Krankheitsausfälle leicht gesunken

Verschwommene Menschen auf dem Weg ins Büro

Neue Daten zeigen eine positive Entwicklung bei Fehlzeiten von Beschäftigten. Trotz leicht gestiegener Krankmeldungen verzeichnen Krankenkassen einen Rückgang der durchschnittlichen Krankheitsdauer.

Laut Techniker Krankenkasse (TK) waren Mitarbeitende 2024 im Schnitt 19,1 Tage krankgeschrieben, ein Rückgang vom Rekordwert 19,4 Tagen im Vorjahr. Ähnlich meldete die DAK-Gesundheit: Die durchschnittliche Krankheitsdauer sank von 20 auf 19,7 Tage. Besonders bei Atemwegserkrankungen, der häufigsten Krankschreibungsursache, gab es weniger Fehltage. Die TK-Daten zeigen, dass Erkältungen, darunter grippale Infekte, Bronchitis und Corona, 2024 durchschnittlich 4,67 Fehltage verursachten, weniger als die 5,11 Tage zuvor. Auch bei der DAK sanken die Zahlen von 4,2 auf 3,8 Fehltage. Mit rund 2,4 Millionen Versicherten bei der DAK und sechs Millionen bei der TK bieten die Erhebungen einen breiten Überblick über den Krankenstand.


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DAK-Vorstand Andreas Storm sieht in den gesunkenen Zahlen ein “erstes positives Signal”, warnt aber vor voreiligen Schlüssen: “Ob daraus eine Trendwende wird, zeigen die nächsten Jahre.” Zwar stieg die Zahl der Krankmeldungen leicht, doch die durchschnittliche Falldauer verkürzte sich von 10.1 auf 9,7 Tage.

Zunahme bei psychischen Erkrankungen

Irrtümer und Mythen rund ums ArbeitsrechtWährend körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen leicht zurückgingen, nahmen Ausfälle wegen psychischer Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen zu. TK-Versicherte waren 2024 im Schnitt 3,75 Tage wegen psychischer Leiden krankgeschrieben, verglichen mit 3,59 Tagen im Vorjahr. Bei der DAK stiegen die Fehltage in diesem Bereich von 3,2 auf 3,4 Tage.

TK-Chef Jens Baas betont, die Diskussion über Krankheitsausfälle solle sich stärker auf Langzeiterkrankungen konzentrieren: “Langzeiterkrankungen wie psychische Diagnosen sind seltener, haben aber größere Auswirkungen auf Unternehmen.” Arbeitgeber könnten durch eine wertschätzende Unternehmenskultur das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden stärken und langfristig die Krankenstände senken.

Debatte um Krankenstand und Karenztage

Die Diskussion über hohe Fehlzeiten erhielt Anfang 2024 neue Brisanz. Oliver Bäte, Chef des Versicherungskonzerns Allianz, schlug vor, den “Karenztag” wieder einzuführen, bei dem Mitarbeitende für den ersten Krankheitstag keinen Lohn erhalten. Der Vorschlag stieß auf breite Kritik aus Wirtschaft und Politik.

Ein weiterer Diskussionspunkt ist die Möglichkeit von Krankschreibungen per Telefon. Diese wurde während der Corona-Pandemie eingeführt und steht seitdem in der Kritik, Fehlzeiten zu fördern. Die DAK erklärte dass ein 2022 eingeführtes elektronisches Meldeverfahren zu einem sprunghaften Anstieg der registrierten Ausfallzeiten führte. Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen werden digital von Arztpraxen an die Kassen übermittelt, wodurch auch vorher nicht erfasste Krankmeldungen in die Statistik einfließen.

Prävention statt Misstrauen

DAK-Chef Storm appellierte an Unternehmen, Misstrauen gegenüber krankgemeldeten Mitarbeitenden zu vermeiden: “Misstrauen ist ein Zeichen negativer Wertschätzung und erhöht das Gesundheitsrisiko.” Angesichts wirtschaftlicher Herausforderungen sei eine stärkere Fokussierung auf Prävention und betriebliches Gesundheitsmanagement erforderlich. Nur so könne langfristig eine positive Entwicklung der Krankenstände erreicht werden. Die Krankenkassen sehen den leichten Rückgang als Chance, den Gesundheitsschutz in Unternehmen zu stärken und den Fokus auf nachhaltige Lösungen zu legen.

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Tina Groll

Tina Groll, SPIEGEL-Bestsellerautorin und Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft, konzentriert sich als Autorin von WIR SIND DER WANDEL auf Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren” aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat und Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union.