Wie wird man erfolgreich? Vielleicht denken Sie nun an Ausbildung und Leistungsbereitschaft, an Genialität und Überstunden. Aber einer der wichtigsten Faktoren, um beruflich und finanziell weiterzukommen ist: Selbstbewusstsein.
Ein Gastbeitrag von Meike Schreiber und Angelika Slavik
Statistiken zeigen, dass Männer nicht nur im gleichen Job mehr verdienen, sondern in allen Bereichen des Lebens strukturell bevorzugt werden. Das beginnt sogar schon beim Taschengeld im Kindergarten (vierjährige Jungs bekommen im Durchschnitt 17 Prozent mehr Taschengeld als Mädchen), das geht im Job weiter und zeigt sich später auch auf dem Rentenbescheid. Dazu kommt, dass sich Männer tendenziell intensiver um Finanzen kümmern. Das sollte sich dringend ändern — denn auf all die wunderbaren Dinge, die Geld eben auch bedeuten kann, haben Frauen und Männer den gleichen Anspruch.
Da ist zunächst die Sache mit der Karriere. Vielleicht haben Sie schon mal vom Impostor-Syndrom gehört? Es beschreibt den Umstand, dass viele Frauen – wie erfolgreich, klug und fantastisch sie auch sein mögen! – stets von dem Gefühl begleitet sind, eigentlich unverdient in ihrer aktuellen Karriereposition angekommen zu sein. Sie fühlen sich, als wären sie ein Impostor: eine Hochstaplerin.
Sagen Sie ja!
Dieses Phänomen ist völlig unabhängig von der Position oder Leistung. Es betrifft auch Frauen, die ihre Kompetenzen und Fähigkeiten längst unter Beweis gestellt haben. Sheryl Sandberg zum Beispiel leitet bei Facebook das Tagesgeschäft, sie ist eine der mächtigsten Managerinnen der Welt. Trotzdem erzählt sie, dass sie sich schon während des Studiums unzureichend gefühlt habe. Noch heute wache sie manchmal morgens auf und fühle sich wie eine Betrügerin, „unsicher, ob ich dort, wo ich bin, auch wirklich hingehöre“.
Diese Selbstzweifel haben keine reale Grundlage. Es ist wichtig, das zu wissen, vor allem dann, wenn Sie die Möglichkeit bekommen, eine neue Position mit mehr Verantwortung zu übernehmen. Wenn Sie also nur ein kleines bisschen Lust auf den neuen Job hätten, beherzigen Sie den wichtigsten Karrieretipp von allen: Sagen Sie ja! Denken Sie an die beachtliche Zahl von Männern in Ihrem Arbeitsumfeld, die — wir sagen es liebevoll — vielleicht minimal übersteigerte Egos vor sich hertragen. Würden die zögern, wenn sie die Chance auf eine Beförderung hätten? Nein, die würden sich auf die Schulter klopfen und mit stolzgeschwellter Brust ins neue Eckbüro ziehen
Planen Sie strategisch
Das Kinn oben zu halten, ist auch eine wichtige Grundvoraussetzung, um bei der nächsten Gehaltsverhandlung erfolgreich zu sein. Listen Sie Ihre Leistungen vorab am besten schriftlich auf, das verhindert, dass Sie während des Gesprächs von dieser zweifelnden inneren Stimme beeinflusst werden und zu defensiv verhandeln oder gar von Anfang an Ihre Forderungen zu niedrig anzusetzen. Seien Sie mutig: Wenn Sie es schaffen, ein höheres Gehalt auszuhandeln, profitieren Sie davon in der Regel nicht nur viele Jahre, auch Arbeitslosengeld oder Elterngeld (falls Sie es mal beantragen müssen) und natürlich Ihre spätere Rente erhöhen sich dadurch automatisch.
Planen Sie strategisch: Versuchen Sie vorab einzuschätzen, wo Sie verglichen mit Ihren Kollegen im Gehaltsspektrum derzeit stehen. Dabei spielen nicht nur die Position, sondern auch Lebensalter und Betriebszugehörigkeit eine Rolle. In den meisten Betrieben ist es unüblich, offen über sein Gehalt zu sprechen. Dennoch lassen sich Anhaltspunkte finden. Fragen Sie beim Betriebsrat, bitten Sie Kollegen um ihre Meinung: „Wie viel, findest du, sollte ich verdienen?“ Damit können Sie von deren Einschätzung profitieren, ohne dass sie selbst ihr Gehalt offen legen müssten. Außerdem sollten Sie die wirtschaftliche Lage Ihres Unternehmens kennen: Läuft es überdurchschnittlich gut oder waren die letzten Zahlen schlecht? Wenn für Ihre Firma die Zeiten gerade nicht golden sind, heißt das keineswegs, dass Sie nicht über eine Gehaltserhöhung verhandeln können. Sie müssen nur vorbereitet sein. Schreiben Sie einen Überblick über Ihre Erfolge und Entwicklung in kurzen Stichpunkten auf. Überlegen Sie auch, was vielleicht nicht so gut geklappt hat. Das ist vor allem deshalb wichtig, damit Sie im Gespräch nicht davon überrascht und womöglich verunsichert werden. Wenn Sie auf die Liste blicken, sehen Sie hoffentlich, dass die Zahl der Erfolge deutlich größer ist, als die Ihrer weniger glorreichen Momente. Es geht nicht darum, perfekt zu sein, um eine Gehaltserhöhung zu verdienen. Engagiert ist wichtiger als fehlerlos.
Die größte Hürde für ein erfolgreiches Gehaltsgespräch ist die eigene Unsicherheit
Skizzieren Sie auch, was das Unternehmen künftig von Ihnen erwarten kann. Dieser Punkt wird besonders von Frauen oft unterschätzt, weil sie denken, eine Gehaltserhöhung wegen ihrer Leistungen in der Vergangenheit zu bekommen. Das spielt natürlich eine Rolle, aber noch wichtiger ist die Vision, die Sie von der Zukunft verkaufen können. Ebenfalls wichtig: Machen Sie einen Termin. Sich in dreißig Sekunden Aufzugfahrt mit dem Chef eine Gehaltserhöhung zu sichern, gibt es nur in schlechten Hollywoodfilmen. Bedenken Sie immer: Die größte Hürde für ein erfolgreiches Gehaltsgespräch ist nicht Ihr Chef oder Ihre Chefin, sondern Ihre eigene Unsicherheit. Die gilt es im Zaum zu halten. Drohen Sie allerdings niemals, wirklich niemals mit Kündigung. Das kann schnell nach hinten losgehen und wenn so eine Dynamik erstmal entstanden ist, ist es schwer, sie ohne Schaden für Ihr Ansehen wieder zu stoppen. Es ist in Ihrem Interesse, dass das Gespräch immer konstruktiv und freundlich bleibt — herzlich im Ton und hart in der Sache.
Mehr zutrauen sollten sich viele Frauen auch im Punkto Geldanlage. Und das bedeutet in Zeiten niedriger Zinsen: Mut zur Aktie! Denn ja: Aktien sind absolut essenziell, wenn es um den langfristigen Aufbau Ihres Vermögens geht. Und sie sind auch gar nicht so kompliziert, wie es manchmal klingt.
Frauen, die an der Börse aktiv sind, treffen deutlich bessere Entscheidungen
Um Aktien zu kaufen, müssen Sie weder ein Genie sein, noch eine Alles-oder-nichts-Zockerin. Wichtig zu wissen ist, dass Aktien als Anlageform umso sicherer sind, je langfristiger Sie denken. Das bedeutet, wenn Sie auch Schwankungen an der Börse — und die gibt es immer! — aushalten, stehen die Chancen sehr gut, dass Sie am Ende mit einer ausgezeichneten Bilanz dastehen. Und mit einer ordentlichen Altersvorsorge. Vertrauen Sie außerdem auf Ihr Gespür für Chance und Risiko. In dieser Disziplin sind Frauen übrigens ganz klar besser als Männer, die Statistik ist eindeutig: Frauen, die an der Börse aktiv sind, treffen deutlich bessere Entscheidungen. Auch, weil sie meistens langfristig denken. Achten Sie außerdem auf eine gute Streuung: Setzen Sie daher niemals Ihr gesamtes Geld in die Papiere eines einzigen Unternehmens, sondern verteilen Sie das Risiko – zum Beispiel, indem Sie einen Aktienfonds kaufen.
Geld allein macht nicht glücklich, heißt es. Das stimmt. Aber Ihre Finanzen entspannt im Griff zu haben, ist eine hervorragende Ausgangslage, um genau das Leben zu gestalten, das Sie wünschen. Holen Sie sich, was Ihnen zusteht!
Meike Schreiber (rechts), geboren 1975 in Karlsruhe, war ab 2002 zehn Jahre lang Redakteurin bei der Financial Times Deutschland. Seit 2015 ist sie Bankenkorrespondentin der Süddeutschen Zeitung in Frankfurt. Angelika Slavik (links), geboren 1982 in Wien, arbeitet zunächst in ihrer Heimatstadt für Standard und Format, seit 2007 für die Süddeutsche Zeitung. Seit 2015 ist sie Wirtschaftskorrespondentin in Hamburg. Zusammen haben beide kürzlich das Buch Money Queen – Der Geldplan für Chaosgöttinnen im Verlag “edition a” veröffentlicht.