Personalmangel belastet öffentlichen Dienst

Person am Tisch sitzend

Der öffentliche Dienst verspricht in der Regel sichere Arbeitsplätze, eine tarifliche Bezahlung und feste Arbeitszeiten. Doch der öffentliche Dienst gilt vielerorts auch als besonders betroffen von maroder Infrastruktur und Personalmangel.

Und dieser macht den Beschäftigten nun zu schaffen: Laut einer Umfrage des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) müssen Mitarbeitende im öffentlichen Dienst besonders oft Überstunden machen, weil Kolleginnen und Kollegen fehlen. Das geht aus dem diesjährigen Personalreport des DGB hervor: So sagen 45 Prozent der Beschäftigten, dass sie wegen nicht besetzter Stellen und Personalmangels mehr arbeiten mussten – in der Privatwirtschaft kommt das zwar auch vor, hier sind es aber nur 35 Prozent.

Besonders stark ist der Mangel in bestimmten Bereichen wie etwa der Pflege und in medizinischen Berufen. Dort sind Beschäftigte in öffentlichen Krankenhäusern besonders oft von Mehrarbeit durch Personalmangel betroffen. 78 Prozent der Befragten gaben an, oft oder sogar sehr oft länger arbeiten zu müssen, weil zu wenig Personal vorhanden sei. Aber auch im Bereich Erziehung und Soziales sieht es nicht viel besser aus: Auch jede und jeder zweite Erzieherin und Erzieher sowie  Sozialarbeiterin und Sozialarbeiter (52 Prozent) und rund jede zweite Lehrkraft (49 Prozent) müssen wegen fehlender Kolleginnen und Kollegen oft länger arbeiten.

Befristungsanteil ist überdurchschnittlich hoch

Dem Personalreport zufolge liegt auch das Durchschnittsalter der Beschäftigten im öffentlichen Dienst mit 44,5 Jahren merklich höher als in der Privatwirtschaft. 27 Prozent der Beschäftigten werden demnach in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand gehen. Zudem ist der Befristungsanteil mit 14,5 Prozent vergleichsweise hoch – im öffentlichen Dienst werden sehr häufig Stellen sachbefristet.

Vergleicht man die Situation der Beschäftigten im öffentlichen Dienst hierzulande mit europäischen Nachbarländern, schneidet Deutschland nicht gut ab. Laut DGB-Bericht gibt Deutschland 8,5 Prozent des Bruttoinlandprodukts für seine Beschäftigten im öffentlichen Dienst aus. Zumindest im Verhältnis zur Wirtschaftskraft lässt sich in der EU damit nur Irland (6,7 Prozent) seinen öffentlichen Dienst weniger kosten.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.