Eine Umfrage der Zeitschrift Brigitte widerlegt Klischees: Frauen zeigen verstärkt Solidarität im Berufsleben und bei der Kindererziehung. Doch trotz positiver Entwicklungen besteht weiterhin Handlungsbedarf.
Die gängigen Klischees über Zickenkriege im Büro und Konkurrenzkämpfe unter Müttern, oft als “Mummy Wars” bezeichnet, treffen selten zu. Das zeigt die aktuelle Studie Generation Wir von der Zeitschrift Brigitte. Laut der Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut forsa unter 2.006 Frauen und Männern ab 18 Jahren durchführte, erleben 63 Prozent der befragten Frauen im Berufsleben häufig Unterstützung durch andere Frauen. Nur sechs Prozent sehen sich regelmäßig in Konkurrenz zu anderen Frauen. Diese Zahlen widerlegen das Stereotyp der ständigen Rivalität unter Kolleginnen und deuten auf eine zunehmende Solidarität unter Frauen am Arbeitsplatz hin.
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Auch im Bereich der Kindererziehung zeigt sich ein ähnliches Bild: 41 Prozent der befragten Mütter berichten von einer gegenseitiger Unterstützung im Alltag. Zwar vergleichen sich 17 Prozent häufig mit anderen Müttern, doch nur drei Prozent fühlen sich oft kritisiert. Auch hier überwiegen Zusammenhalt und Unterstützung.
Handlungsbedarf vor allem beim Thema Bezahlung
Trotz dieser positiven Entwicklungen sehen viele Frauen weiterhin Nachholbedarf, besonders beim Schutz vor Gewalt und Sexismus. Laut der Studie hat jede vierte Frau (24 Prozent) in Deutschland häusliche Gewalt erfahren, und fast zwei Drittel (63 Prozent) haben sexuelle Belästigung erlebt. Die Soziologin Paula-Irene Villa-Braslavsky bezeichnet diese Zahlen als alarmierend und betont, dass das wachsende Bewusstsein für diese Probleme ein hoffnungsvolles Zeichen ist. Sie sieht darin einen wichtigen Anstoß für notwendige politische und rechtliche Veränderungen.
Ein weiteres Thema, bei dem Wunsch und Realität auseinanderklaffen, ist die Gleichberechtigung in der Arbeitswelt, besonders bei der Bezahlung. Fast ein Drittel der Frauen (27 Prozent) beklagt, dass sich hier nichts verbessert habe. Besonders besorgniserregend ist die finanzielle Absicherung im Alter: Jede vierte Frau rechnet mit einer Rente von unter 1.000 Euro im Monat. Dabei zeigt die Studie auch regionale Unterschiede auf: Im Westen Deutschlands erwarten 24 Prozent der Frauen eine niedrige Rente, während es im Osten nur 16 Prozent sind.
Unterstützung und Solidarität unter Frauen werden zunehmend wichtiger
Ein zentrales Anliegen der Frauen bleibt die gleichberechtigte Aufteilung von Erwerbs- und Betreuungsarbeit. Die Umfrage zeigt, dass 77 Prozent der Frauen und 70 Prozent der Männer für eine gerechte Verteilung dieser Aufgaben sind. Dennoch hinkt die Realität oft hinterher. Zwar möchten 73 Prozent der Frauen und 66 Prozent der Männer die Elternzeit gleichmäßig aufteilen, doch in der Praxis wird dies oft nicht umgesetzt. Erschreckend ist, dass 45 Prozent der befragten Männer nach wie vor der Meinung sind, Frauen seien “im Allgemeinen” besser für die Kinderbetreuung geeignet (bei den Frauen sind es 22 Prozent). Gleichzeitig rechnen 64 Prozent der Männer und 73 Prozent der Frauen damit, dass Väter, die ihre Arbeitszeit reduzieren oder Elternzeit nehmen wollen, in Unternehmen auf Probleme stoßen könnten.
Die Ergebnisse der Umfrage liefern wichtige Einblicke in die aktuelle Situation und die Wünsche von Frauen in Deutschland. Anlass der Studie ist das 70-jährige Bestehen der Frauenzeitschrift Brigitte in diesem Jahr. Die Zeitschrift hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Lebensrealitäten von Frauen in den Fokus zu rücken und zu zeigen, dass Unterstützung und Solidarität unter Frauen zunehmend wichtiger werden – auch wenn noch viele Herausforderungen bestehen.