Immer mehr Betriebe in Deutschland melden, dass Bewerber:innen kurz vor Ausbildungsbeginn abspringen. Inzwischen betrifft dies jeden vierten Betrieb mit offenen Ausbildungsplätzen, wie eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt.
2023 konnten 51 Prozent der Ausbildungsbetriebe nicht alle Lehrstellen besetzen, 2013 waren es nur 29 Prozent. “Die Ergebnisse verdeutlichen, wie sehr sich der Ausbildungsmarkt von einem Anbieter- zu einem Bewerbermarkt gewandelt hat”, erklärt Co-Autorin Margit Ebbinghaus. IAB-Forscherin Barbara Schwengler betont, dass Betriebe durch dieses Phänomen hohe Kosten tragen. Investitionen in die Rekrutierung gehen verloren, und es besteht die Gefahr, dass Stellen zu Beginn des Ausbildungsjahres unbesetzt bleiben und keine Fachkräfte ausgebildet werden.
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Die Studie verdeutlicht, dass das Problem des Absprungs von Bewerber:innen alle Unternehmensgrößen betrifft. Besonders Großbetriebe mit über 500 Beschäftigten sind stark betroffen, aber auch Kleinstbetriebe bleiben nicht verschont. Im Vergleich zu vor zehn Jahren hat sich die Situation verschärft, was dringende Maßnahmen zur Verbesserung der Ausbildungsplatzbesetzung erfordert.
Betriebe müssen sich stärker auf die Bedürfnisse der Bewerber:innen einstellen
Die Branchen Finanz- und Versicherungswesen sowie Verkehr, Information und Kommunikation sind besonders von “Ghosting” betroffen. Bewerber:innen verschwinden ohne Abmeldung, was hohe Kosten verursacht und die Planungssicherheit beeinträchtigt. Investitionen in die Rekrutierung gehen verloren, und es besteht die Gefahr, dass Ausbildungsplätze zu Beginn des Ausbildungsjahres unbesetzt bleiben, was die Fachkräftequalifizierung gefährdet.
Die Studienergebnisse verdeutlichen den Wandel des Ausbildungsmarktes. Betriebe müssen sich stärker auf die Bedürfnisse der Bewerber:innen einstellen, um offene Ausbildungsplätze zu besetzen. Dies erfordert neue Strategien in der Rekrutierung und Ausbildung, um den Herausforderungen des modernen Arbeitsmarktes gerecht zu werden.