Viele Beschäftigte verkaufen sich unter Wert

Mehrere Personen sitzen vereinzelt an Tischen

Eine aktuelle Befragung zeigt: Fast 40 Prozent der Beschäftigten verhandeln nie ihr Gehalt, jede und jeder Vierte hatte noch nie eine Gehaltssteigerung und fünf Prozent warten darauf, dass ihr Arbeitgeber auf sie zukommt. Dabei zahlt es sich aus, zu verhandeln.

Laut dem Statistischen Bundesamt sind die Reallöhne in Deutschland um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. Die Inflation in Deutschland bleibt unverändert hoch – allein im Januar lag sie bei 4,9 Prozent. Wer jetzt nicht von einem Tarifvertrag profitiert – und nicht einmal jeder und jede Zweite arbeitet noch unter tariflich geregelten Bedingungen – muss für seine Gehaltsentwicklung selbst sorgen. Das aber tun immer weniger Menschen.

Die Geldanlageplattform WeltSparen hat mit dem Meinungsforschungsinstitut YouGov über 2.000 Personen befragt, um herauszufinden, wie gut die Deutschen verhandeln. Die Ergebnisse der repräsentativen Studie zeigen: Es besteht noch Handlungsbedarf, denn viele Beschäftigte verkaufen sich unter Wert. Fast 40 Prozent der Beschäftigten etwa verhandeln nie ihr Gehalt, jede und jeder Vierte hatte noch nie eine Gehaltssteigerung und fünf Prozent warten darauf, dass ihr Arbeitgeber auf sie zukommt. Oder sie konnten ein höheres Einkommen durch einen Jobwechsel erreichen.

Wer verhandelt, bekommt mehr Gehalt

Dabei zahlt es sich aus, zu verhandeln: 42 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich nach einer Verhandlung im Einkommen steigern konnten. Hohe Sprünge sind dabei jedoch selten: Gut elf Prozent erzielten maximal eine Gehaltserhöhung von drei bis fünf Prozent, neun Prozent hatten Steigerungen über einen bis zu drei Prozent. Aber immerhin sieben Prozent der Befragten hatte ein Plus von über sieben bis zu zehn Prozent mehr Lohn. Weitere acht Prozent hatten Steigerungen von mehr als zehn Prozent. Und fünf Prozent erzielten sogar mehr als 15 Prozent mehr an Vergütung.

Und welche Argumente überzeugen? Tatsächlich spielen die steigende Inflation und die Lebens- und Energiekosten sowie Wohnpreise eine immer stärkere Rolle in der Argumenttion. Aber auch die Anpassung an das branchenübliche Gehalt, die eigene Arbeitsleistung, abgeschlossene Projekte und mehr Verantwortung sind beliebte Argumente. Im Vorteil ist, wer klar darlegen kann, dass er oder sie einen konkreten Mehrwert für das Unternehmen darstellt oder Kosten eingespart hat.

Tina Groll

Tina Groll arbeitet hauptberuflich als Redakteurin bei ZEIT ONLINE im Ressort Politik & Wirtschaft. 2008 zeichnete sie das Medium Magazin als eine der “Top 30 Journalisten unter 30 Jahren“ aus. Sie ist Mitglied im Deutschen Presserat sowie als Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union tätig. Als Autorin von WIR SIND DER WANDEL beschäftigt sie sich mit der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik.