Nach der Geburt ihres zweiten Kindes empfand es Katharina Schiederig unheimlich schwierig, ihren (Arbeits-)Alltag rund um Dienstreisen und kranke Kinder zu organisieren. Um für sich und andere Abhilfe zu schaffen, gründete sie kurzerhand Digisitter, einen digitalen Familienkühlschrank.
Katharina Schiederig hat zusammen mit zwei Mitgründern eine App entwickelt, die die Arbeits- und Privatkalender von Menschen, die Kinder betreuen, synchronisiert. Die App, die wie ein „digitaler Familienkühlschrank“ funktioniert, vereinfacht so die Organisation. Anders als beim heimischen Kühlschrank auf dem Notizen, Einkaufszettel oder To-Do-Listen manchmal als wirre Zettelwirtschaft enden, behält die App den Überblick.
Frauen haben etwas zu sagen, sie müssen allerdings den Raum erhalten, das auch zu tun! Diesen bieten wir mit unserem Format DIE CHEFIN-TALK.
Hier laden wir Frauen ein, mit uns über ihr Thema zu sprechen.
Die Ratgeber: Wie sind Sie auf die Idee gekommen?
Katharina Schiederig: Die Idee, eine App für familienfreundliche Arbeitgeber zu entwickeln, speist sich aus zwei Quellen. Zum einen habe ich nach der Geburt meiner zwei Kinder weiter in der Unternehmensberatung gearbeitet und fand es unheimlich aufwendig, den Alltag rund um Dienstreisen und kranke Kinder zu organisieren. Ich dachte, es müsste doch ein smartes digitales Tool geben, was mir diesen Stress abnimmt und dabei auch den Arbeitgeber ins Boot holt. Denn der hat schließlich auch ein Interesse daran, dass Beschäftigte motiviert aus der Elternzeit zurückkommen und Job und Familie gut organisieren können.
Das war mir klar, weil ich zu dieser Zeit ein Projekt zu flexiblem Arbeiten für Führungskräfte in Großunternehmen geleitet habe. In dieser Studie konnten wir nämlich zeigen, dass flexible Arbeitsmodelle Motivation, Produktivität und Kreativität steigern – und effiziente Selbstmanagement-Tools eine der Voraussetzungen sind.
Die Ratgeber: Gab es zu dem Zeitpunkt ähnliche Konzepte oder war die Idee gänzlich neu?
Katharina Schiederig: Die Idee, die persönliche Organisation der Kinderbetreuung mit der Unterstützung des Arbeitgebers auf einer App zusammen zu bringen, ist tatsächlich neu. Digisitter bietet einerseits personalisierte Informationen rund um Beruf & Familie, Elternzeit und Wiedereinstieg, anderseits eine Art “Doodle für Kinderbetreuung”, mit dem ich mein persönliches Netzwerk und professionelle Babysitter kontaktieren kann.
“Digisitter unterstützt berufstätige Eltern.”
Zwar gibt es auf dem Markt eine Reihe von Family Organizer-Apps, mit denen sich Familien privat organisieren können sowie Anbieter von betrieblicher Kinderbetreuung, die aber nicht digital unterwegs sind.
Wir aber schlagen mit dem Plattform-Gedanken die Brücke und bringen verschiedene bestehende Angebote smart zusammen, um berufstätige Eltern zu unterstützen.
Die Ratgeber: Wie sieht es mit dem finanziellen Risiko für Sie aus?
Katharina Schiederig: Das finanzielle Risiko ist da, denn ich habe nach fünf Jahren meinen festen Job gekündigt. Und natürlich habe ich auch ein eigenes Investment. Allerdings habe ich den Vorteil, dass ich recht flexibel freiberuflich als Trainerin und Beraterin im Bereich Diversity Management arbeiten kann, um meinen Lebensunterhalt zu sichern.
Die Ratgeber: Wie finanziert sich das Start-up?
Katharina Schiederig: Digisitter wurde im Rahmen des Vodafone Accelerators for female empowerment F-LANE gefördert. Das ist der erste europäische Accelerator für Gründerinnen im Tech-Bereich. In diesem Zusammenhang haben wir auch ein kleines Investment erhalten. Ansonsten finanzieren wir Digisitter aus Eigenmitteln und künftig über die Abonnements interessierter Unternehmen.
“Digisitter steht noch am Anfang.”
Die Ratgeber: Was war die größte Hürde?
Katharina Schiederig: Digisitter steht ja noch am Anfang, insofern gibt es viele Herausforderungen: die technische Umsetzung, Gewinnung von Pilotunternehmen, Teambuilding.
Aber es ist eine totale Lernkurve, ich lerne jeden Tag neue Dinge und das macht sehr viel Spaß. Und wenn ich dann einen Pitch-Termin in einem tollen Unternehmen habe, die Bild Zeitung oder die „Höhle der Löwen“ anrufen, dann ist das eine unheimliche Bestätigung.
Die Ratgeber: Was raten Sie anderen Gründern, die kurz vor dem Start in die Selbstständigkeit stehen?
Katharina Schiederig: Seid mutig, aber nicht leichtsinnig 😉