Gründerinnen sind in Deutschland eine Minderheit

Frau im Treppenhaus

Frauen, die erfolgreich Unternehmen gründen – in Deutschland muss man sie weiter mit der Lupe suchen. Die Gründe sind wie immer die gleichen: strukturelle Benachteilgung, Geschlechterstereotype und Klischees.

In der Start-up-Szene sind Frauen weiterhin in der Unterzahl, wie der Female Founders Monitor des Start-up-Verbands und des Jobportals Stepstone zeigen. Demnach ist der Anteil der Frauen unter den Unternehmensgründern zwar erneut gestiegen – von Parität kann mit 20 Prozent aber noch lange nicht die Rede sein. Eine Verbesserung ist es dennoch: 2020 waren es noch 16 Prozent. Und selbst wenn Männer und Frauen gemeinsam ein Unternehmen gründen, sind die Frauen unterrepräsentiert. Allerdings beträgt der Frauenanteil hier schon gut 37 Prozen, 2020 waren es 31 Prozent.

Die Gründe, warum Frauen den Schritt in die Selbständigkeit nicht so oft wagen wie Männer, sind wie immer die gleichen: Strukturelle Benachteilgung, Geschlechterstereotype und Klischees und die Tatsache, dass Frauen auch weniger leicht Investorinnen und Investoren finden. Für die Untersuchung waren die Leiterinnen und Leiter von knapp 2.000 Start-ups befragt worden.

Strukturelle Hindernisse für die Unternehmerinnen

Es zeigt sich auch, dass sich von Frauen gegründete Unternehmen von denen der Männer in einigen Punkten unterscheiden. Sie sind oft kleiner und haben weniger Beschäftigte. So hätten von Frauen gegründete Start-ups im Schnitt sieben Beschäftigte, während Männerteams auf 28 kamen. Auch hier spielt der Zugang zum Risikokapital eine entscheidende Rolle: Während die befragten weiblichen Gründungsteams im Schnitt 1,1 Millionen Euro erhielten, bekamen Männer-Teams etwa neun mal mehr (9,7 Millionen).

Wir sind der Wandel-NewsletterEin wichtiger Aspekt dabei ist jedoch auch, dass Frauen eher in typisch “weiblichen” Branchen gründen. Sowie sich weniger oft wie Männer zum Beispiel auf IT, Finanzen oder die MINT-Fächer konzentrieren. Frauen hingegen gründen eher im Bereich Konsumgüter, Medizin und Bildung, so die Studie. Viele Frauen geben auch an, dass sie mit ihrem Start-up soziale Zwecke verfolgen. Mehr als vier von fünf Frauen sehen in der Kapitallücke allerdings auch ein strukturelles Problem und stimmen der Aussage zu, Gründerinnen würden bei Investments kritischer hinterfragt als Gründer.

Wer als Unternehmerin Kinder zu versorgen hat, kann oft weniger Zeit in die Firma stecken

Laut dem Verband ist schließlich auch nicht zu vernachlässigen, dass natürlich die mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Gründung ein weiteres Hindernis für die Frauen darstellt. Laut dem Verband arbeiten Gründerinnen und Gründer im Schnitt nämlich 55 Stunden je Woche. Wer als Unternehmerin Kinder zu versorgen hat, kann oft weniger Zeit in die Firma stecken und den Aufbau des Unternehmens – das hat natürlich einen Effekt auf das Wachstum. Der Start-up-Verband fordert daher bessere Rahmenbedingungen und eine verbesserte Absicherung für Selbständige etwa durch die Ausweitung des Mutterschutzes für Selbständige und eine Flexibilisierung der Elternzeit. Sowie eine bessere steuerliche Absetzbarkeit von Betreuungskosten. Nichts davon ist allerdings Plan der aktuellen Regierung.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.