Inga Höltmann, Gründerin der Accelerate Academy, hat ein großes Ziel: Sie möchte die Arbeitserlebnisse von einer Million Menschen positiv verändern. Und weil Hürden sie nicht schrecken, kommt sie ihrem Ziel immer näher.
Die ausgebildete Wirtschaftsjournalistin Inga Höltmann ist Expertin für die Themen Kulturwandel in Unternehmen, New Work und Digital Leadership. Sie ist Gründerin der Accelerate Academy, einer Plattform für Neues Arbeiten und Neues Lernen, tritt als Keynote-Speakerin auf und arbeitet im Rahmen von Workshops in Unternehmen zu Themen rund um Neue Arbeit. Bekannt ist sie auch für ihre beiden Podcasts zur Zukunft der Arbeit.
Frauen haben etwas zu sagen, sie müssen allerdings den Raum erhalten, das auch zu tun! Diesen bieten wir mit unserem Format DIE CHEFIN-TALK.
Hier laden wir Frauen ein, mit uns über ihr Thema zu sprechen.
die Chefin: Warum machen Sie, was Sie machen?
Inga Höltmann: Ich genieße das große Privileg, etwas tun zu dürfen, das mich begeistert – denn ich habe eine starke Vision: Ich möchte mithelfen, eine Arbeitswelt zu bauen, die digital, innovativ, nachhaltig und human ist. Mein großes Ziel ist es, die Arbeitserlebnisse von einer Million Menschen positiv zu verändern. Das tue ich, indem ich nicht in erster Linie Organisationen entwickele, sondern die Menschen in ihnen: Ich unterstütze sie darin, ihre eigene Wirksamkeit zu entfalten sowie ihre Gestaltungsräume zu entdecken und zu besetzen. Ich ermächtige sie, sich über ihre Vorstellung von guter Arbeit bewusst zu werden – und sie Tag für Tag umzusetzen. Das ist es, was mich jeden Tag antreibt.
“In jeder Hürde liegt immer auch Entwicklungspotenzial”
die Chefin: Wurden Sie auf Ihrem Weg unterstützt?
Höltmann: Oh ja! Nichts, was ich tue, tue ich allein. Ich habe ganz wunderbare Menschen um mich herum, die mich begleiten und von denen ich lernen kann. Das ist mein großes Glück. Diese Menschen, die ich mir gesucht habe oder die mich gefunden haben, sind wertvolle Beziehungen, die gepflegt werden müssen. So etwas fällt nicht vom Himmel. Und auch wenn mir immer wichtig war, viel zu geben, musste ich auch lernen, zu nehmen. Es ist doch sehr tief in vielen Menschen verankert, dass es nicht „schicklich“ ist, um Unterstützung zu bitten – auch bei mir war das so. Doch wenn man es sich traut, dann merkt man schnell, wie gern andere geben und wie gern sie unterstützen!
die Chefin: Gab es auf diesem Weg Hürden?
Höltmann: Ich stoße immer wieder auf Hürden. Manchmal sind das äußere Hürden wie beispielsweise die Corona-Pandemie, die mein Jahr 2020 – wie das von Millionen Menschen auf der ganzen Welt auch – sehr stark verändert und eingeschränkt hat. Wichtiger sind für mich aber die inneren Hürden. Das sind Zweifel an meiner Vision oder Zweifel daran, ob es mir gelingen wird, sie zu verwirklichen. Oder das Gefühl, nicht gut genug zu sein oder noch nicht genug zu wissen. Ich versuche, mir dieser Gefühle und Zweifel bewusst zu werden und in mich hineinzuhorchen, woher sie kommen und was dahintersteht. Auch gehe ich mit anderen Menschen dazu in den Austausch und reflektiere das: Wo sind meine blinden Flecken? Wie nehmen sie mich wahr? Denn ich glaube, dass jede Gründung und jedes große Projekt immer auch eine Begegnung mit den eigenen Leerstellen ist, eine Auseinandersetzung mit den eigenen Schwächen oder mit verinnerlichten Glaubenssätzen. Insofern liegt in jeder Hürde immer auch ein Entwicklungspotenzial, wenn wir es uns erlauben, es zu heben.
die Chefin: Auf welche Ihrer Eigenschaften sind Sie stolz und warum?
Höltmann: Ich schreibe gern und das ist eine Möglichkeit für mich, meine Gedanken zu ordnen, Argumente zu reflektieren oder sie zur Debatte zu stellen. Schreiben bringt mir Klarheit und Überblick. Ich bin froh, diesen Katalysator zu haben.
“Sucht Euch Vertraute und Mistreiter.”
die Chefin: Was war der beste Rat, den Sie je bekommen haben?
Höltmann: Ich erinnere mich nicht an einen einzelnen Ratschlag, der wertvoll war und bis heute so unverändert dasteht, so dass er mir jetzt als der eine Ratschlag einfallen würde. Was ich stattdessen gern dazu sagen würde: Es geht nicht unbedingt darum, gute Ratschläge zu bekommen, sondern die guten zu erkennen und sie zu beherzigen – was ein sehr schmerzlicher Prozess sein kann.
die Chefin: Was raten Sie dem Nachwuchs?
Höltmann: Anpacken! Traut Euch! Entwickelt Eure Ideen weiter, gesteht es Euch zu, eine Vision zu haben, tragt sie in die Welt und nehmt es mit ihr auf. Ihr seid nicht allein, sucht Euch Vertraute und Mistreiter. Zusammen machen wir diese Welt zu einem besseren Ort!