Gründer:innen in Deutschland so jung wie nie

Zwei Frauen sitzen sich am Tisch gegenüber und arbeiten

Gründer:innen in Deutschland sind 2024 jünger denn je – fast 40 Prozent sind unter 30. Gleichzeitig gründen deutlich weniger Ältere. Die Start-up-Szene erlebt einen Generationenwechsel, der Chancen bietet, aber auch Risiken birgt.

Im Jahr 2024 waren Existenzgründer:innen in Deutschland im Schnitt so jung wie nie zuvor seit Beginn des KfW-Gründungsmonitors. Ihr Durchschnittsalter lag bei 34,4 Jahren. Anfang der 2000er-Jahre waren sie meist 37 bis 38 Jahre alt. 39 Prozent der Gründer:innen waren 2024 zwischen 18 bis 29 Jahre alt – ein Rekordwert. Der langfristige Trend zur Verjüngung liegt vor allem daran, dass weniger Menschen im Alter von 40 bis 49 Jahren gründen. Ihr Anteil sank auf 16 Prozent, bei den 50- bis 65-Jährigen sogar auf 12 Prozent – der niedrigste Wert für „Silver Entrepreneurs“. 2023 hatten diese Altersgruppen noch 19 beziehungsweise 15 Prozent der Gründer:innen gestellt.

Mehr Menschen wagen den Schritt in die Selbstständigkeit

Irrtümer und Mythen rund ums ArbeitsrechtDiese Zahlen stammen aus dem KfW-Gründungsmonitor, der 2024 auf 50.000 Telefon- und erstmals 10.000 Online-Interviews basiert. Der Monitor definiert Gründer:innen breit: Erfasst werden alle, die sich im Voll- oder Nebenerwerb, freiberuflich oder gewerblich, durch Neugründung, Übernahme oder Beteiligung selbständig gemacht haben.

Erfreulich ist, dass 2024 wieder mehr Menschen den Schritt in die Selbstständigkeit wagten. Die Zahl der Gründungen stieg um 17.000 auf 585.000 – ein Plus von 3 Prozent. Der schwächere Arbeitsmarkt trieb diese Entwicklung an. Das Wachstum verdankt sich vor allem den Nebenerwerbsgründungen, die um 5 Prozent auf 382.000 zulegten. Die Zahl der Vollerwerbsgründungen sank leicht um 1 Prozent auf 203.000.

Junge Menschen zeigen eine hohe Gründungsbereitschaft

Trotz des leichten Anstiegs bliebt die Lage angespannt: Seit den 2000er-Jahren hat die Gründungsaktivität stark nachgelassen und stagniert seit 2018. „Die Gründungsneigung in Deutschland ist gering. Das lag in den vergangenen Jahren sicher auch an der gut laufenden Wirtschaft, die Menschen haben sich für die Sicherheit eines Angestelltenverhältnisses entschieden. Das ist eine Mentalitätsfrage. Es geht aber auch um Bildung“, sagt Dr. Dirk Schumacher, Chefvolkswirt der KfW. „Mehr Zutrauen bei finanziellen Themen erhöht die Wahrscheinlichkeit zu gründen. Von daher ist es positiv, dass die neue Regierung in ihrem Koalitionsvertrag festgehalten hat, Entrepreneurship Education als Ziel für Schulqualität und Lehrerbildung zu ergänzen.“


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Ein Hoffnungsschimmer: Junge Menschen zeigen eine hohe Gründungsbereitschaft. 36 Prozent der 18- bis 29-Jährigen würden lieber selbstständig als angestellt arbeiten. Zudem erholte sich die Planungsquote nach einem Tiefststand von 2023. 4,9 Prozent der Bevölkerung verfolgen Gründungspläne – ein Anstieg gegenüber 3,6 Prozent im Vorjahr. „Wir erwarten für 2025 leicht steigende Gründungszahlen“, so Schumacher.

Weitere Ergebnisse des KfW-Gründungsmonitors:

  1. Abbruchquote: Ein Drittel der Gründer:innen gibt innerhalb von drei Jahren auf. Nach fünf Jahren sind noch 61 Prozent der Gründungen aktiv.
  2. Kapitalbedarf: Gründungen werden teurer. Während früher zwei Drittel der Gründer mit weniger als 5.000 Euro auskamen, lag dieser Anteil 2024 nur noch bei 56 Prozent. Grund dafür ist vor allem die Inflation.
  3. Finanzierung: 75 Prozent der Gründer:innen deckten ihren Kapitalbedarf 2024 ausschließlich mit Eigenmitteln – ein Rekordwert.
  4. Gründungsform: 83 Prozent der Gründungen waren Neugründungen, 10 Prozent Übernahmen und 7 Prozent Beteiligungen. Der Anteil von Übernahmen und Beteiligungen sinkt seit Mitte der 2000er-Jahre. „Die Nachfolgelücke bei Unternehmen ist enorm. Wünschenswert wäre daher, dass sich mehr Menschen dazu entschließen, bestehende Unternehmen zu übernehmen“, fordert Schumacher.
  5. Digitalisierung: 36 Prozent der Gründungen waren digital – ein Höchststand. Kund:innen müssen digitale Technologien nutzen, um die Produkte oder Dienstleistungen zu verwenden.
  6. Arbeitsplätze: Neugründungen schufen 2024 rund 485.000 vollzeitäquivalente Arbeitsplätze.
  7. Gründerinnen: Der Frauenanteil lag bei 36 Prozent und damit leicht unter dem langjährigen Durchschnitt von 39 Prozent. Während nur 17 Prozent der Männer eine vorübergehende Selbstständigkeit anstreben, sind es bei Frauen 28 Prozent.

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