Trotz Arbeit: Frauen tragen kaum zum Familieneinkommen bei

Frau hockt mit ihrer Tochter auf dem Schoß am Straßenrand

Sie verdient zu und er ist der Haupternährer: In kaum einem anderen Land der westlichen Welt tragen Frauen so wenig zum Familieneinkommen bei wie in Deutschland.

Das stellt eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) fest, die derzeit für Aufsehen sorgt. Die Studie problematisiert die hohe Teilzeitquote der Frauen in Deutschland – vor allem, die der Mütter.

Zwar sind die allermeisten Mütter hierzulande mittlerweile berufstätig und erwirtschaften mit ihrer Erwerbstätigkeit immerhin auch Rentenansprüche. Allerdings liegt die Frauenerwerbsquote in den meisten anderen westlichen Industrienationen mit über 80 Prozent weit höher. Und anders als in den europischen Nachbarländern, wo viele Frauen und Mütter Vollzeit berufstätig sind oder wenigstens vollzeitnah beschäftigt sind, gehen die meisten Mütter in Deutschland nur einer Teilzeitbeschäftigung nach. Die meisten haben eine klassische 50-Prozentstelle mit nur 20 Wochenstunden. Das ist einerseits mit dem verfügbaren Angebot an Teilzeitstellen in der Wirtschaft begründet und dass viele Frauen noch immer erleben, dass sie quasi mit Mitteilung der Schwangerschaft aus dem Erwerbsleben weggedacht und oftmals auch tatsächlich weggemobbt werden. Andererseits entscheiden sich viele Frauen auch daher zu einer klassischen Halbtags- oder 50-Prozentstelle, weil sie anders kaum Familie und Beruf miteinander vereinbaren können. Schuld sind fehlende Krippenplätze mit einer Ganztagsbetreuung. Und auch das Schulsystem hierzulande. In vielen Bundesländern fehlen noch immer Ganztagsschulen, was vor allem für Mütter von Kindern im Grundschulalter ein Problem ist. Ist die Schule mittags aus und fehlt ein Betreuungsangebot, sind es in der Regel die Frauen, die ihre Arbeitszeit wieder reduzieren müssen.

Immerhin: Im Nachbarland Österreich und in den Niederlanden sieht es ähnlich schlecht bei der Vollzeitarbeitsquote der Frauen aus. Auch in Österreich fehlen Betreuungsplätze.

Frauen verrichten mehr unbezahlte Arbeit

Das Ende vom Lied sind nicht nur geringe Einkommen aus der langen Teilzeitarbeit der Frauen, es sind auch geringere Rentenansprüche, die in diesen Jahren erworben werden – und damit langfristig gesehen eine vor allem weibliche Altersarmut. In keinem OECD-Land tragen Frauen mit Kindern so wenig zum Haushaltseinkommen bei wie in Deutschland. Der durchschnittliche Anteil bei Paaren mit Kindern beträgt demnach in Deutschland knapp 23 Prozent, in Dänemark 42 Prozent.

Und die finanziellen Konsequenzen wiederum haben Konsequenzen für eine gleichberechtigte Arbeitsteilung in den Familien: Denn die Frauen in Deutschland verrichten fast zwei Drittel der Hausarbeit sowie der Kinderbetreuung und Pflegearbeiten. In Ländern wie etwa in Finnland oder Norwegen, in denen mehr Frauen arbeiten und es eine gut ausgebaute und qualitativ hochwertige Kinderbetreuung gibt, teilen Eltern unbezahlte Arbeit dagegen ausgewogener auf.

An dieser Stelle sei erwähnt, dass in der kommenden Woche – am 1. März 2017 – der bundesweite Equal-Care-Day stattfindet, der auf diese Ungleichverteilung zwischen Männern und Frauen hinweist.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.

Kommentare

  • Hallo Tina
    Während des Berufslebens oder wenn die Personen angehörige pflegen machen sie sich keine Gedanken über die Rente – erst später oft ist das Erwachen richtig böse oder wenn der Partner einen verlässt und die Frauen dann auf einmal auf eigenen Beinen stehen müssen.
    Zum Glück hat mir meine Mutter immer vorgelebt, dass es wichtig ist, selbstständig für sich einstehen zu können.
    Grüße
    Gabriele

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