Eine aktuelle Sozialstudie der Universität Bielefeld zeigt: Mütter empfinden das gesellschaftliche Leben in Deutschland wesentlich ungerechter als Väter – vor allem bei Gleichstellung, Altersvorsorge und sozialer Gerechtigkeit.
Mütter in Deutschland empfinden das gesellschaftliche Leben deutlich ungerechter als Väter. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Sozialstudie der Universität Bielefeld. Die repräsentative Onlinebefragung zeigt eine spürbare Wahrnehmungslücke zwischen den Geschlechtern – vor allem bei den Themen soziale Gerechtigkeit, Gleichstellung und Altersvorsorge.
Ein zentrales Ergebnis: 61 Prozent der befragten Mütter glauben, dass sich harte Arbeit in Deutschland nicht lohnt. Bei den Vätern liegt dieser Anteil mit knapp unter 50 Prozent deutlich niedriger. Diese Einschätzung spiegelt wachsende Frustration wider –besonders bei Frauen, die Beruf, Familie und Care-Arbeit oft gleichzeitig bewältigen.
- Teilzeitquote auf Rekordhoch – Frauen viermal häufiger betroffen als Männer
- Kindererziehungszeiten schließen Rentenlücke zwischen Frauen und Männern kaum
- Tief verankerte Glaubenssätze bremsen Frauen aus
Auch bei der Frage nach der finanziellen Absicherung im Alter zeigt sich ein klares Bild: 82 Prozent der Mütter und knapp 70 Prozent der Väter halten die Altersvorsorge in Deutschland für unzureichend. Die Sorge vor Altersarmut ist damit bei beiden Geschlechtern präsent, wird von Müttern jedoch stärker empfunden.
Gleichstellung bleibt ein Reizthema
Besonders groß ist der Unterschied bei der Wahrnehmung von Gleichbehandlung: Mehr als 60 Prozent der Mütter sind überzeugt, dass Männer und Frauen in Deutschland nicht gleich behandelt werden. Unter den Vätern teilen nur 27 Prozent diese Ansicht. Diese Diskrepanz deutet darauf hin, dass viele Väter strukturelle Benachteiligungen von Frauen im Alltag weniger wahrnehmen oder anders bewerten.
Auch beim Thema soziale Unterstützung für Bedürftige gehen die Meinungen auseinander: 54 Prozent der Mütter glauben, dass armen Menschen in Deutschland nicht ausreichend geholfen wird. Bei den Vätern sind es nur 39 Prozent. Die Ergebnisse legen nahe, dass Mütter sensibler auf soziale Ungleichheiten reagieren – möglicherweise, weil sie häufiger selbst von prekären Lebenslagen betroffen sind.
Alleinerziehende besonders kritisch
Alleinerziehende Elternteile zeichnen ein besonders düsteres Bild. 84 Prozent von ihnen bewerten die Chancengleichheit für Kinder negativ – im Vergleich zu 68 Prozent der Eltern in Partnerschaften. Auch die Altersvorsorge sehen Alleinerziehenden mit 90 Prozent deutlich pessimistischer als Eltern mit Partner (76 Prozent). Diese Zahlen verdeutlichen die besondere Belastung und Unsicherheit, mit der Alleinerziehende in Deutschland kämpfen.
Für die Sozialstudie wurden im November und Dezember 2023 insgesamt 660 Kinder, 570 Jugendliche sowie deren Eltern – insgesamt 1.230 Mütter und Väter – online befragt. Ziel war es, ein umfassendes Bild vom sozialen Empfinden in deutschen Familien zu zeichnen. Die Universität Bielefeld führte die Studie im Auftrag der Bepanthen-Kinderstiftung des Pharmakonzerns Bayer durch.