Kommt bald der Brain-Drain?

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Home-Office setzt sich allerorten durch – und hat Folgen für die Zuwanderung: Denn viele Fachkräfte gehen nun zurück in ihre Herkunftsländer.

Corona hat die Arbeitswelt rasant verändert, in vielen Unternehmen ist das Home-Office zum Normalzustand geworden. Das Arbeiten, von wo aus man möchte, hat auch Folgen für die Zuwanderung. Immer mehr zugewanderte Fachkräfte erwägen, in ihre Heimatländer zurückzukehren. Warum in Deutschland bleiben, wenn man eigentlich auf einer griechischen Insel leben und auch von dort aus dauerhaft in Deutschland arbeiten kann?

„Reverse brain drain“ wird dieses Phänomen genannt – die Rückwanderung von zugewanderten Fachkräften aus dem Ausland. Die WirtschaftsWoche beschreibt die Folgen solche Szenarios und hat dazu eine Studie zweier Forschenden von der Wirtschaftshochschule Moskau und der Universität Leuven untersucht. Demnach könnten allein aus Deutschland eine halbe Million Hochqualifizierte wieder zurückwandern, denn die meisten von ihnen stammen aus Süd- und Westeuropa.

Unklar ist, wie viele Unternehmen zur Präsenzarbeit zurückkehren

Die Forschenden stützten sich dabei auf eine repräsentative Befragung der Europäischen Union über die Arbeitsmärkte in Europa, um eine Abschätzung vorzunehmen. Betrachtet wurden dabei nur jene Zugewanderten, die in nicht-produzierenden oder dienstleistenden Berufen tätig sind. Die Annahme war dabei, dass hier keine Präsenz vor Ort erforderlich ist. Die Studie macht dabei auch Angaben für ein solchen Szenario in anderen Ländern: So könnten etwa ebenfalls rund eine halbe Million Fachkräfte aus Frankreich zurückkehren, bis zu 730.000 sogar aus Großbritannien und aus der Schweiz zehn Prozent der Erwerbstätigen.

Ob es dazu kommt, ist aber ungewiss. Noch ist unklar, wie viele Unternehmen am Ende nicht doch noch zu einer Präsenzarbeit zurückkehren. Bei wie vielen sich hybrides Arbeiten mit einem regulären und häufigen Präsenzbetrieb etablieren wird. Und wie das am Ende in Einklang zu bringen ist mit dem Leben auf einer griechischen Insel und der wöchentlichen Teilnahme im Präsenzmeeting in München etwa.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.