Im Mittelstand ist jeder fünfte Chef eine Frau

Frau mit Handy in der Hand

Eine Erfolgsmeldung auf den ersten Blick wie es scheint: Jedes fünfte Unternehmen im Mittelstand hat eine Frau als Chefin an der Spitze – so lief die Meldung heute über die Agenturen.

20 Prozent Führungsfrauenanteil, das ist das Ergebnis einer Untersuchung der KfW. 20 Prozent, das ist jede Menge – wenn man bedenkt, dass bei den 101 börsennotierten und voll mitbestimmungspflichtigen Unternehmen in Deutschland nicht einmal fünf Prozent der Vorstände weiblich sind. 20 Prozent sind allerdings ziemlich wenig, wenn man beachtet, dass der Frauenanteil in den Führungspositionen im Mittelstand seit gut 15 Jahren zwischen 15 und 20 Prozent stagniert.

Die wirtschaftliche Bedeutung frauengeführter Unternehmen ist beträchtlich

Gut 700.000 mittelständische Unternehmen werden der Untersuchung zufolge von Frauen geführt. “Eine Ausnahmeerscheinung sind Frauen in den Führungsetagen des Mittelstands nicht mehr, aber unsere Analyse zeigt: Es gibt hier noch einiges aufzuholen”, wird der Chefvolkswirt der KfW, Jörg Zeuner, in der Pressemitteilung zur Studie zitiert. Allerdings sind die von Frauen geführten Unternehmen immer noch stark in Frauendomänen zu finden. Soziologen sprechen hier von einer vertikalen Segmentation des Arbeitsmarkts. Mehr als die Hälfte der Betriebe, die eine Chefin an der Spitze haben, sind Dienstleistungsunternehmen. Zwar ist die wirtschaftliche Bedeutung frauengeführter Unternehmen beträchtlich (immerhin arbeiten in diesen Betrieben rund vier Millionen Menschen, das sind immerhin 14 Prozent der Beschäftigten im Mittelstand; diese Unternehmen bilden 112.000 junge Menschen aus und investierten rund 15 Milliarden Euro im vergangenen Jahr in neue und gebrauchten Anlagen sowie Bauten) – doch verglichen mit der gesamten Wirtschaftskraft des Mittelstands sind dies vergleichsweise niedrige Zahlen.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.