Stressfaktor Arbeitsweg: Einfluss auf Arbeitgeberwahl

Pendler-Stau auf Autobahn

Die Debatte über die Zukunft der Arbeit hat mit der Rückkehr vieler ins Büro an Schwung gewonnen. Doch der Arbeitsweg stresst viele und beeinflusst ihre Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgeber.

Ein entscheidender Faktor ist der Arbeitsweg, wie eine Umfrage von Jooble unter 1.188 Arbeitssuchenden aus Deutschland zeigt. Laut dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung pendeln etwa 20 Millionen Deutsche regelmäßig zur Arbeit. Die Jooble-Umfrage ergänzt diese Statistik:
– 19,5 Prozent arbeiten im Umkreis von bis zu 5 Kilometer von ihrem Zuhause.
– 27,4 Prozent pendeln 5 bis 10 Kilometer, 21,7 Prozent 11 bis 20 Kilometer und 23,7 Prozent über 20 Kilometer.
– Nur 7,7 Prozent der Befragten arbeiten vollständig von Zuhause aus.

Ob kurze Strecken oder lange Wege: Der Arbeitsweg ist für viele ein Stressfaktor, der die Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgeber beeinflussen kann.

Entfernung als wichtiger Faktor bei der Jobwahl

Die Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache: 83,8 Prozent der Befragten betrachten die Entfernung zum Arbeitsplatz als wichtigen Faktor bei der Wahl ihres Arbeitgebers. Dies gilt nicht nur für Büroangestellte, sondern auch für Remote-Arbeitende, von denen 76,4 Prozent die Nähe zum Arbeitsplatz als relevant einschätzen.


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Neben der reinen Entfernung spielt die Pendelzeit eine wesentliche Rolle: 54,6 Prozent bevorzugen eine maximale Pendelzeit von 30 Minuten, während 37,7 Prozent bereit sind, bis zu einer Stunde für den Arbeitsweg aufzuwenden. Nur 7,7 Prozent würden eine längere Pendelzeit akzeptieren.

Stressfaktor Pendeln: Die Kehrseite des Arbeitswegs

Für 49,5 Prozent der Befragten ist das Pendeln häufig mit stressbedingten Problemen verbunden, darunter Erschöpfung, Zeitmangel für Familie oder Freizeit, Zugausfälle und Staus. Weitere 24,7 Prozent erleben solche Herausforderungen gelegentlich. Das zeigt: Der Arbeitsweg ist mehr als eine Frage der Zeit – er beeinflusst das Wohlbefinden und die Work-Life-Balance erheblich.

Für viele Beschäftigte sind Homeoffice und flexible Arbeitszeiten attraktive Maßnahmen, um die Pendelbelastung zu reduzieren. Doch nicht jeder Beruf bietet diese Möglichkeit:
– 41 Prozent der Befragten arbeiten in Jobs, die kein Homeoffice oder keine flexiblen Arbeitszeiten zulassen.
– 37,9 Prozent nutzen diese Optionen nicht, obwohl sie verfügbar wären.
– Nur 6 Prozent arbeiten täglich im Homeoffice, und 9,9 Prozent tun dies ein- bis zweimal pro Woche.

Trotz der Herausforderungen wären viele bereit, längere Arbeitswege in Kauf zu nehmen – allerdings nur unter bestimmten Bedingungen:
– 67,8 Prozent nennen ein höheres Gehalt als Hauptanreiz.
– 43,5 Prozent würden für zusätzliche Leistungen wie Fahrtkostenzuschüsse pendeln.
– 41,5 Prozent lassen sich durch bessere Arbeitsbedingungen motivieren, während 30,1 Prozent für spannendere Aufgaben und 26,1 Prozent für bessere Karrierechancen bereit wären, weitere Strecken zurückzulegen.

Irrtümer und Mythen rund ums Arbeitsrecht

Die Umfrage zeigt, dass der Arbeitsweg durchaus zum Jobwechsel führen kann:
– 26,8 Prozent der Befragten haben bereits einmal aufgrund der Entfernung den Arbeitgeber gewechselt, und 22,6 Prozent haben diesen Schritt zumindest erwogen.
– 59,7 Prozent halten es für wahrscheinlich, dass sie wegen eines zu langen Arbeitsweges nach einer neuen Stelle suchen würden.

Unternehmen haben vielfältige Möglichkeiten, die Auswirkungen des Pendelns zu mildern:
– 53,9 Prozent der Befragten wünschen sich Fahrtkostenzuschüsse.
– 50,8 Prozent bevorzugen flexible Arbeitszeiten.
– 34 Prozent sprechen sich für kürzere Arbeitszeiten aus, und 30,8 Prozent sehen die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, als hilfreich an.

Der Arbeitsweg als Dreh- und Angelpunkt der Arbeitgeberwahl

Auch unter den 7,7 Prozent der Befragten, die vollständig remote arbeiten, bleibt der Arbeitsweg ein Thema. 83,9 Prozent dieser Gruppe gaben an, dass die Möglichkeit zum Homeoffice ein entscheidender Faktor bei der Wahl ihres aktuellen Arbeitgebers war. Die Umfrage zeigt zudem, dass Remote-Arbeit nicht nur die Flexibilität steigert, sondern auch als gleichwertig mit Faktoren wie Gehalt oder Karrierechancen wahrgenommen wird.

Die Ergebnisse der Jooble-Umfrage verdeutlichen, dass die Nähe zum Arbeitsplatz eine zentrale Rolle bei der Wahl und Zufriedenheit mit dem Arbeitgeber spielt. Lange Arbeitswege können Stress verursachen, die Lebensqualität beeinträchtigen und sogar zu Kündigungen führen. Arbeitgeber, die flexible Arbeitsmodelle, Homeoffice-Möglichkeiten und Pendelunterstützung bieten, positionieren sich klar im Vorteil – in einem Arbeitsmarkt, der zunehmend von den Bedürfnissen der Arbeitnehmenden geprägt wird.

Für die anonyme Umfrage mit Antwortoptionen hat Jooble vom 17. September 2024 bis zum 16. Oktober 2024 1.188 Jobsuchende aus Deutschland befragt. Die Teilnehmenden  stammen aus verschiedenen Branchen, darunter das Hotel- und Gaststättengewerbe, der Bildungssektor, die IT-Branche, der Produktionssektor, der Bausektor, der Agrarsektor, der medizinische Sektor, die Logistikbranche und andere. Teilgenommen haben Personen ab 18 Jahren. Die Fehlerspanne beträgt nicht mehr als 3 Prozent.

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