Schichtarbeit, aber gesund

Beleuchtete Bürofassade

Immer mehr Menschen arbeiten in Schichten, auch nachts und am Wochenende. Das ist nicht immer gesund. Doch es gibt Möglichkeiten, das flexible Arbeiten sozialverträgerlicher zu machen.

Mit dieser Thematik haben sich Forscherinnen und Forscher des Saarbrücker Instituts für Sozialforschung und Sozialwirtschaft e.V. (iso) beschäftigt sowie Handlungsempfehlungen veröffentlicht, über die das Magazin Wirtschaftspsychologie aktuell berichtet.

Neben den gesundheitlichen Effekten von Schichtarbeit – die vielen Wechsel gehen zu Lasten der Gesundheit und können den Biorhythmus und die Schlafqualität stark beeinträchtigen – wurde bereits viel publiziert. Bisher noch wenig betrachtet wurden aber die negativen Auswirkungen des Arbeiten am Wochenende und in der Nacht auf das soziale und familiäre Leben. Die Kinderbetreuung ist beispielsweise schon bei einem 9-to-5-Job infolge von zu wenig vorhandenen Ganztagsplätzen, insbesondere für Grundschulkinder, eine große Herausforderung. Kommen noch lange Fahrtwege von der Arbeit zu Kita oder Hort dazu, sind viele Eltern darauf angewiesen, die Arbeitszeit zu verkürzen, weil die Öffnungszeiten oft nicht ausreichen. Wer aber in Randzeiten arbeiten muss, hat es doppelt schwer: Es fehlt an Einrichtungen, die abends, nachts oder am Wochenende geöffnet haben. In Familien, in denen beide Elternteile von atypischer Arbeitszeit betroffen sind, müssen die Arbeitseinsätze mit der Schichtplangestaltung des jeweiligen Arbeitgebers auf die Betreuungssituation abgestimmt werden. Gerade diese Familien müssen auf gemeinsame Zeit besonders oft verzichten.

Ebenso fallen regelmäßige soziale Aktivitäten hinten runter: die Mitgliedschaft in einem Sportverein, der regelmäßige Trainingszeiten hat, sowie politisches oder soziales Engagement lassen sich nur sehr schwer mit Schichtarbeit in Einklang bringen. Und auch Freundschaften leiden darunter. Weil die Schichtarbeit zudem gesundheitlich belastend ist, kommt es nicht selten dazu, dass die Betroffenen sozial isoliert werden.

Auch Unternehmen leiden unter den negativen Auswirkungen

Aber auch die Unternehmen haben irgendwann mit den negativen Folgen der Schichtarbeit zu kämpfen. Dann nämlich, wenn die Produktivität und Leistungsbereitschaft der Beschäftigten eingeschränkt ist. Auch sollten sie klären, wie sie mt der älter werdenden Belegschaft einen leistungsfähigen Schichtbetrieb organisieren.

Die Forscherinnen und Forscher konstatieren, dass diese Herausforderungen nicht mit einer pauschalen Lösung für alle bewältigt werden können. Vielmehr sollten Unternehmen ihr Vorgehen überprüfen, sowie Handlungsbedingungen und Umsetzungschancen im jeweiligen Betrieb analysieren. Zudem brauchten die handelnden Akteure eine systematische Analyse zur Grundlage von betrieblichen Projekten – um anschließend die Arbeitszeiten verträglicher planen zu können. Auch die Einbeziehung wichtiger „Player“ im Betrieb sowie die Berücksichtigung möglicher Zielkonflikte seien entscheidend. Die entstandene Broschüre, die auch von der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) gefördert wurde, zeigt zudem Instrumente, mit denen eine erfolgreiche Schichtgestaltung überprüft werden kann.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.