempo der Gen Z anpassen – auch beim Thema KI
34 Prozent der Personaler:innen finden, dass das Recruiting junger Talente im Vergleich zum Vorjahr komplizierter geworden ist. Ein möglicher Lösungsweg könnte der Einsatz von Künstlicher Intelligenz sein, um die Effizienz der Prozesse zu steigern und so den Anspruch der Gen Z an die Geschwindigkeit in Recruitingprozessen besser zu erfüllen.
„Bei JobTeaser setzen wir seit Jahren auf KI, weil wir wissen, wie viel Potenzial darin für unsere Kunden steckt. Deshalb haben wir zum Beispiel den GenZ AI Boost entwickelt: ein innovatives Tool, das die Beschreibung und Struktur von Stellenanzeigen automatisch an die Erwartungen der Generation Z anpasst. Kunden, die das Tool nutzen, erhalten im Schnitt über zehn Prozent mehr Bewerbungen, einige Unternehmen konnten sogar eine Verdopplung der eingehenden Bewerbungen verzeichnen“, so Reinhardt.
„Unternehmen müssen sich stärker denn je mit der Generation Z beschäftigen”
„Auf der Seite der jungen Generation nutzt ein großer Teil – 72 Prozent – die neue Technologie bereits vielfältig für den Bewerbungsprozess“, sagt Manuelle MALOT, Leiterin des NewGen Talent Centre der EDHEC. „Tools wie ChatGPT werden insbesondere genutzt, um Bewerbungsunterlagen wie Anschreiben oder Lebensläufe zu optimieren, sich auf mögliche Fragen oder Vorstellungsgespräche vorzubereiten.“ Auf Seiten der Personalverantwortlichen sind es bereits 40 Prozent, die KI-Tools für Einstellungsprozesse nutzen, allerdings oft nur für ein begrenztes Spektrum an Aufgaben.
„Unternehmen müssen sich stärker denn je mit der Generation Z beschäftigen. Gehaltstransparenz, Schnelligkeit und der menschliche Kontakt stehen für junge Talente im Vordergrund und sind Erfolgsfaktoren für ein funktionierendes Recruiting. Ghosting und Diskriminierung sind klare No-Gos, die nicht nur potenzielle Talente abschrecken, sondern auch das Image eines Unternehmens langfristig schädigen können”, so Adrien Ledoux, CEO und Gründer von JobTeaser.
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Für die achte Auflage des Karrierebarometers hat das JobTeaser Gen Z Lab in Zusammenarbeit mit dem NewGen Talent Centre der EDHEC Business School und dem Marktforschungsunternehmen Kantar im Zeitraum vom 2. Mai bis 10. Juni 2024 insgesamt 1.220 Studierende und Berufsanfänger:innen im Alter von 18 bis 30 Jahren sowie 726 Personalverantwortliche aus Unternehmen mit zehn oder mehr Beschäftigten befragt.
Bei der Auswahl der Stichprobe wurde besonderer Wert auf Repräsentativität gelegt. Für die Gen Z wurde die Quotenmethode in Bezug auf Geschlecht und Region verwendet, um sicherzustellen, dass Stimmen aus allen Teilen der Gesellschaft gehört werden. Ebenso wurde die Stichprobe der Personalverantwortlichen sorgfältig ausgewählt, um die Vielfalt der Unternehmen widerzuspiegeln, wobei Quoten nach Region und Größe der Unternehmen verwendet wurden.