Thank God it’s Monday

Susanne Westphal

Die Anforderungen an Beschäftigte und Führungskräfte sind in den letzten Jahren enorm gestiegen – ein Ende ist nicht absehbar. Wie jeder es dennoch schaffen kann, sich auf den Montag als ersten Arbeitstag zu freuen, weiß Susanne Westphal.

Die Anforderungen der neuen Arbeitswelt verlangen nach Antworten, die weit über den Tellerrand der klassischen Unternehmensstrukturen reichen. Statt Präsenz-Meetings und Top-Down-Kultur setzen immer mehr Unternehmen auf „Gamification“ und „Pomodoro-Technik”. Wie innovative Lösungsansätze unser (Arbeits-)Leben leichter machen, erklärt Susanne Westphal im Interview mit Daria Knauer. Als Unternehmensberaterin und Coach legt Susanne Westphal viel Wert darauf, mit innovativen Methoden bessere Leistungen im Arbeitsalltag zu erzielen. In ihrem neuen Buch Die neue Lust an der Arbeit zeigt sie, wie das Gleichgewicht im Berufsleben spielerisch gelingt.


Frauen haben etwas zu sagen, sie müssen allerdings den Raum erhalten, das auch zu tun! Diesen bieten wir mit unserem Format DIE CHEFIN-TALK.
Hier laden wir Frauen ein, mit uns über ihr Thema zu sprechen.


Die Ratgeber: Thank God it’s Monday – jeder Arbeitnehmer wünscht sich, diesen Satz mit voller Überzeugung aussprechen zu können. Was macht Ihre persönliche Lust an der Arbeit aus?

Susanne Westphal: Konfuzius hat mal gesagt: „Wenn Du liebst, was Du tust, wirst Du nie wieder in Deinem Leben arbeiten.“ Ich kann ganz schwer sagen, wie viele Stunden pro Tag ich tatsächlich arbeite, da ich meistens das tue, was mir Spaß macht. Unser angenehmes Gespräch über mein neues Buch: Das ist doch keine Arbeit!

Die Ratgeber: Wie ist dieser Ansatz mit den Anforderungen der Leistungsgesellschaft kompatibel?

Westphal: Mir ist völlig bewusst, dass ich nicht in jedem Beruf nach meinen eigenen Regeln arbeiten kann. Doch es ist unsere freiwillige Entscheidung, in welcher Rolle wir für wen arbeiten. Ist mir diese freie Wahl bewusst, fühlt sich jede einzelne Aufgabe gleich gar nicht mehr so sehr nach Pflicht an. Und was das Tempo angeht, habe ich die Erfahrung gemacht, dass viele gesetzte Fristen willkürliche Termine sind. Häufig sind andere mit meinen Terminvorschlägen dann einverstanden, wenn ich ausprobiere, ob es einen Tag später auch noch reicht.

“Wer sagt denn, dass wir in Teammeetings immer im Kreis sitzen und dabei auf öde Beamerfolien starren müssen?”

Die Ratgeber: In Ihrem Buch empfehlen Sie den Lesern, im Arbeitsalltag auf Zeitmanagementmethoden zu setzen. Inwieweit machen innovative Lösungsansätze unser Arbeitsleben leichter?

Westphal: Wenn mir etwas keinen Spaß macht, lehnt sich in mir alles auf, damit immer weiter zu machen, nur „weil wir das immer schon so gemacht haben“. Wer sagt denn, dass wir in Teammeetings immer im Kreis sitzen und dabei auf öde Beamerfolien starren müssen? Viele Themen lassen sich viel leichter im Stehen oder beim Gehen (draußen!) besprechen.

Ich führe einige Workshops inzwischen komplett ohne Buchung eines Tagungsraums durch. Zuerst finden meine Teilnehmer es überraschend, dass sie bei einer Bergwanderung arbeiten sollen. Doch hinterher bekomme ich regelmäßig das Feedback, dass sie noch nie so intensiv gelernt hätten! Und gesünder ist der Fußmarsch außerdem. Sitzen ist ja das neue Rauchen!

Die Ratgeber: Walk and Talk-Elemente und alternative Workspaces gewinnen heutzutage immens an Zulauf. Genauso der Einsatz von Gamification, die uns beibringt, spielerisch effizientere Arbeitsergebnisse zu erzielen. Was genau ist Gamification?

Westphal: Gamification nutzt unseren ganz natürlichen Spieltrieb im Sinne des Unternehmens: Interaktive Quiz-Spiele machen mehr Freude als das sture Auswendiglernen irgendwelcher Regeln. Wenn Führungskräfte ihre Wochenziele als Wette formulieren und gegeneinander antreten, haben doch alle gleich viel mehr Interesse zu verfolgen, was die anderen Abteilungen so treiben. Auch könnte ein Team mal würfeln oder im Kicker gegeneinander antreten, wenn es darum geht, einer bestimmten Person eine unangenehme Aufgabe zuzuordnen. Ideen gibt es viele!

Die Ratgeber: Was tun, wenn der Chef kein fairer Spieler ist?

Westphal: Doofe Chefs gibt es leider immer wieder. Doch ich habe Hoffnung: Häufig lohnt es sich, einmal im Vier-Augen-Gespräch zu sagen, was einem stinkt. Und wenn eine Situation nicht auszuhalten ist, rate ich meinen Klienten, nicht gleich die Flinte ins Korn zu werfen, sondern lieber einen kleinen Vertrag mit sich selbst zu machen: Wie lange sehe ich mir das noch an? Was muss sich ändern, damit ich gern hier weiterarbeite? Wenn ich mir einen Termin gesetzt habe, bis wann sich etwas ändern muss, fällt es mir leichter, bis dahin alles zu tun, damit sich auch etwas verbessert. Dann kann ich immer noch gehen. Nur eines ist klar: Nichts tun und jeden Tag über den Chef jammern, hilft ganz sicher nicht weiter.

“Manchmal ist eine To-do-Liste ist so lang, dass wir schier nicht wissen, womit wir anfangen sollen.”

Die Ratgeber: Sie empfehlen für ein produktiveres Arbeiten die Pomodoro-Technik. Was genau ist das?

Westphal: Manchmal ist eine To-do-Liste ist so lang, dass wir schier nicht wissen, womit wir anfangen sollen. Dann greift die Pomodoro-Technik: Es ist erwiesen, dass die ideale Zeitspanne für hoch konzentriertes Arbeiten 25 Minuten dauert. Danach sollten wir uns fünf Minuten kurze Pause gönnen. Selbst für unangenehmere Aufgaben scheinen 25 Minuten erträglich. Haben wir uns erst einmal so intensiv in die Arbeit gestürzt, kann es ja gut sein, dass wir auch die nächste 25 Minuten-Einheit dranbleiben. Der Name Pomodoro-Strategie leitet sich übrigens von der tomatenförmigen Küchenuhr ab, mit der der Erfinder Francesco Cirillo seine Experimente durchführte.

Die Ratgeber: Was tun, wenn am Ende des Tages die To-Do-Liste voll, die Tomate aber fast aufgebraucht ist?

Westphal: Jeden Tag bleibt etwas übrig. Oder kennen Sie jemanden, der die letzte Stunde seines Arbeitstages Däumchen dreht? Ich nicht! Deshalb würde ich unbedingt jeden Tag mit meinem Herzensprojekt starten. Wer jeden Morgen zuerst seine E-Mails checkt und beantwortet, arbeitet von Beginn an fremdbestimmt. Wir sollten lieber überlegen: Welche Aufgabe ist mir am wichtigsten? Welches Herzensprojekt will ich vorantreiben? Diesem Thema widme ich die erste halbe Stunde des Tages. Danach bleibt immer noch genügend Zeit für E-Mails. Und das, was am Abend hinten runterfällt, ist nur Kleinkram, der auch morgen noch erledigt werden kann.

 

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