Arbeiten im Ausland gilt nicht länger als Abendteuer. Die Auslandsjob-Studie 2025 zeigt: Es steht für eine neue Arbeitskultur – selbstbewusst, vernetzt mobil.
Der Traum vom Arbeiten im Ausland schwankte lange zwischen Sehnsucht und Realität. Viele träumten, wenige wagten. Doch das ändert sich. Die Studie zeigt: Eine Generation steht bereit – entschlossen, mobil, selbstbewusst. Sie will nicht fliehen, sondern gestalten.
Sehnsucht trifft auf Hindernisse
Mehr als 2.200 Menschen nahmen zwischen Oktober 2024 und Januar 2025 an der Umfrage von auslandsjob.de teil. Das Ergebnis ist eindeutig: Der Wunsch, im Ausland zu arbeiten, ist groß – die Umsetzung bleibt schwierig.
71 Prozent der Befragten haben noch nie im Ausland gearbeitet, interessieren sich aber dafür. Die Gründe für das Zögern sind klar: Bürokratie, Sprachbarrieren, unübersichtliche Informationen und fehlende Orientierung. Fast die Hälfte nennt die Wohnungssuche und das Ankommen als größte Hürde, 40 Prozent kämpfen mit Papierkram, ein Drittel findet keinen passenden Job.
Das zeigt: Nicht mangelnde Motivation bremst die Menschen, sondern Strukturen, die Mobilität unnötig kompliziert machen. Gleichzeitig wandelt sich das Arbeitsverhältnis. Nur 15 Prozent nennen das Gehalt als Hauptmotiv. Kultur, Sprache und ein Tapetenwechsel stehen im Vordergrund. Zwei Drittel suchen neue Erfahrungen, nicht die Flucht aus Deutschland. Das Ausland ist keine Zuflucht mehr, sondern eine Bühne für persönliche Entwicklung.
Eine neue Generation von Weltenarbeitern
Was früher Abenteuerlust war, ist heute Strategie. Wer ins Ausland geht, sucht nicht nur Sonne und Sprache, sondern Sinn und Wachstum. 80 Prozent der Befragten glauben, dass Auslandserfahrung ihre Karrierechancen verbessert. Sie sehen sich als Teil einer globalen Arbeitswelt, in der kulturelle Kompetenz und Anpassungsfähigkeit zählen.
Das spiegelt sich in den Zielregionen: Innerhalb Europas führt Spanien, gefolgt von Italien und Portugal – ein Dreieck aus Lebensfreude und Lebensqualität. Großbritannien, einst Favorit, verliert nach dem Brexit an Reiz. Außerhalb Europas dominieren die USA, Kanada, Australien und Neuseeland. Diese Länder bieten Sprache, Struktur und Sicherheit. Interessant: 71 Prozent können sich Work & Travel auch in neuen europäischen Zielen vorstellen – ein Zeichen, dass Flexibilität wichtiger wird als Prestige.
Der physische Tapetenwechsel bleibt attraktiv
Die Branchen? Offen. 38 Prozent legen sich nicht fest, 22 Prozent wollen in Natur und Umwelt arbeiten, viele in Tourismus, Gastronomie oder Kundenservice. Auslandserfahrung gilt nicht mehr nur als Karrieresprungbrett, sondern als Lebensabschnitt, der prägt.
Auch die Arbeitsmodelle spiegeln den Wandel: 31 Prozent bevorzugen Präsenzarbeit, 30 Prozent hybride Modelle, 12 Prozent reine Remote-Jobs. Der physische Tapetenwechsel bleibt attraktiv – digitale Freiheit ersetzt nicht das Bedürfnis nach Ortswechsel.
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Zwischen Aufbruch und Realität
Eine 27-jährige Marketingexpertin aus Köln plant, in Lissabon zu arbeiten – nicht wegen des Gehalts, sondern wegen der Kreativszene und kulturellen Offenheit. Ein 32-jähriger Handwerker aus Augsburg sucht Arbeit in Norwegen – weniger Bürokratie, mehr Sinn. Beide eint der Wunsch, in einem Umfeld zu arbeiten, das Entwicklung ermöglicht.
Doch beide stoßen auf ähnliche Hürden: fehlende Übersicht über Jobangebote, komplizierte Formalitäten, unklare Fördermöglichkeiten. Fast 40 Prozent der Befragten wünschen sich gezielte Unterstützung bei Bewerbung und Jobsuche. Ein Drittel fordert ein zentrales, transparentes Portal mit geprüften Auslandsjobs. Das zeigt: Es fehlt nicht am Willen, sondern an der Infrastruktur. Mobilität braucht Systeme, die sie erleichtern – und Arbeitgeber, die sie fördern.
Rolle der Arbeitgeber: International denken, emotional handeln
Für Unternehmen ist die Botschaft klar: Wer Talente gewinnen will, muss international denken und emotional kommunizieren. Die Entscheidung für einen Auslandsjob ist selten rational. 34 Prozent wählen nach Land und Kultur, nur 15 Prozent nach Gehalt. Arbeitgeber müssen Geschichten erzählen, keine Tabellen. Sie sollten zeigen, wie sie den Einstieg erleichtern – mit Sprachkursen, Relocation-Paketen und kultureller Integration.
Ein Viertel der Befragten würde ohne solche Unterstützung keinen Auslandsjob annehmen. 65 Prozent finden sie hilfreich, aber nicht entscheidend. Die Mehrheit will Selbstständigkeit – mit Sicherheit im Hintergrund. Unternehmen, die diese Balance schaffen, positionieren sich als attraktive Arbeitgeber im internationalen Wettbewerb.
Arbeit als Lernreise
Die Studie zeigt eine Verschiebung im Selbstverständnis einer Generation: Arbeiten im Ausland ist kein Ausnahmezustand mehr, sondern eine Erweiterung der Normalität. Frühere Generationen suchten im Ausland Karriere, die heutige sucht Sinn, Wachstum und Zugehörigkeit. Sie will Teil einer globalen Bewegung sein, die Arbeit als Lernreise versteht.
Doch der Trend hat Schattenseiten: Bürokratie, Wohnraummangel und unzureichende Informationen bremsen die Mobilität. Wer den Fachkräftemangel ernst nimmt, muss diese Hindernisse abbauen – nicht nur für Zuwanderung, sondern auch für den Auslandszyklus deutscher Fachkräfte.
Struktur für Freiheit
Was hilft , ist ein neues Verständnis von internationaler Arbeit:
– Digitale Plattformen, die geprüfte Jobangebote, Erfahrungsberichte und Bewerbungsunterstützung bündeln.
– Unternehmen, die Relocation-Pakete und Weiterbildung als Standard anbieten.
– Politik, die Mobilität als Chance begreift – nicht als Risiko für den heimischen Arbeitsmarkt.
Denn Auslandserfahrung ist kein Brain Drain, sondern ein Brain Cycle: Wissen geht, reift – und kehrt zurück.
Wer diesen Kreislauf fördert, gewinnt. Mitarbeitende entwickeln interkulturelle Kompetenzen, Sprachen, Selbstvertrauen. Arbeitgeber gewinnen Beschäftigte, die in Unsicherheit navigieren können – eine Schlüsselkompetenz für die Wirtschaft von morgen.
Der Wandel ist eine Ressource, kein Risiko
Die Auslandsjob-Studie 2025 zeigt eine neue Haltung zur Arbeit. Es geht nicht um Flucht, sondern um Freiheit. Nicht um Gehalt, sondern um Gestaltung. Nicht um Verlust, sondern um Bewegung.
Die Generation, die jetzt aufbricht, sucht nicht das Paradies, sondern Perspektiven. Sie will Teil einer Welt sein, die Arbeit nicht als Ort, sondern als Erfahrung versteht. Wenn Politik, Unternehmen und Institutionen diesen Wandel unterstützen, wird aus dem individuellen Traum eine kollektive Chance: Ein Deutschland, das Talente nicht verliert, sondern verbindet – über Grenzen hinweg.

