Gründer brennen in der Regel für ihre Idee. Bei Sophie Radtke und Therese Köhler von heycater! ging es sogar so weit, dass sie für ihre Gründung zeitweise auf den Sofas von Freunden schliefen.
Kennengelernt haben sich Sophie Radtke (26) und Therese Köhler (27) über gemeinsame Freunde. Und während Köhler vor der Gründung für das Beauty-Startup Vaniday tätig war, arbeitete Radtke, die auch den Blog Gastroinferno betreibt, als Einkäuferin im Berliner Quartier 206 und war kurz für Foodora tätig.
Mit heycater! haben beide 2015 eine Onlinebuchungsplattform für Catering, Food Trucks, Privatköche und Barkeeper gegründet. Seitdem stehen in Berlin, Bonn, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und München rund 120 Partner für Business-Veranstaltungen jeder Art zur Verfügung, damit Unternehmen schnell und reibungslos ihr Catering online bestellen können.
Frauen haben etwas zu sagen, sie müssen allerdings den Raum erhalten, das auch zu tun! Diesen bieten wir mit unserem Format DIE CHEFIN-TALK.
Hier laden wir Frauen ein, mit uns über ihr Thema zu sprechen.
Die Ratgeber: Wie sind Sie auf die Idee gekommen?
Therese Köhler: Ich musste für meinen damaligen Chef ein Fotoshooting organisieren und wollte für die Models gesunde Snacks bestellen. Die Recherche nach einem passenden Catering-Unternehmen hat extrem lange gedauert. So kam ich auf die Idee, eine Online-Plattform für Catering zu gründen – das gab es zu dem Zeitpunkt noch nicht.
Die Ratgeber: Ihre Idee war gänzlich neu?
Köhler: In Europa gab es nichts in dieser Richtung, nur in den USA.
“Die größte Hürde war unsere Suche nach Kapital.”
Die Ratgeber: Wie groß war die Angst vor dem finanziellen Risiko?
Köhler: Sehr gering. Wir wussten ja, dass es erst einmal kein Gehalt gibt und agierten daher sehr sparsam. Eine Zeit lang haben Sophie und ich unsere Wohnungen bei Airbnb vermietet und bei Freunden auf der Couch geschlafen – an dieser Stelle Danke an Claus Heintzeler –, um über die Runden zu kommen. Unsere Leidenschaft war letztendlich größer, als die Angst zu scheitern.
Die Ratgeber: Wie haben Sie Ihr Startup finanziert?
Köhler: Wir haben im August 2015 zwei Business Angels für die erste Finanzierungsrunde gewinnen können. Der erste Angel kam aus unserem Freundeskreis. Den zweiten Angel haben wir über LinkedIn gefunden. Wir haben einfach ganz mutig geeignete Partner angeschrieben – eine richtige Kaltakquise. So konnten wir unseren zweiten Business Angel, einen der Managing Directors der BCG Digital Ventures, von unserem Konzept überzeugen.
Die Ratgeber: Was war die größte Hürde bei der Gründung?
Köhler: Während in den USA bereits über 50 Millionen in ähnliche Projekte investiert wurden, mussten wir um unsere Investoren kämpfen. Denn an den Food B2B-Bereich hat zu dem Zeitpunkt in Deutschland noch keiner geglaubt. Die größte Hürde war also unsere Suche nach Kapital.
“Ich habe schon einige Start-ups an ihrem Setup scheitern sehen.”
Die Ratgeber: Was raten Sie anderen Gründern, die kurz vor dem Start in die Selbstständigkeit stehen?
Köhler: Sehr wichtig ist, sich den richtigen Partner zu suchen. Ich habe mit Sophie ganz viel Glück gehabt, denn wir ergänzen uns sehr gut. Ich habe schon einige Start-ups an ihrem Setup scheitern sehen. Man muss sich gegenseitig einen großen Vertrauensvorschuss geben – und das geht nicht mit jedem.
Ein wichtiger Rat: „Never give up“! Die Chance auf die Finanzierung einer Start-up-Idee ist statistisch sehr gering. Daher muss man bereit sein, einen Marathon zu laufen, mutig sein Leute anzusprechen sowie sie mit der eigenen Begeisterung anzustecken. Ebenfalls wichtig ist, ausreichend Zeit einzuplanen. Im Nachhinein würde ich heute einiges anders machen. Wir hatten den Drive, uns ganz schnell zu beweisen. Inzwischen würde ich mir mehr Zeit für die Roadmap-Planung nehmen.
Das Thema Zeit ist auch entscheidend, wenn man Mitarbeiter einstellt. Eigentlich muss man nach einer gelungenen Finanzierung sofort am nächsten Tag loslegen. Die ersten Leute, die man einstellt, bestimmen aber die Unternehmenskultur sehr stark mit. Dementsprechend sollte man sich zu 100 Prozent sicher sein, dass sie auch ins Konzept passen. Von unseren 30 Angestellten sind in den ersten zwei Jahren nur zwei wieder gegangen – das ist ungewöhnlich für Start-ups. Wir sind sehr stolz darauf, dass sich unsere Leute bei heycater wohlfühlen.
Zu guter Letzt rate ich jedem Gründer, auf seine Intuition zu hören. Ich hatte in vielen Dingen das richtige Bauchgefühl, habe dem aber nicht getraut, da ich wenig Erfahrung hatte. Was für ein Fehler, denn meistens lag ich richtig. Man sollte also Mut zur Intuition haben und selbstbewusst dahinter stehen.