Neue Daten für die Tarifbeschäftigten in Deutschland zeigen: Die Pandemie hat zu einer starken Lohnzurückhaltung geführt. Einschließlich der Sonderzahlungen stiegen die Tarifgehälter im Jahr 2020 um 2,1 Prozent.
Das zeigen vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes. In den Sonderzahlungen waren neben Weihnachts- und Urlaubsentgelten zum Beispiel auch Corona-Boni enthalten. Insgesamt handelt es sich um den geringsten Zuwachs bei den Gehältern seit dem Jahr 2016. Im vergangenen Jahr waren die Entgelte noch um durchschnittlich 3,2 Prozent gestiegen.
Trotz der Lohnzurückhaltung blieb den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern aber etwas mehr netto vom brutto in der Tasche, denn wegen der Senkung der Mehrwertsteuer war die Inflation im Jahr 2020 äußert gering – somit stiegen die Tarifgehälter stärker als die Verbraucherpreise insgesamt. Jene legten nur um etwa 0,6 Prozent zu.
Zu beachten ist dabei allerdings, dass der enorme Anstieg der Kurzarbeit – im April war immerhin jeder und jede fünfte Beschäftigte in Kurzarbeit – bei dieser Erhebung nicht berücksichtigt ist. Faktisch handelt es sich bei den Angaben daher nur um die Darstellung, wie der Verlauf ohne Monate in Kurzarbeit gewesen wäre.
Erwartungen an Lohnentwicklung für 2021 sind niedrig
Und das dicke Ende kommt erst noch: 2021 fällt wieder die alte Mehrwertsteuer an. Und wie lange der neuerliche Lockdown anhalten wird, ist völlig ungewiss. Zudem fallen einige Corona-Hilfen in der Wirtschaft wieder weg. Viele Gewerkschaften rechnen deshalb damit, dass es nur geringen Spielraum für die anstehenden Tarifrunden in einigen Branchen geben wird. Das zeigen auch jüngst veröffentlichten Daten des WSI-Tarifarchivs der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung, wonach die Pandemie insbesondere auf die Neuabschlüsse drücken. 2020 fielen sie mit 1,5 Prozent jahresbezogenem Lohnplus deutlich geringer aus als die bereits vereinbarten Erhöhungen für 2020. Diese hatten den Beschäftigten ein Plus von 2,6 Prozent gebracht.
Unter dem Druck hatten sich beispielsweise Arbeitgeber und Gewerkschaft der Metall- und Elektroindustrie darauf geeinigt, keine weiteren Gehaltssteigerungen in 2020 mehr vorzunehmen; in anderen Bereichen wie beispielsweise bei den Tageszeitungen oder Zeitschriften gab lediglich Beschäftigungssicherungs-Abschlüsse.
Nach Berechnungen des WSI stiegen die Gehälter der Tarifbeschäftigten in diesem Jahr im Schnitt nur um 2,0 Prozent. Ein geringeres Wachstum hatte es demnach zuletzt im Jahr 2010 unter dem Eindruck der damals gerade überwundenen globalen Finanz- und Wirtschaftskrise gegeben. Insgesamt erhielten dem WSI zufolge 2020 knapp 18,6 Millionen Beschäftigte Tariferhöhungen. Für rund 9,8 Millionen gab es 2020 Neuabschlüsse.