Gründerinnen werden seltener unterstützt

Frau schaut vor Hauswand hervor

Wirtschaftsförderung erreicht Frauen als Start-up-Gründerinnen seltener als Männer. Das stellt eine neue Studie der Universität Hohenheim fest.

Frauen bekommen als Unternehmensgründerinnen seltener Kapital, finden schwerer Investoren und Business Angels. Das haben bereits zahlreiche Untersuchungen festgestellt. Nun hat die Universität Hohenheim dieses Phänomen noch einmal genauer untersucht. Die Forscher hatten sich 20 Gründerzentren auf der ganzen Welt genauer angesehen und dabei herausgefunden: Weltweit werden Gründerinnen nicht so stark unterstützt wie Gründer. Dabei wurden in einer vergleichenden, quantitativen Analyse  Zahlen aus dem Global Startup Ecosystem Ranking und dem Gender Equality Index der Vereinten Nationen kombiniert, heißt es in der Pressemitteilung der Universität.

Allein in Deutschland könnten 60.000 Unternehmungen pro Jahr entstehen, wenn die politische Wirtschaftsförderung die Frauen erreichen würde

Beispiel Tech-Branche: Hier entsteht ein großer Teil von neuen Unternehmen. Allein in Berlin seien im vergangenen Jahr 3.000 Tech-Firmen entstanden, so die Universität. Aber nur hinter neun Prozent davon hätten Frauen als Gründerinnen gesteckt. Gerade hier sei die Wirtschaftsförderung wirkungslos. Offenbar würden die Männer durch die Förderung zum Gründen angeregt, die Frauen aber nicht. Und: Vermeintlich neutrale Förderung werde überwiegend an Männer vergeben. Mehr noch:

“Wenn Frauen gezielt angesprochen würden, verliefe das oft im Rahmen überreizter Klischees”, zitiert die Universität die Ergebnisse der Forscher. Genau diese stereotype Ansprache schrecke die Frauen aber eher ab.

Es sei daher nötig, sich die diskriminierenden Prozesse bewusst zu machen – und politisch dagegen zu steuern. Dazu zählt, auf Geschlechterklischees zu verzichten. Außerdem könnten Gründerinnen als prominente Vorbilder bekannter gemacht werden. Das kann andere Frauen anziehen. Außerdem müssten Frauen etwa durch interessante Veranstaltungen angesprochen werden. Offenbar fühlen sich viele von einer Unternehmensgründung abgehalten, weil sie vermuten, dass man dazu einen Abschluss in Mathe, Naturwissenschaften, Technik oder Ingenieurswissenschaften haben müsste.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.

Kommentare

  • Hallo, leider kann ich das unterschreiben. Vor allen der Zugang zu Investoren, die in Venture Ideen investieren scheint mir schwerer zu sein. Ich bin Architektin und habe mich aber seit 2008 in die Erneuerbare Energie Kraftwerksbranche begeben. In meinem Markt bin ich mittlerweile ein akzeptierter Player für die Deals. Aber Kapital, um meine unternehmerischen Ideen richtig weiterzubringen und auszubauen, habe ich nie gefunden. Ich habe mich immer gefragt, warum ich keine Investoren finde, denn mein Business hat von Anfang an Umsätze gebracht, ist ja schon mal was, wenn etwas aus sich heraus Geld bringt, es ist skalierbar, es ist weltweit ausbaubar, es benutzt die IT Technologie und es ist sogar wenn man etwas investieren würde verdammt profitabel und es ermöglicht in gewisser Weise eine Umverteilung und ein faireres Wirtschaftssystem. Mein Kundenwert beträgt ca. 30.000 Euro Umsatzpotential pro Kunde p.a., davon habe ich 4.400, ein Mitarbeiter kostet incl. aller Overheadkosten maximal 90.000 Euro. Ein Mitarbeiter könnte mindestens 30 bis 50 Kunden betreuen. Den Umsatz kann man sich ausrechnen. Die einen lächelten mich müde an, den anderen passte ich nicht ins Konzept, weil sie nur Technologie, oder nur dies und das fördern, es fand sich immer ein Grund.

    Es ist schade, es hätten schon viele Arbeitsplätze entstehen können, wenn ich nur ein kleines bisschen Unterstützung von Investoren bekommen hätte.

    Deshalb habe ich jetzt mit einer Geschäftspartnerin einen Club gegründet, welcher ein Pinbrett betreibt auf dem Ventures aus dem Bereich Kunst und Nachhaltigkeit direkt Investoren finden können: http://www.superwitches.com.

    Für neue Mitglieder sind wir offen, und es geht in dem Club auch um Equality. Nur wenn Frauen auch an unserer Wirtschaft ganz teilnehmen, können wir einen Welt in Balance erschaffen, das ist die große Aufgabe für die Zukunft.

    Herzliche Grüße
    Eva-Catrin Reinhardt

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