Streit über Home-Office-Ende

Laptop auf Schreibtisch

Immer mehr Unternehmen holen ihre Beschäftigten zurück ins Büro. Bei einer Allianz-Tochter streiten gar Betriebsrat und Geschäftsführung erbittert darüber.

In vielen Unternehmen sorgt die Rückkehr zurück zur Präsenzpflicht für Unmut. Schon vor Monaten ist das Home-Office-Gebot ausgelaufen, denn die Pandemie gilt mittlerweile als überwunden. Das heißt, einen generellen Grund, dauerhaft oder überwiegend remote zu arbeiten, gibt es zumindest bezüglich des Gesundheitsschutzes nicht mehr. Dennoch arbeiten gut ein Viertel der Beschäftigten weiterhin überwiegend mobil. Sie haben sich daran gewöhnt, nicht mehr zu pendeln und genießen die Vorteile im Home-Office. Viele Studien zeigen, dass vor allem jene noch remote arbeiten, die gute Arbeitsbedingungen in den eigenen vier Wänden haben.


Arbeitsrechtliche Chancen und Grenzen ortsunabhängiger Arbeitsformen
Nach den schnellen Home-Office-Lösungen während der Pandemie sollten Unternehmen spätestens jetzt das zeitliche und ortsunabhängige Arbeiten rechtssicher gestalten. Entgegen der weitläufigen Meinung, dass das deutsche Arbeitsrecht darauf nicht ausgelegt ist und reformiert werden muss, zeigt dieser Praxis-Guide, dass eine arbeitsrechtliche Umsetzung unkompliziert möglich ist.


Auch die meisten Arbeitgeber sind in der neuen Arbeitswelt angekommen. Einige haben ihre Büroflächen verkleinert, in vielen Unternehmen wird hybrid gearbeitet. Das heißt, ein Teil der Beschäftigten ist vor Ort, ein anderer Teil mobil tätig. Aber nicht überall ist dies der Fall. So berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), dass bei der Allianz Re, dem Rückversicherer der Allianz, ein erbitterter Streit zwischen Betriebsrat und Management über die Frage der Rückkehr in Präsenz tobt. Gut 200 Beschäftigte arbeiten bei dem Unternehmen und die sollen nun an vier Tagen in der Woche wieder aus dem Büro arbeiten.

Rückkehr in Präsenz führt zu Unmut

Wir sind der Wandel-NewsletterDer Betriebsrat befürchtet, dass ein großer Teil der Beschäftigten sogar 100 Prozent wieder in die Präsenzarbeit zurückkehren muss. Obwohl die meisten ihre Arbeit von überall aus erledigen können. Auch habe sich die Geschäftsführung damit gerühmt, ein fortschrittlicher Arbeitgeber zu sein, der den Mitarbeitenden viel Flexibilität zugestehe.

Dieser Arbeitgeber besteht dem Medienbericht zufolge wohl nun darauf, dass die Beschäftigten wieder im Büro anwesend sein müssen. Wohl wissend, dass dies bei vielen eher zu Unmut führt. Die Arbeitnehmervertretenden haben Klage angedroht und argumentieren, die Anordnung zurück zur Präsenz unterliege der betrieblichen Mitbestimmung. Das Unternehmen hingegen argumentiert mit einer seit 2016 geltenden Betriebsvereinbarung.

Egal, wie der Fall ausgehen wird, klar ist schon jetzt: Es wird wohl nicht der einzige Streitfall vor den deutschen Arbeitsgerichten bleiben. Dabei sollten Arbeitgeber vielleicht noch einmal auswerten, ob es in den Jahren der Remotearbeit zu einem Produktivitätsverlust gekommen ist und dieser in Präsenzarbeit geringer ist. Oder ob sie am Ende mit einer Rückkehr in Präsenz nicht vielleicht wichtige Motivation verspielen.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.