Auszeichnungen ziehen Top-Bewerberinnen an

Mann mit einem Post-it auf der Stirn, auf dem Be Happy steht

Je häufiger sich Unternehmen an Arbeitgeberwettbewerben beteiligen und hier positiv bewertet werden, desto seltener kündigen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das stellt eine neue Studie fest.

Da fragt man sich nun, was hängt hier eigentlich womit zusammen? Sind die als attraktive Arbeitgeber ausgezeichneten Unternehmen tatsächlich die besseren Firmen und wollen die Beschäftigten daher nicht so schnell wechseln – oder versuchen Unternehmen, weil sie scharf sind auf solche Titel, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stärker zu halten?

Klar ist zumindest: Die Wettbewerbe scheinen tatsächlich etwas zu bewirken. Das berichtet Wirtschaftspsychologie aktuell über eine Studie, die von zwei amerikanischen Forschern durchgeführt wurde. Demnach ist der Anteil der Kündigungen bei den Arbeitgebern tatsächlich geringer, wenn sie für ihre guten Arbeitsbedingungen ausgezeichnet wurden. Allerdings haben sich die Wissenschaftler dabei allein auf eine Datenquelle verlassen und nur die Daten eines Wettbewerbsanbieters ausgewertet.

Für die Teilnahme an solchen Wettbewerben, bei denen es am Ende für die Unternehmen ein hübschen Qualitätssiegel gibt, das sich auf der Karriere-Website gut macht, müssen die Arbeitgeber auch hierzulande in der Regel eine Teilnahmegebühr bezahlen. Das ist ein einträgliches Geschäft für die Wettbewerbsanbieter. In dem untersuchten Datensatz befanden sich also nur Firmen, die Geld dafür bezahlt hatten, am Wettbewerb teilzunehmen.

Bewerberpool wird mit Auszeichnungen besser

Die Untersuchung zeigt, so berichtet Wirtschaftspsychologie aktuell, dass die Sieger-Firmen eine deutlich geringer Fluktuationsquote hatten. Die Wissenschaftler hatten dabei darauf geachtet, wie viele Mitarbeiter in den Jahren nach der Auszeichnung die Firma freiwillig verlassen hatten. Erstaunlich dabei ist: Die Anzahl der Auszeichnungen hatte offenbar keinen Einfluss. Es machte keinen Unterschied, ob ein Unternehmen in mehreren Jahren den Preis gewonnen oder im Ranking einen besonders hohen Rang erzielt hatte. Entscheidend für die Fluktuation war nur, ob die Firma ausgezeichnet worden war.

Interessant dabei ist auch: Offenbar wurde der Bewerberpool mit den Auszeichnungen besser, sprich: qualfizierter. Allerdings vor allem in kleinen Unternehmen. Das ist logisch, denn die kleinen und oft eher unbekannten Arbeitgeber profitieren von den Wettbewerben. Sie werden als attraktiver Arbeitgeber bekannt, dadurch bewerben sich mehr Kandidatinnen und Kandidaten – und die Chance steigt, dass auch solche Bewerberinnen und Bewerber mit dabei sind, die ihr Glück sonst eher gerade wegen der Arbeitgeberattraktivität bei den großen Konzernen versucht hätten. Wie es in den Bericht heißt, hatte hierbei auch die Position im Ranking einen Effekt: Je höher ein Arbeitgeber gelistet war, desto eher fand er im Folgejahr passende Bewerberinnen und Bewerber.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.