Das aktuelle Bild der deutschen Bildungseinrichtungen zeigt viele freie Stellen und einen steigenden Mangel an Lehrkräften. Eine vorgeschlagene Lösung, die Begrenzung von Teilzeitarbeit, ist unter Experten umstritten.
Die jüngsten Erkenntnisse aus dem Schulbarometer der Robert Bosch Stiftung zeigen: Etwa 38 Prozent der im Schulbarometer befragten Lehrkräfte arbeiten in Teilzeit. Überraschend: Zwei Drittel von ihnen könnten sich vorstellen, mehr zu arbeiten. Bei den über 40-Jährigen ist die Zahl noch höher, nämlich 73 Prozent. Aber es gibt Bedingungen.
Das zentrale Problem scheint das Deputatsmodell zu sein, welches nur den Unterricht berücksichtigt und andere Aufgabenbereiche vernachlässigt. Um auch außerunterrichtliche Aktivitäten zu berücksichtigen, sollte für 73 Prozent der Befragten das Modell überarbeitet werden. Die Studie zeigt zudem, dass häufig administrative Aufgaben Zeit beanspruchen, die nicht adäquat im Deputatsmodell berücksichtigt werden.
Sorgen und Reformforderungen der Lehrkräfte ernst nehmen
Doch nicht nur die Struktur des Arbeitsmodells steht im Fokus der Bedenken. Persönliche Verpflichtungen wie die Betreuung eigener Kinder und haushaltsnahe Dienstleistungen beeinflussen die Entscheidung, ob in Teilzeit oder Vollzeit gearbeitet wird. Diese Sorgen dürften in Zukunft weiter zunehmen, insbesondere aufgrund der Herausforderungen im frühkindlichen und älteren Pflegebereich.
Vor diesem Hintergrund rät die Robert Bosch Stiftung, nicht die Teilzeitmöglichkeiten zu begrenzen, sondern die Arbeitsbedingungen in den Schulen zu verbessern und die Sorgen und Reformforderungen der Lehrkräfte ernst zu nehmen. Denn trotz der enormen Anzahl von über 800.000 Lehrkräften in Deutschland, prognostizieren Expertinnen und Experten einen weiteren Mangel, bedingt durch steigende Schülerzahlen und Pensionierungen. Die Robert Bosch Stiftung nutzt das Schulbarometer, um seit 2019 regelmäßig Daten zur Schulsituation in Deutschland zu sammeln. In der jüngsten Befragung vom Juni 2023 gaben 1032 Lehrkräfte wertvolle Einblicke in ihre Arbeitsrealität.