Home-Office-Pauschale verpufft

Person am Tisch sitzend

Arbeiten im Home-Office als Dauerzustand. Und die Kosten? Eigentlich sollte die Home-Office-Pauschale die gestiegenen Kosten für das Arbeiten zu Hause kompensieren. Viele Beschäftigte müssen die Aufwendungen jedoch allein tragen.

Strom, Internet, Heizung, sich selbst versorgen – all das kostet. Doch nun zeigt sich, was vorher schon befürchtet worden war: So, wie das Instrument derzeit gestaltet ist, bringt die Pauschale wenig. Denn die Wirkung verpufft. “Über viele Jahre haben es die politisch Verantwortlichen versäumt, die steuerlichen Regelungen an Veränderungen und neue Realitäten im Arbeitsleben anzupassen. Im Ergebnis profitieren nicht alle gleichermaßen von den derzeitigen Regelungen”, so der neue finanzpolitische Sprecher der FDP im Bundestag, Markus Herbrand, gegenüber dem Wirtschaftsmagazin Capital.

Das Finanzamt gewährt die 600 Euro für die Pauschale nämlich nicht zusätzlich, sondern rechnet sie in den Werbungskostenpauschbetrag von 1000 Euro ein. Wer aber die meiste Zeit im Home-Office arbeitet, schöpft den Betrag oft ohnehin kaum aus. Berechnungen des Bundes der Steuerzahler (BdSt) zeigen, dass zum Beispiel all jene leer ausgehen, die vor der Pandemie weite Strecken zum Arbeitsplatz pendelten, ab April 2020 jedoch durchgängig zu Hause blieben. Für sie fiel nämlich die Pendlerpauschale weg, und die Home-Office-Pauschale greift meistens nicht. Daher fordert der Verband, dass die Pauschale reformiert werden und künftig immer gültig sein sollte. Denn viele Beschäftigte werden dauerhaft zumindest hybrid arbeiten.

Reformbedarf vorhanden

Nachbesserungbedarf gibt es aus Sicht des BdSt erheblichen. “Bislang kann nur derjenige die tägliche Pauschale geltend machen, der ausschließlich im Home-Office tätig ist”, kritisiert BdSt-Präsident Reiner Holznagel. “Die Politik muss darauf reagieren und bei der Home-Office-Pauschale nachlegen, das Ausschließlichkeitskriterium sollte gestrichen werden.” Außerdem müsse die Regierung die Inflation berücksichtigen und “für eine Erhöhung der Pauschale sorgen.” Die neue Bundesregierung will die Pauschale bis Ende 2022 verlängern und prüft eine Anpassung.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.