Neue Plattform macht Expertinnen und Speakerinnen sichtbar

Geschlossener roter Bühnenvorhang

Vorträge, Konferenzen und Kongresse, Impulsvorträge und Keynotes und Podiumsdiskussionen – die Podien dieser Welt werden vor allem von älteren weißen Männern beherrscht. Eine Expertin zu diesem oder jenem Thema, die gibt es angeblich nicht. Diverstität? Fehlanzeige.

Und die wenigen Frauen, die den Veranstaltern bekannt sind, können sich in der Regel vor Anfragen nicht retten und haben einen entsprechend ausgebuchten Terminkalender. Es ist ja ein bekanntes Phänomen, dass nur diejenigen noch bekannter werden, die sich bei entsprechenden Auftritten eine gewisse Reputation erarbeitet haben. Ich selbst habe viele Jahre lang große Kongresse und Konferenzen in der Medienbranche mitorganisiert und weiß, wie schwer es ist, Fachfrauen auf Panels zu bekommen.

Jetzt hilt die Website Speakerinnen.org dabei. Sie macht Expertinnen, Speakerinnen und Fachfrauen sichtbar. “Die Speakerinnen-Liste hat das Ziel, die Sichtbarkeit von Frauen bei Konferenzen, Panels, Talkshows und überall da zu erhöhen, wo öffentlich gesprochen wird”, heißt es von Seiten der Initiatorinnen. Das sind acht Frauen, die mit der Unterstützung von vier Coaches als Lernprojekt der Rails Girls Berlin die Plattform programmiert und bekannt gemacht haben. Die Rails Girls sind eine internationale Non-Profit-Gruppe, die Frauen motiviert, sich mit dem Programmieren zu beschäftigen. Seit Anfang März ist die Site live und es haben sich schon hunderte Expertinnen eingetragen. Wir wollen auf die Seite hinweisen, damit sich auch viele Führungsfrauen mit wirtschaftlichem Background eintragen.

Die Ausrede “Es gibt ja keine gute Frau” gilt nicht mehr

Eine Prüfung der Expertise findet durch die Webseitenbetreiber nicht statt. Es funktioniert etwa wie bei LinkedIN oder Xing. Die Nutzerinnen nennen Themengebiete und sollen möglichst auch Referenzen angeben. Und sie sollten idealerweise ein (möglichst verifiziertes) Twitterprofil haben. Wir finden das Projekt bemerkenswert. Binnen weniger Tage wurde es via SocialMedia bundesweit bekannt.

Expertinnendatenbanken wie Speakerinnen.org gibt es verschiedene. Sehr viele Frauen-Berufsverbände wie etwa der Journalistinnenbund haben solche Datenbanken angelegt. Allerdings blieben die meisten Projekte auf eine bestimmte Branche oder einen bestimmten Verband begrenzt. Speakerinnen.org könnte zu einem großen Tool werden, das Fachfrauen aus den unterschiedlichsten Bereichen bündelt. Die Recherche in der Datenbank ist denkbar einfach: Nach Fachthema recherchieren, die Datenbank spuckt dann die entsprechend geeigneten Profile aus. Wenn diese gut gepflegt sind (mit Foto, Referenzen, Vortragsbeispielen und Kontaktdaten), lässt sich schnell eine Fachfrau finden.

Die Ausrede “Es gibt ja keine gute Frau” gilt ab sofort nicht mehr. Und an alle Expertinnen sei gesagt: Tragt Euch ein, es lohnt sich!

 

Update: Die Expertinnendatenbank funktioniert auch ohne Twitteraccount, wie in der ersten Version fälschlich behauptet. Danke an RubyMonsters für den Hinweis an uns via Twitter.

@tinagroll danke dir für den schönen Artikel!
Kleine Anmerkung: Twitter-Profil ist nicht zwingend,
man kann sich auch per Mail registrieren.

— rubymonsters (@RubyMonsters) March 16, 2014

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.