Stolze Frauen gelten als aggressiv

Frau mit Handy in der Hand

Frauen, die selbstbewusst und stolz auftreten, wirken auf andere zielstrebig und kalt. Das stellt eine neue Untersuchung fest. Und bestätigt, wie unterschiedlich Frauen und Männern das gleiche Verhalten ausgelegt wird.

Demnach werden Menschen, die generell stolz auf ihre Leistung sind, als tatkräftig und aufgabenbezogen sowie ergebnisorientiert wahrgenommen. Zugleich wird ihnen aber auch Mitmenschlichkeit und Empathie abgesprochen. Das stellen Münchner Forscherinnen fest, berichtet Wirtschaftspsychologie aktuell.

Die Forscherinnen hatten Probanden die Bilder von angeblichen Gewinnerinnen und Gewinnern eines begehrten Stipendiums vorgelegt. Die abgebildeten Personen zeigten teils Gesten von Stolz und Selbstbewusstsein auf den Fotos und wurden dazu auch als “stolz” in einem kurzen Text beschrieben. Die andere Hälfte war in neutralen, fröhlichen Posen zu sehen. Die Probanden sollten anschließend bewerten, welche Eigenschaften die gezeigten Männer und Frauen hätten – etwa, wie sie als Chef oder Chefin wären und ob sie selbstbewusst, empathisch oder egoistisch wären. Die Antworten waren wenig überraschend und bestätigten alle gängigen Geschlechterstereotypen.

Fröhliche Frauen gelten als gute Chefinnen

Einerseits galten sowohl Männer als auch Frauen, die sich stolz auf den Bildern zeigten, als selbstbewusst und kühl, andererseits als weniger menschlich und empathisch. Die Probanden waren sich außerdem einig, dass diese Männer und Frauen eher keine verständnisvollen Chefs und Chefinnen wären. Bei den Frauen waren die Werte durchweg negativer als bei den Männern. Sie wurden teilweise als “aggressiv” eingeschätzt, die Männer eher als dynamisch und zielstrebig.

Generell wurde den Frauen aber auch eine höhere Mitarbeiterorientierung unterstellt – die Werte waren dann besonders groß, wenn die Probanden die neutralen, fröhlichen Frauenbilder bewerten sollten. Frauen gelten ja generell als kommunikativer und mitfühlender als Männer.

Immerhin: Laut dem Bericht schlussfolgerten die Forscherinnen, dass Frauen – wollen sie als ergebnisorientiert gelten – einfach nur etwas stolzer auftreten sollten. Die geschlechtesspezifische Auslegung ihrer Körpersprache negiere dann den Bias der Menschenverständnis, der ihnen durch die traditionelle Frauenrolle unterstellt wird.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.