Kinderbetreuung bleibt Sache der Frauen

Nahaufnahme von einem Kindergesicht

Heute hat das Statistische Bundesamt den neuen Datenreport zur Gleichstellung von Männern und Frauen vorgestellt. Die Daten zeigen, dass Mädchen und junge Frauen die Nase vorn haben – und etwa ab einem Alter von 30 Jahren und mit der Familiengründung Frauen ins Hintertreffen gelangen.

Insgesamt ist die Lebenserwartung für heute geborene Mädchen fünf Jahre höher als die der Jungen, Frauen sind auch seltener übergewichtig. Mehr Mädchen als Jungen machen das Abitur, weniger Mädchen als Jungen besuchen eine Förderschule oder brechen die Schule ohne Abschluss ab. Unter den Studienanfängern sind mehr junge Frauen als Männer. Und auch mehr Frauen schließen das Studium mit einem akademischen Abschluss ab. Allerdings endet hier der Vorteil der Frauen.

Der Datenreport zeigt, dass Frauen noch weit entfernt davon sind, gleichberechtigt eine wissenschaftliche Karriere zu machen. So promovieren weniger Frauen als Männer. Und eine Professur haben nur noch 20 Prozent der Frauen. Zwar haben die Frauen hier in den vergangenen zehn Jahren ordentlich aufgeholt – von einer gleichen Anteil kann aber nicht die Rede sein.

Das betrifft auch die Führungspositionen in der Wirtschaft. Gut ein Drittel der Entscheidungspositionen ist mit einer Frau besetzt, 70 Prozent mit einem Mann. Generell stellen die Statistiker erneut eine stereotype Berufswahl fest. Am häufigsten wählen Frauen einen Büro- oder Dienstleistungsberuf. Zwei Drittel der Beschäftigten in diesem Bereich sind weiblich. In einigen Berufen hat in den vergangenen zehn Jahren allerdings auch eine Veränderung stattgefunden: So sind unter Ärzten, Juristen, Lehrern und Sozialwissenschaftlern gut 44 Prozent der Beschäftigten eine Frau. Man kann also fast von einer gleichberechtigten Verteilung sprechen. Dagegen fehlen Frauen weiter im Handwerk, in der Industrie, unter Ingenieuren, Technikern und Naturwissenschaftlern.

Jede zweite Frau arbeitet Teilzeit

Zwar liegt die Frauenerwerbsquote insgesamt mit 68 Prozent nur knapp unter der der Männer mit 78 Prozent, allerdings ist fast jede zweite Frau nur in Teilzeit beschäftigt. Die Teilzeitquote der Frauen ist sogar seit 1992 stark gestiegen.

Demnach haben vor allem Mädchen einen guten Start ins Leben: Ihre Lebenserwartung ist etwa fünf Jahre höher als die der Jungen, sie sind im Schnitt gesünder und seltener übergewichtig. Mehr Mädchen als Jungen machen das Abitur, weniger Mädchen als Jungen besuchen eine Förderschule oder brechen die Schule ohne Abschluss ab. Und der Anteil derjenigen, die ein Studium beginnen, ist bei den jungen Frauen mit 52 Prozent höher als bei den Männern. Damals arbeiteten nur 30 Prozent der Frauen in Teilzeit, heute sind es 45 Prozent. Bei den Männern dagegen reduzieren nur wenige ihre Arbeitszeit: Gerade einmal 9 Prozent der Herren arbeitet in Teilzeit.

Betrachtet man unter den Teilzeitarbeitenden nur die Eltern, stellt man schnell fest: Teilzeit bleibt deshalb Frauensache, weil es auch die Kinderbetreuung ist. Befragt danach, warum sie ihre Arbeitszeit reduziert haben, geben die meisten Frauen an (81 Prozent), dass dies die einzige Möglichkeit ist, Familie und Beruf zu vereinbaren. Bei den in Teilzeit arbeiteten Männern ist dies nur für jeden Vierten der maßgebliche Grund. Dagegen sagen 39 Prozent, dass sie einen Teilzeitjob als Notlösung haben, weil sie keine Vollzeitstelle finden konnten. Und für weitere 36 Prozent der Männer ist Teilzeit nötig, weil sie aufgrund von Krankheit oder einer nebenberuflichen Weiterbildung nicht in Vollzeit arbeiten können.

Arbeitgeber kritisieren fehlende Betreuungsmöglichkeiten

Die langjährige Teilzeitarbeit rächt sich allerdings: Frauen haben durchweg das geringere Einkommen als Männer. Im Alter sind sie häufiger von Armut betroffen.
Unterdessen wurde eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) bekannt, für die 1600 Unternehmen hinsichtlich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf befragt wurden. Der Studie zufolge kritisieren 58 Prozent der befragten Arbeitgeber die mangelnde Vereinbarkeit. Weil nicht ausreichend Betreuungsplätze zur Verfügung stehen, seien insbesondere Mitarbeiterinnen gezwungen, länger im Job auszusetzen. Auch starre und nicht ausreichende Betreuungszeiten würden zu Ausfällen bei den Mitarbeitern mit Kindern führen. Die meisten befragten Unternehmen gaben von sich selbst an, ihre Beschäftigten bei der Vereinbarkeit zu unterstützen. Sie sahen allerdings die Verantwortung nicht bei der Wirtschaft, sondern vor allem bei der Politik.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.

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